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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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in der Kirche. Denn wenn ich mein Leben betrachte, muss ich sagen, dass ich meistens auf der Sonnenseite stand. Selbst bei vermeintlichen Rückschlägen wie zum Beispiel dem Abstieg mit St. Pauli habe ich die positive Sicht der Dinge nicht vergessen. Denn der Mensch kann aus solchen Situationen lernen und erkennen, wo die eigenen Fehler liegen. Der Glaube daran, dass man Dinge beeinflussen kann, der Glaube an die eigene Stärke bestärkt mich darin, dass da jemand ist, der wiederum an mich glaubt, der mein Leben steuert und plant. Gott ist für mich diese Navigation.
    Ich bin christlich erzogen, in Ghana hat der Glaube einen hohen Stellenwert. Der Sonntag gehörte dem Prediger, dem Gottesdienst. Dort habe ich gelernt, auf Gott zu vertrauen, mich bei allem, was ich tue, auf ihn zu verlassen. Er ist meine Sicherheit und mein Anker. Ich hänge das nicht an die große Glocke, vieles läuft für Fremde eher versteckt ab. Aber ich bete viel, auch vor den Spielen, und habe gelernt, um Beistand zu bitten. Manchmal frage ich nach dem Sinn dessen, was Gott für mich vorgesehen hat. Doch alles hat seine Botschaft. Geht eine Tür zu, geht eine andere wieder auf. So ist das, wenn man nach vorne schaut. Gott weist den Weg. »Verlass’ dich nicht auf deinen Verstand, sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den Herrn. Denk an ihn, bei allem, was du tust, so wird er dir den richtigen Weg zeigen.« (Sprüche 3, Vers 5–6)
    Manchmal glaube ich, dass es schwer vorstellbar zu sein scheint, dass ein Profifußballer und Lebemann, der ich ja bin, auch eine andere Seite hat. Aber für mich ist das auch eine Art Erdung in diesem Geschäft, das nicht immer menschlich ist.
    Ich hatte zwei Schlüsselerlebnisse, die mich in meinem Glauben noch bestärkt haben. Ich muss 13 Jahre alt gewesen sein, da besuchte uns in Hannover ein Prediger, der mir prophezeite, ich werde einmal etwas Besonderes leisten, einen Rekord aufstellen, den noch keiner erreicht hat. Von diesem Tag an habe ich jeden Abend gebetet und mir gewünscht, dies würde im Fußball passieren. Jahrelang dasselbe Gebet. Als ich das erste Mal für das deutsche Nationalteam spielte, sah ich seine Prophezeiung erfüllt. Ich war der erste Afrikaner, der diesen Weg gegangen war.
    Das zweite Erlebnis hatte ich genau in diesem Jahr 2001. Ich ging in Ghana mit meiner Familie zum Gottesdienst in unserer alten Gemeinde. Dort sind die Menschen in der Kirche gerne festlich gekleidet und die Feier läuft – anders als man es in deutschen Gottesdiensten gewohnt ist – so ekstatisch ab, dass man durch die aufgelegte Hand des Predigers durchaus in eine Art Trance fallen kann. In solchen Momenten ist dann der Herr ganz bei mir und der Teufel weicht. Es vollzieht sich eine Art Reinigung, die aber an diesem Tag in einer Prophezeiung endete. Meiner Freundin Linda werde Gott demnächst Zwillinge schenken, prophezeite mir der Prediger. 2007 wurden meine Zwillinge geboren. Man mag das für Hokuspokus halten, für mich ist es das nicht. Der Glaube macht Menschen stark in allen Bereichen und ich war dank seiner noch mehr bereit, für meine Ziele zu arbeiten.
    Und natürlich glaube ich auch an das Gute im Menschen. Wenn ich jemandem helfe, dann tue ich das, weil hoffe, dass er das Gleiche auch für mich tun würde. »Gib und du wirst bekommen«, sagt Gott. Aber das ist im Alltag nicht immer so einfach. Denn ich bin durch und durch gutmütig, kann nicht Nein sagen und möchte niemanden enttäuschen und tue es doch. So habe ich in Hannover oft vielen Freunden und Bekannten versprochen, bei Gelegenheit vorbeizukommen, obwohl ich wusste, dass ich das nicht schaffen würde. Oder ich habe vielen Geld geliehen, ohne dass ich jemals etwas wiedergesehen habe. Vielleicht dachten sie schlichtweg, der Gerald hat ja eh genug. Egal, was der Grund war, ich würde nie nach dem Geld fragen. Gott weiß, was er damit erreichen will.
    Einmal habe ich sogar ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich nichts gegeben habe. Beim Training auf Schalke sprach mich jemand an, der seine Stromrechnung nicht bezahlen konnte. Das war kurz nach der Genesung nach meinem Beinbruch. Ich habe ihn gefragt: »Jetzt, wo es dir schlecht geht, kommst du zu mir. Aber wo warst du, als es mir schlecht ging? Hast du gefragt, wie es mir geht?« Ich habe Nein gesagt, doch schon in der Kabine plagten mich Gewissensbisse. Ich habe den armen Kerl dann gesucht, um
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