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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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immer mit seinem großen Bruder verglichen. Er aber nahm es gelassen, wurde kein Profi, dafür aber ein guter Freund.
    Ein Weihnachtsbaum aus Plastik
    Nicht, dass Sie denken, dass in Ghana nicht Weihnachten gefeiert wird. Natürlich denken auch Christen in Ghana an die Geburt Jesu. Doch in Afrika ist das ein Fest der Familie, das am 25.12. begangen wird, während der Heilige Abend eher eine untergeordnete Rolle spielt.
    Bei uns gab es ein festes Ritual. Nach dem Gottesdienst am Morgen gingen wir immer zur Mutter meines Vaters, die mittlerweile leider schon verstorben ist. Da wurde dann viel gegessen. Man servierte, was sonst, Fufu und natürlich, weil es ein besonderer Tag war, auch ein Hähnchen. Man tanzte zu afrikanischer Musik und wir Kinder freuten uns über die Geschenke. Das waren aber nicht aufwendig verpackte Spielsachen, sondern ganz einfache Dinge wie Kekse, die es schließlich nicht allzu oft gab. Für mich aber war das nicht nur deshalb ein toller Tag. Was zählte, war, dass ich auch meine ganze Verwandtschaft, meine Cousins und Cousinen endlich einmal wiedersah. Da war dann mächtig etwas los, wie immer, wenn große Familien sich treffen und alle gemeinsam feiern. Und ganz ehrlich: Auch außerhalb der Weihnachtszeit kamen wir oft genug zusammen. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass wir Kinder kurz vor der Weihnachtszeit fast jedes Jahr eine Krippe miteinander gebaut haben. Jeder brachte etwas mit, damit wir die Geburtsstätte Jesu so schön wie möglich gestalten konnten. Und mit dieser Krippe wurde dann voller Inbrunst die Geschichte Jesu nachgespielt. Daran hatten wir großen Spaß und natürlich weckte es auch unsere Vorfreude auf das Fest und, nicht zu vergessen, auch auf die Kekse.
    Ganz anders aber war es auf einmal in Deutschland. Ich war am 11. November gelandet und hatte mich zwangsweise mit der Kälte schon etwas vertraut gemacht. Schnee jedoch hatte ich noch nicht gesehen. Plötzlich fielen weiße Flocken vom Himmel und bedeckten den Boden. Das ist auch so ein Klischee: Ein Afrikaner kennt keinen Schnee. Aber in diesem Fall stimmte es wirklich. Ich war ebenso fasziniert wie meine Schwestern. Meine Eltern, die das Spektakel inzwischen kannten, hatten vorgesorgt: Sie präsentierten uns Schneeanzüge. Und so erlebten wir im peppigen Einteiler den ersten Schneefall in Hannover. Damals war mir das alles noch sehr suspekt, heute hingegen mag ich den Schnee und auch die Kälte. Ganz im Gegensatz zu dem, was die Menschen von mir erwarten. Ich bin eher ein Typ, der, wenn es geht, die Sonne meidet und den Schatten sucht. Ist es sehr warm, verliere ich gerade beim Fußballspielen bis zu vier Liter Flüssigkeit. Da ich so viel schwitze, bekomme ich öfter Krämpfe und einmal musste ich deshalb schon an den Tropf. Also, wenn ich es mir aussuchen kann: 20 Grad, bedeckt und trocken. Das ist für mich optimal.
    Aber zurück zum jungen Gerald im Schneeanzug. Schön war es schon, dieses pulvrige weiße Zeug. Und wenn die Erde damit bedeckt ist, kommt irgendwie eine eigentümliche Ruhe auf. Weiße Weihnacht, der Traum aller Deutschen! Ich konnte das zwar verstehen, aber bei der Geburt Jesu hatte es in Nazareth auch nicht geschneit. Da herrschten eher Temperaturen wie in Ghana. Und auch diese eigenartigen Weihnachtsbäume hatte es dort nicht gegeben. Das war auch wieder so eine komische Neuerung in Deutschland für mich. Plötzlich wurde der Baum ausgeklappt. Ja, Sie lesen richtig, ausgeklappt. Denn meine Eltern waren in dieser Hinsicht sehr ökonomisch. Seit der Geburt meines Bruders hatten sie die Sitte übernommen, einen Baum aufzustellen. Aber, so sagten sie sich, warum immer einen neuen? Der ist teuer und verliert nach wenigen Tagen seine Nadeln. Deshalb war er im Hause Asamoah aus Plastik. Da ich als Neuankömmling die echten Weihnachtsbäume nicht kannte, hat mich das nicht weiters gestört. Im Gegenteil. Auch unser Plastikbaum wurde geschmückt. Mit Kugeln und Lametta. Weil aber auch von einem Plastikbaum etwas herunterfallen konnte, schob man ganz unfestlich Zeitungspapier unter den Ständer. Das war optisch nicht ganz der Burner, aber praktisch. So wurde nämlich der Teppich geschont. Ich war mir damals noch nicht bewusst, dass der Anblick dieser Kombination aus Plastik und Zeitung bei meinen deutschen Freunden eher einen Verzweiflungsschrei nach sich gezogen hätte, aber wir fanden das Ding cool!
    Am
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