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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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verletzte ich mich. Diese Oberschenkelverletzung wurde anfangs von allen Seiten total unterschätzt, sodass die Zwangs­pause länger dauerte als geplant. Zwei Monate standen am Ende auf der Verletztenliste und die große Frage: Schaffe ich es, bis zum Derby gegen den HSV wieder fit zu werden?
    Es klappte tatsächlich und ich konnte mithelfen, gegen den großen »Bruder« in Hamburg ein 1:1 zu erarbeiten, indem ich die Vorbereitung unseres Treffers übernahm. Aber den ganz großen Wurf schafften wir dann im Rückspiel. Dazu muss man wissen, dass so ein Stadtderby in etwa mit dem Aufeinandertreffen von Schalke und Dortmund zu vergleichen ist, nur dass dies meistens auf Augenhöhe stattfindet. Der letzte Sieg von St. Pauli gegen den HSV hingegen lag aber schon 33 Jahre zurück. Doch an diesem Tag war es wieder so weit. Wir lieferten einen grandiosen Kampf und ich durfte das Kopfballtor zum 1:0-Endstand in der 59. Minute erzielen. Auf dem Kiez wurde damit ein neuer Nationalfeiertag ausgerufen und unsere Mannschaft schon jetzt eine Legende.
    Am Ende der Saison hatten wir jedoch das Nachsehen: Wir stiegen ab. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, keinen Erfolg gehabt zu haben. Mein erster Abstieg. Er war, wie ich finde, eigentlich unnötig, denn in so vielen Spielen standen wir knapp vor einem Sieg und haben ihn dann doch noch verspielt. Ich habe in 27 Spielen sechs Tore gemacht und dabei alles auf dem Platz gegeben. Dass diese Einstellung nicht reichte, ist wirklich schade.
    Auch wenn die Fans wegen meiner Leistung nie gepfiffen haben, war mein Ende auf St. Pauli alles andere als schön. Nach dem Derbysieg war ich der Held, dann plötzlich verantwortlich für den Abstieg. Das konnte nicht sein. Der Vorwurf der Medien, ich hätte die Mannschaft gespalten, lastet immer noch schwer auf mir, zumal sich der Verein nie öffentlich hinter mich gestellt hat. Das bedaure ich sehr. Ich war und bin nicht perfekt, aber ich mag nicht, wenn man mir gegenüber nicht ehrlich ist.
    Am 5.11.2010 verlor der FC St. Pauli auf Schalke mit 0:3. Ich konnte nicht spielen, da ich im Spiel zuvor gegen Eintracht Frankfurt die gelb-rote Karte kassiert hatte und gesperrt war. Selbstverständlich war ich aber im Stadion, nicht zuletzt deshalb, weil der FC Schalke mich offiziell verabschieden wollte. So stand ich dann eine Viertelstunde vor dem Anpfiff auf dem Platz und bekam von Felix Magath einen blau-weißen Blumenstrauß und eine Uhr überreicht. So ist das bei offiziellen Anlässen! Rührend aber, wie auf dem Videowürfel noch einmal Szenen meiner Zeit auf Schalke eingespielt wurden, passend dazu lief das Lied »Zeig mir den Platz in der Kurve!«.
    Doch der eigentliche Abschied bestand für mich im Lebewohl von den Schalker Fans. Während der Begegnung stimmten sie das Lied an, das die St.-Pauli-Fans mir damals ein Jahr zuvor so überraschend gewidmet hatten: »Ohne Asa habt ihr keine Chance!« Aber schon vor dem Spiel bei meiner Ehrenrunde – sie dauerte vier Minuten – kamen mir die Tränen. Denn die Fans zeigten mir nochmals, dass sie mich nicht vergessen hatten und vor allem nicht vergessen wollten. Meine Zwillinge Jada und Jaden begleiteten mich auf dem Platz und hielten sich des Öfteren die Ohren zu, so laut feierten mich die Fans. Vielen Dank! Das war toll! Auch wenn meine Kinder ein wenig verstört schienen: Heute wollen sie diese Szenen immer wieder auf YouTube sehen. Dann heißt es: »Lass uns Papa gucken!« Und sie wirken stolz dabei.

    10 Was soll ich groß sagen: Der Fußball und meine Kinder – das ist mein Leben!
    Ohne Verein
    Am 25. Juni 2011, einen Tag bevor die Schalker Mannschaft in die Saisonvorbereitung startete, löste ich meinen Vertrag in Gelsenkirchen auf. Nach dem Abstieg mit St. Pauli hatte ich zwar die Option, nochmals zu Schalke 04 zurückzukehren, aber rein sportlich gesehen war die Tür wohl zu, da auch unter Ralf Rangnick die Chance auf Einsätze ähnlich gering gewesen wäre wie unter Magath. Und auch eine Arbeit außerhalb des Fußballs kam für mich noch nicht infrage. Denn mit einem Abstieg aufzuhören, konnte ich mir genauso wenig vorstellen wie mit dem Fußball generell aufzuhören. Ich spürte: Ich war noch gut drauf und brannte.
    Zugegeben, es war schon ein komisches Gefühl, plötzlich ohne Absicherung eines Vereins dazustehen – ein Zustand vergleichbar mit der Tatsache,
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