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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein
Autoren: Mary Balogh
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zu
lassen.
    Ihr Großvater
wartete geduldig und lächelte ihr gütig zu.
    Sie glaubte, gewiss
ohnmächtig zu werden. Schlimmer noch, sie fühlte sich entsetzlich gereizt.
Panik wollte die Kontrolle übernehmen. Dann sah Gwen zu ihr hoch – und erhob
sich und nahm ihre Hand fest in ihre beiden.
    »Lauren«, sagte sie sanft, »es ist
alles vorüber. Die Vergangenheit
ist vorbei. Die Zukunft erwartet dich. Dies ist heute - dein Hochzeitstag.
Dein wirklicher Hochzeitstag.«
    Die große Orgel begann
zu spielen. Laurens Großvater bot ihr seinen Arm. Und sie betraten das Innere
der Kirche, das lang gezogene Mittelschiff.
    Sie sah wenige Augenblicke
lang alles so, als grabe es sich gerade für alle Zeit in ihr Gedächtnis.
Gesichter wurden ihr zugewandt, die meisten vertraut, fast alle lächelnd. Sie
nahm sogar einzelne Personen wahr - Joseph, der es wagte, ihr zuzuzwinkern, Claude
und Daphne Willard, Tante Sadie und Onkel Webster, den Duke of Bewcastle und
Lord Rannulf Bedwyn, Elizabeth und den Duke of Portfrey, Cousin Peter, Kits
Großmutter, die ihr strahlend zunickte,  Lily und Neville, Tante Clara, den
Earl und die Countess of Redfield.
    Aber nur sehr
wenige Augenblicke. Dann konzentrierte sich ihr Blick auf das Ende des
Mittelschiffs, wo ein Mann stand und ihr Herannahen beobachtete. Er war nicht
so groß, wie der Vikar auf seiner einen und Sydnam auf seiner anderen Seite. Aber
er sah unglaublich gut aus und war mit einem schwarzen eng anliegenden Rock,
einer elfenbeinfarbenen Satinhose,  bestickter Weste und blendend weißem Leinen
und Strümpfen vollendet elegant gekleidet. Spitze kräuselte sich an Hals und
Handgelenken.
    Kit.
    Er wirkte förmlich und
erhaben. Als Lauren näher kam, konnte sie erkennen, dass seine Augen lächelten.
Nicht mit der üblichen Belustigung und Spitzbüberei, sondern mit etwas, was ihr
den Atem nahm, obwohl sie seit einem ganzen Monat jenseits allen Zweifels
wusste, dass er sie liebte. Er hatte ihr täglich von Alvesley geschrieben –
manchmal zweimal am Tag, dreimal - um es
ihr zu sagen, häufig in übertrieben blumiger Sprache, von der er wusste, dass
sie sie zum Lachen brachte.
    Sein Blick zog sie
zu ihm. Er erwärmte sie von Kopf bis Fuß, er verschlang sie, er machte sie
wunderschön und reizvoll und begehrenswert. Sein Blick betete sie an.
    Sie fragte sich, ob
sie lächelte, und merkte, dass dem so war.
    Aber sie war auch
immer noch ebenso ängstlich, wie sie es eine schlaflose Nacht hindurch, während
des Ankleidens für ihre Hochzeit, den ganzen Weg bis zur Kirche und während des
Wartens im Portal gewesen war. Ängstlich, dass selbst jetzt noch, selbst jetzt,
wo Großpapa die Frage des Vikars beantwortete und ihre Hand in Kits gab, etwas
geschehen könnte. Der Hochzeitsgottesdienst - ihre Hochzeit! -
hatte begonnen, aber sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Sie hielt es
für durchaus möglich, dass sie ohnmächtig würde.
    Sie war ihm nie
schöner erschienen. Ihr Kleid aus schimmerndem, weißem Satin war ungeschmückt,
bis auf den Saum und um den Rand der Schleppe, an den kurzen Ärmeln und um den
runden Halsausschnitt, wo es kunstvoll bogenförmig verziert und mit
Silberstickerei sowie Hunderten -vielleicht Tausenden - winziger
Perlen versehen war. Ihr Hut, die Schuhe und die Handschuhe waren weiß,
Ersterer mit einem feinen Spitzenschleier versehen, der über ihr Gesicht fiel.
Die einzigen Farbtupfer bildeten ein veilchenblaues Band unter ihrem Busen,
dessen Enden bis auf den Saum reichten, sowie der kleine Veilchenstrauß mit
seinen dunkelgrünen Blättern, den sie in einer Hand trug.
    Er hatte niemals
erwartet, dass sein Hochzeitstag der glücklichste Tag seines Lebens würde.
Hochzeiten waren wohl höchstens mit Ausnahme der Hochzeitsnacht - für den
Mann ermüdend und eher peinlich, hatte er stets gedacht. Aber heute war er
bereit zuzugeben, dass an dem alten Klischee etwas dran war. Tatsächlich eine
Menge. Sie erinnerte zunächst eher an die frühere marmorne Lauren Edgeworth.
Aber dann, als sich ihr Blick auf ihn richtete und sie näher kam, lächelte sie.
    Sein Herz schlug
Purzelbäume. Ein weiteres Klischee. Vielleicht waren Hochzeiten das Gestalt
gewordene Klischee schlechthin. Er hatte Lauren während des vergangenen Monats
vermisst. Und gestern hatte er kaum in ihre Nähe gelangen können. Heute ...
nun, heute war der glücklichste Tag seines Lebens.
    Und dann sah er die
Angst hinter ihrem Lächeln und spürte, wie starr ihre Hand war. Das war nicht
nur
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