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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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ihm das Geld nachträglich zu geben. Aber er war nicht mehr da.
    Aber so ist das! Das ist meine Natur. Es ist schöner zu sagen: »Ihr wart in Not, also habe ich geholfen!« Doch auch hierbei erwarte ich ein bisschen Respekt. In Ghana leben einige Menschen, die ich unterstütze. Aber nur einer kommt jedes Mal, wenn ich in Ghana bin, zu mir und bringt mir irgendetwas mit, mal eine Melone, mal ein wenig Gemüse. Andere dagegen halten lediglich die Hand auf. Einmal habe ich zu ihnen gesagt: »Schaut doch mal, er bringt mir eine Melone, aber was macht ihr?« Sofort gingen sie los und kamen wieder. Sie alle hatten mir etwas gekauft, einen Kassettenrekorder und ähnlich teures Zeug. Sie hatten mich nicht verstanden. Es ging mir nur um die Geste, nicht um die Höhe der Ausgabe. Und es geht um Respekt vor allen Menschen. Ob Freund, Nachbar, Chef oder Gegenspieler, egal, wie jemand ist oder was er hat – alle verdienen sie Anerkennung ob ihrer Person. Und auch wenn ich mich auf dem Platz manchmal wie eine »Drecksau«, die nicht verlieren kann, verhalte, so versichere ich, dass ich jedem Gegner Respekt zolle.
    Die eigenen Wurzeln
    Jüngstens fragten mich meine Kinder bei einem ihrem letzten Aufenthalte in Ghana, warum wir denn nicht in Ghana leben. Gute Frage, habe ich gedacht. Sie stellen mir eigentlich die Frage, die mich auch immer noch regelmäßig beschäftigt: Wirst du irgendwann noch einmal zurückkehren in das Land, in dem du geboren bist? Die Antwort ist manchmal mehr, manchmal weniger klar. Einerseits könnte ich mir im Moment nicht vorstellen, in Ghana zu leben; dafür waren meine Verbindungen zu meinem Geburtsland lange Zeit zu sporadisch, die Kontakte zu gering. Doch ich bin mir auch der Tatsache bewusst, dass man im Leben nie weiß, was alles passieren kann. Das meinte auch mein Vater eines Tages im Hinblick auf die gesellschaftspolitische Situation in Deutschland.

    12 Erstmals seit meiner Kindheit wieder in Mampong und gleich ein Treffen mit alten Bekannten
    Jeder Mensch braucht einen Punkt, an den er flüchten kann, wenn das aktuelle Lebensumfeld aus irgendeinem Grund nicht mehr passen sollte. Und so habe ich ihn machen lassen, als er mir vorschlug, ein Grundstück in Ghana zu suchen und dort ein Haus zu bauen. Anfangs war ich mehr als skeptisch, hatte ich doch mit Ghana wenig zu tun. Für mich zählte nur Deutschland und ich hatte nicht wirklich Interesse, mich mit einem möglichen Leben in Ghana zu beschäftigen. Aber mein Vater hat dort wirklich etwas auf die Beine gestellt, einen tollen Baugrund gefunden und darauf ein schönes Haus gebaut. Nach dieser Aktion war ich nicht nur vom Ergebnis begeistert, ich merkte auch, dass die Menschen in Ghana es großartig fanden, dass mir ihr Land nicht egal ist. Oder soll ich besser sagen: unser Land?
    Plötzlich ist mir klar geworden, dass in mir afrikanische Wurzeln sind, die durch die lange Zeit in Deutschland verschüttet waren. Schließlich bin ich ein Ashanti, ein Hüter von Erinnerungen und Traditionen meines Stammes. Und das bedeutet auch, dass ich meine Herkunft nicht verleugnen kann und soll. Mein Vater ist damals aus Ghana weggegangen, hat aber seine Traditionszugehörigkeit nie aufgegeben. Und so komisch das klingt: Er wollte nicht alle seine Kinder an Deutschland verlieren und hat vermutlich das Gefühl gehabt, bei mir noch Reste von Heimat zu entdecken. Diese sollte ich einfach nicht vergessen und stets in Erinnerung behalten, woher ich komme. In diesem Sinne war mein Vater das Gewissen meiner Wurzeln und hat sie mir durch sein Handeln wieder ein Stück nähergebracht. Die Menschen in Ghana freuen sich darüber sehr. Denn sie wissen, Gerald Asamoah spielt zwar für Deutschland, ein Teil seines Herzens aber ist in Ghana. Und ich merke, dass es mir wichtig ist, wie in Ghana über mich gedacht wird. So stehen jetzt das Haus, in dem ich so oft wie möglich bin, und auch ein Hotel in meinem Land – weniger als eine Geldanlage, sondern eher als ein Monument gegen das eigene Vergessen.

Nachwort
    Wie und wann endet eigentlich ein Fußballerleben? Ich kann momentan nicht absehen, wohin mich mein Weg noch führen wird. Ob ich weiter Fußball spielen, mich um die Jugendarbeit kümmern oder intensiver meine Stiftung vorantreiben werde – wer weiß das schon?
    Was ich weiß, ist, dass es immer ein Weg sein wird, den ich mit meiner Familie gehen werde. Denn ohne
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