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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot
Autoren: George Elizabeth
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angerichtet?«
    »So würde ich es nicht ausdrücken.«
    »Aber gedacht hast du es.«
    »Was den Schlamassel angeht, ja. Was dich angeht, nein.«
    Bea konnte den Ausdruck freundschaftlichen Mitgefühls auf seinem Gesicht nicht länger ertragen und wandte sich ab. Sie starrte aus dem Fenster, das bei Tageslicht einen Ausblick auf einen Teil des Gartens bot – oder was als ihr Garten herhalten musste, der um diese Jahreszeit längst hätte gemulcht sein müssen, wie sie wusste, stattdessen aber offen für die Samenkörnchen dalag, die die Feldlerchen und Hänflinge herbeitrugen. Aus diesen Samen wuchs Unkraut, und in ein oder zwei Monaten würde ihr ein Riesenberg Arbeit bevorstehen. Nur gut, dass sie im Fenster nichts als ihr Spiegelbild sah und das von Ray hinter ihr. Dies lenkte sie ab von der Herkulesaufgabe, die sie sich selbst durch mangelnde Aufmerksamkeit für ihren Garten aufgehalst hatte.
    »Ich war wild entschlossen, dir die Schuld daran zu geben.«
    »Woran?«
    »An dem Schlamassel. Die unzureichende Einsatzzentrale. Für Geld und gute Worte kein Team von Kriminalisten zur Verfügung zu haben. Und ich stand da mit Constable McNulty und Sergeant Collins und wen immer du mir sonst noch zu schicken beliebtest …«
    »So war es nicht.«
    »Oh, das weiß ich.« Ihre Stimme klang erschöpft, und genau das war sie. Sie fühlte sich, als wäre sie viel zu lange stromaufwärts geschwommen. »Aber ich war diejenige, die Constable McNulty ausgeschickt hat, um den Kernes mitzuteilen, dass es Mord war. Ich hatte gedacht, er würde seinen Verstand gebrauchen, aber natürlich habe ich mich geirrt. Und als ich erfuhr, was er ausgeplaudert hatte, hab ich gedacht, wir finden schon noch etwas anderes, irgendeine Kleinigkeit, irgendein Detail … egal was. Irgendetwas, was als Stolperdraht dienen würde, sobald der Mörder vorbeigeschlendert käme. Aber wir hatten nichts …«
    »Vielleicht findest du noch etwas.«
    »Das bezweifle ich. Es sei denn, eine Bemerkung über ein Surfposter zählt, aber damit kann die Staatsanwaltschaft wohl kaum etwas anfangen.« Sie stellte die Biskuitschachtel ab. »Ich habe mir immer eingeredet, es gäbe keinen perfekten Mord. Die Kriminaltechnik ist zu weit entwickelt. Solange es Leichen gibt, gibt es einfach zu viele Testmethoden und Experten. Niemand kann morden, ohne eine Spur von sich zu hinterlassen. Es ist unmöglich. Einfach nicht zu schaffen.«
    »Und das stimmt, Beatrice.«
    »Aber was ich nicht gesehen habe, sind die Schlupflöcher. All die Möglichkeiten, die ein Mörder hat, um dieses … dieses ultimative Verbrechen zu planen, zu organisieren und auszuführen, und das auf eine Weise, dass es für jedes Detail eine harmlose Erklärung gibt. Dass selbst die flüchtigsten forensischen Beweise als gewöhnliche Spuren eines unschuldigen Alltagslebens interpretiert werden können. Das habe ich nicht gesehen. Und warum nicht?«
    »Vielleicht weil dir andere Dinge durch den Kopf gingen. Du warst abgelenkt.«
    »Zum Beispiel?«
    »Andere Bereiche deines Lebens. Denn dein Leben hat andere Bereiche, egal wie sehr du versuchst, es zu leugnen.«
    Sie wollte ihm ausweichen. »Ray …«
    Er hatte offenbar nicht die Absicht, das zuzulassen. »Du bist nicht ausschließlich ein Cop«, sagte er. »Herrgott noch mal, Beatrice, du bist doch keine Maschine.«
    »Das bezweifle ich manchmal.«
    »Nun, ich nicht.«
    Dröhnende Musik kam von oben: Pete bei der CD-Auswahl. Einen Moment lauschten sie dem Kreischen einer elektrischen Gitarre. Pete bevorzugte Oldies. Jimi Hendrix war sein Idol, aber im Notfall tat es auch Duane Allman mit seinem Bottleneck.
    »Gott«, sagte Ray. »Kauf dem Jungen einen iPod!«
    Sie grinste und kicherte dann schelmisch vor sich hin. »Es ist schon was Besonderes, dieses Kind.«
    »Unser Kind, Beatrice«, verbesserte Ray leise.
    Sie antwortete nicht. Stattdessen nahm sie die Packung Karamellbiskuit und warf sie in den Mülleimer. Dann wusch sie den Löffel ab und legte ihn auf die Spüle.
    Ray fragte: »Können wir jetzt darüber reden?«
    »Wirklich großartiges Timing …«
    »Beatrice, ich will schon seit Ewigkeiten mit dir darüber reden. Das weißt du ganz genau.«
    »Das stimmt. Aber im Moment … Du bist doch ein Cop und nicht mal ein schlechter. Du siehst genau, was mit mir los ist. Du schnappst den Verdächtigen in einem schwachen Moment. Du führst den schwachen Moment herbei, wenn du kannst. Das ist simples, polizeiliches Grundwissen, Ray.«
    »Das hier
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