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Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk
Autoren: J Mullany
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sie.
    Dann schaute ich noch mal nach meinen E-Mails. Zwei neue Nachrichten waren eingegangen. Eine kam von Julie, einer ernsthaften Musikstudentin, die sagte, sie könne die Schicht am Freitagabend übernehmen, allerdings wollte sie um Mitternacht zu Hause sein. Das war schon okay. Ich konnte danach noch für ein paar Stunden übernehmen.
    Die andere Mail kam vom irischen Kobold, wie Hugh ihn genannt hatte. Auf mich hatte der Typ eigentlich einen ganz normalen Eindruck gemacht. Kein gedellter Hut und keine Schnallenschuhe weit und breit. Ich erinnerte mich vage an einen kleinen schlanken Mann mit wildem kupferfarbenem Haar, einer stahlumrandeten Brille und einem merkwürdigen Kinnbärtchen. An die Belustigung in seiner Stimme und an seinen Akzent.
    Ich interessiere mich immer noch für das Apartment, falls es verfügbar ist. Bitten lassen Sie es mich wissen, wann ich es mir angucken kann.
    Ein echter Gentleman. Kein Wort über Weihnachten oder Unterwäsche oder darüber, dass seine zukünftige Vermieterin sich auf dem Sofa hatte rammeln lassen wie ein Karnickel.
    Ich schaltete alle Lichter aus, schlüpfte in meine Bikersachen und schaltete die Alarmanlage ein. Dann war ich draußen in der kalten Nacht. Über mir funkelten die Sterne.
    Konnte Mr D. die Sterne von seiner Hütte aus sehen? Oder stand sie mitten im Wald? Ich war ziemlich sicher, dass er in einer Hütte oben in den Bergen wohnte. Allerdings besaßen die meisten Leute hier in der Stadt auch Holzfußboden und Holzöfen.
    Ich fuhr los und raste den Berg hoch. Ich wollte mich richtig auspowern. Im Dunkeln Rad zu fahren machte mir nichts aus. Zu jeder Tages- und Nachtzeit waren in dieser umweltbewussten Stadt Leute mit dem Fahrrad unterwegs. Während ich durch den beißend kalten Wind sauste, dachte ich darüber nach, das Apartment zu vermieten. Und an die Mäuse im Keller … häusliche Dinge eben.
    Ich dachte über alles Mögliche nach, nur um nicht an das zu denken, was Mr D. vorgeschlagen hatte.
    Nachdem ich Patrick zurückgeschrieben hatte, dass er am nächsten Tag nach drei Uhr jederzeit kommen könnte – was etwas verfänglich klang, weshalb ich es in vorbeischauen abänderte –, konnte ich nicht einschlafen. Ich wanderte durch das Haus, das ohne Hugh jetzt so leer war. Ich konnte es nicht länger vor mir herschieben, ich musste mich der brennenden Frage stellen, ob ich in Bezug auf Mr D. die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Musste ich wohl. Schließlich gab es jetzt kein Zurück mehr.
    Zu meiner Überraschung hatte dieser Mann, der seit so vielen Monaten in allen Belangen so unglaublich ausweichend gewesen war, vorgeschlagen, mich zu treffen. Ein Orgasmus – mein Orgasmus, wenn er die Wahrheit gesagt hatte, und ich wusste bis jetzt nicht, ob er auch gekommen war –, und er änderte sofort seine Meinung?
    Außerdem war ich verwirrt und wütend. Ich hatte mich gestreichelt, hatte Verbalerotik betrieben und hemmungslos gestöhnt. Man könnte sagen, ich hatte gestern Nacht meine Telefonsex-Jungfräulichkeit verloren. Diesen ziemlich intimen Moment hatte ich mit jemandem geteilt, der nicht dasselbe getan hatte. Ich hatte ihm quasi eine Vorstellung geliefert. Wenn ich das gewusst hätte … Danach war ich jedenfalls nicht in der richtigen Stimmung gewesen, mich zu etwas überreden zu lassen.
    „Aber natürlich sollten wir uns treffen.“
    „Nein“, hatte ich widersprochen.
    „Ich war noch nie so intim mit einer Frau. Nicht mal während meiner Ehe …“
    „Du kennst mich nicht. Für dich bin ich nur eine Fantasie, und du bist für mich ebenfalls eine Fantasie. Das sollte besser so bleiben.“
    „Jo! Jetzt schubs mich doch nicht weg. Ich verstehe, dass du nach dem, was Hugh dir angetan hat, verletzt bist. Aber …“
    „Woher weißt du denn, dass nicht ich es war, die Hugh abserviert hat?“ Jetzt war ich richtig wütend. „Außerdem geht es hier nicht um Hugh, sondern um dich und mich. Denk doch mal nach, Mr D. Ich kenne nicht mal deinen Namen. Du warst nicht gerade das, was man offen nennt, verstehst du?“
    „Mein Name? Du willst also meinen Namen wissen? Er lautet …“
    „Hör auf!“ Ich keuchte, als sei ich gerade mit dem Fahrrad einen Hügel hinaufgerast. „Sag ihn mir nicht!“
    „Was genau willst du von mir, Jo?“ Seine Stimme klang sanft und beinahe traurig.
    Ich weiß es nicht. Dich. Vielleicht.
    Und dann dachte ich an all die Männer, die ich irgendwann mal geliebt hatte. Männer, die behauptet hatten, meine Liebe zu
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