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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
Autoren: Jan Beinßen
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können wir vielleicht noch retten. Die können wir aufspüren und sie aus ihren Gefängnissen befreien.«
    »Nun bist es aber eindeutig du, die den Sinn für Verhältnismäßigkeiten verliert. Und außerdem: Diesen ganzen Schmarrn hast du mir bereits erzählt, als sich ganz Deutschland im Einheitstaumel in den Armen lag. Als du mich überredet hast, drüben in der Zone in ausgedienten Bergwerkstollen nach deinem Ramsch zu wühlen, hast du genau die gleichen dünnen Argumente vorgebracht.«
    Mit großen Augen sah Gabi sie an: »Und? Hatte ich nicht recht?«
    »Nein! Hattest du nicht! Vor allem hattest du nicht das Recht, mich da mit reinzuziehen. Ich habe für dich Bergungsgeräte, Gasmasken und all das andere Zeug besorgt, habe mein Studium dafür sträflich vernachlässigt! Und wofür? Was hat es letztendlich gebracht? Ein paar Kleinmeister, von denen du die meisten nicht einmal zuordnen konntest. Nach so vielen Jahren. Du bist eine Träumerin, Gabi.«
    Gabriele stand wie festgenagelt vor ihrem Regal. Sie sah blass aus. Und übernächtigt, so, als wäre sie in den letzten Minuten sprunghaft gealtert.
    Sina hatte sie an einem empfindlichen Nerv getroffen. »Gabi, es tut mir leid. Aber du hast es dir selbst eingebrockt. Diese ganze Schatzsucherei hat irre Spaß gemacht, aber sie war eben auch irre blöd. Wenn es in den neuen Bundesländern wirklich so viel zu bergen gegeben hätte, dann wären wir beiden wohl die Letzten gewesen, die davon profitiert hätten. Sieh es doch mal realistisch.«
    Die andere wollte widersprechen: »Die haben da genug vielversprechende …«
    Aber ihre Freundin unterbrach: »Nein, diesmal will ich das letzte Wort haben. Ich sage: Lass uns aufhören mit diesem Quatsch. Ich will davon nichts mehr hören. Wenn du mit all dem nur bezwecken wolltest, dass ich den Roman nicht schreibe, gut. Dann hast du dein Ziel erreicht. Ich lass ihn sausen! Und nun ist Schluss mit dieser Sache, o. k.? Gib mir dein Telefon und erlaube mir, mich um wirklich wichtige Dinge zu kümmern, ja?«
    »Um wichtige Dinge? Sag nicht, dass du Klaus damit meinst?«
    Sina stand auf und versetzte Gabi einen freundschaftlichen Knuff in die Seite. »Doch, ich meine Klaus. Der ist wenigstens real. Kein Hirngespinst wie deine verschollenen Rubens-Pinseleien, deine Flincks oder Van Dammes …«
    »Vermeer«, korrigierte Gabi. »Vermeer heißt der Gute.«

6
    »Bist du der Weihnachtsmann?« Mit breitem Grinsen deutete Klaus auf den Jutesack, der Sina über die Schulter hing. Klaus hatte die 30 kürzlich überschritten. Sein Bauchansatz verriet, dass der frühere Leichtathlet seinen Sport seit längerer Zeit vernachlässigte. Die ersten feinen Silberstreifen in seinem dichten schwarzen Wuschelhaar gaben ihm trotz seiner jugendlichen Gesichtszüge eine gewisse Reife.
    Sina boxte ihn kumpelhaft in den Magen: »Vielleicht lässt du mich erst mal reinkommen.«
    Klaus blieb breitbeinig im Eingang stehen: »Nein, erst muss ich deine herrlich hilflose Lage ausnutzen. Selten genug, dass du mal keine Hand frei hast.« Er setzte der verdutzten Sina einen schmatzenden Kuss auf die Wange. »So, jetzt darfst du reinkommen und deine Geschenke verteilen.«
    In der Zweizimmerwohnung unter dem Dach eines etwas heruntergekommenen Jugendstilhaues im Stadtteil St. Johannis sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Alte Zeitschriften waren über den ganzen Flur verteilt, überall lagen Wäschestücke, dazwischen leere Joghurtbecher. Da kein Tisch oder Stuhl frei war, ließ Sina ihren Sack einfach auf den Boden fallen. »Freu dich nicht zu früh, Klaus. Ich bin nicht der Weihnachtsmann. Auch nicht die Weihnachtsfrau.« Klaus sah sie verständnislos an, als Sina einen massiven Messingkerzenhalter aus dem Sack zog. »Aus Gabrieles Schatzkammer. Sie hat mich gebeten, ein paar Antiquitäten zu katalogisieren.« Nun fischte sie einen daumendicken großformatigen Wälzer aus dem Beutel. »Hier drin darf ich nachschlagen, aus welcher Stilepoche die Dinger stammen.«
    Klaus hockte sich neben sie. »Ist das etwa immer noch Zeug von euren Raubrittertouren durch die Ex-DDR?«
    Sina drückte ihm ihren Zeigefinger auf den Mund: »Pssst! Offiziell weißt du nichts davon!«
    »Sorry, hatte ich wohl einen Moment vergessen. Aber mal im Ernst: Habt ihr eure Pleiteaktion immer noch nicht ad acta gelegt?«
    Sie nickte: »Ich für meinen Teil hätte es längst. Aber du kennst ja Gabi. Du wirst es nicht glauben: Sie will sogar noch mal rüber.«
    Klaus verdrehte die Augen: »Was?
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