Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirk und ich

Dirk und ich

Titel: Dirk und ich
Autoren: Andreas Steinhöfel
Vom Netzwerk:
schnell die Plane auseinander und warfen sie mit Schwung über das Gestänge, und Papi rief Mami zu, bitte schön, die Dame, so schnell geht das, wenn man das richtig macht, und jetzt könnte er ruhig kommen, ihr blöder Sturm.
    Mami wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht und dann guckte sie Papi an und sagte, vielleicht wäre es dann besser, wenn wir die Plane vorher noch richtig herum auf die Stangen schmissen, bevor er kommen würde, der Sturm.
    Es stimmte wirklich, die Plane lag falsch rum über den Zeltstangen, mit der Innenseite nach außen.
    Ich fand das nicht so schlimm, weil, bei dem vielen Regen war es besser als nichts, aber Papi hüpfte herum wie Rumpelstilzchen und versuchte die Plane wieder von den Stangen herunterzuziehen und er schrie Dirk und mich an, wir sollten nicht blöd rumstehen, sondern gefälligst helfen.
    Der Wind war jetzt richtig stark. Die Plane flog an den Seiten hoch und flatterte wie wild, und Dirk und ich sprangen durch die Matsche und versuchten einen Zipfel zu erwischen. Weil die Stangen noch nicht am Boden festgeschraubt waren, fing alles an zu wackeln, und das konnte ein Blinder sehen, dass das nicht gut gehen würde.
    Mami rief, du meine Güte, Peter, lass die Plane über dem Gestänge und komm mit den Kindern zurück ins Auto!
    Aber Papi zerrte weiter am Zelt rum und er schrie die Plane an, sie wäre ein Miststück, er würde sich doch nicht verhohnepipeln lassen von einem Stück Plastik und dass er sie fertigmachen würde.
    Mami musste ein paar Stangen festhalten, weil die sich langsam zur Seite neigten. Dirk und ich, wir hielten auch irgendwas fest, ich weiß nicht mehr, was, es war so ein Durcheinander.
    Und plötzlich hupte es.
    Erst dachte ich, Björn wäre langweilig geworden und er hätte im Auto gespielt und wäre dabei an die Hupe gekommen.
    Aber es war nicht Björn. Es war der alte Johann mit seiner Elfriede und ihrem Dackel Sissi. Sie standen mit ihrer rostigen Klapperkiste hinter unserem Auto und kamen nicht dran vorbei.
    Mami sagte, auch das noch, das hätte gerade noch gefehlt, und dass Johann bestimmt zu seinem Wohnwagen wollte. Der stand nämlich auf dem Grundstück neben unserem und Johann und Elfriede, das waren unsere Feinde. Sie konnten uns nicht leiden und hatten immer was zu motzen, weil Dirk und ich Sissi mal eine Unterhose von mir angezogen und ihr eine Schleife um den Schwanz gebunden und ein Hütchen aufgesetzt hatten, weil wir Mutter, Vater, Kind mit ihr spielen wollten.
    Auf jeden Fall, jetzt standen sie da im Gewittersturm und Johann hörte und hörte nicht auf zu hupen.
    Papi schrie, der Alte wäre ja wohl nicht ganz dicht in der Birne, der würde doch sehen, dass wir unser Auto jetzt nicht wegfahren könnten, weil sonst das ganze Zelt durch die Gegend fliegt!
    Ich guckte zu unserem Auto und da sah ich, wie Björn auf dem Rücksitz stand und mit seinen kleinen Händchen am Fenster rumpatschte und heulte, weil ihm das Gewitter Angst machte und das Gehupe von Johann.
    Mami hatte es auch gesehen und rief Papi zu, jetzt reicht’s ja wohl, sie müsste zu Björn und es wäre ihr egal, ob das Zelt zusammenkracht oder nicht.
    Sie ließ einfach die Stangen los und rannte durch den Regen zum Auto. Das Zelt fing sofort an zu wackeln.
    Papi schrie hinter Mami her, dann sollte sie wenigstens das Auto wegfahren, damit der Schwachkopf von Johann mit dem Hupen aufhören würde.
    Das hätte Mami auch getan, aber es ging nicht, weil Björn alle Knöpfchen an den Türen runtergedrückt hatte und der Schlüssel noch im Zündschloss steckte. Mami wedelte mit ihren Armen vor der Windschutzscheibe rum, damit Björn eine Tür aufmachte, aber Björn war damit beschäftigt zu heulen, und wenn er heulte, dann war ihm alles egal.
    Mami schrie, verdammter Mist und Papi sollte gefälligst sofort zum Auto kommen, sein jüngster Sohn wäre in Schwierigkeiten.
    Aber Papi war selber in Schwierigkeiten, weil die Stangen, die Mami gehalten hatte, plötzlich umkippten, und jetzt war nichts mehr zu retten, das ganze Zelt fiel zusammen. Die einzige Stange, die noch stand, war die, die Dirk und ich festhielten.
    Dirk tapste in einer Pfütze rum und sang Regentropfen, die an mein Fenster klopfen und ich glaube, Papi hätte ihm eine gescheuert, wenn er nicht damit beschäftigt gewesen wäre, mit der Plane zu kämpfen. Die sah aus wie ein riesiger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher