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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein
Autoren: Mary Balogh
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endlich
kennen lernte. Du hast mein Glück vollkommen gemacht.«
    »Oh, Donnerwetter!«,
wiederholte er erfreut. »Aber nun muss ich gehen.« Er erblickte Gwen neben der
Tür und verbeugte sich vor ihr. »Darf ich Euch noch einmal für Eure überaus
großzügige Freundlichkeit danken, Madam, Euer Zimmer gestern Abend für mich
aufgegeben zu haben?«
    Es hatte auf dem
herrschaftlichen Wohnsitz, im Witwenhaus und auch im Gasthaus keine andere
Möglichkeit gegeben. Gwen hatte auf einem Rollbett in Tante Claras
Ankleidezimmer geschlafen.
    Und dann, kaum zwei
Minuten, nachdem er gegangen war, erschienen Neville und Lily.
    »Wir mussten
einfach herkommen, um Lauren zur Kirche zu begleiten«, sagte Lily wie als
Entschuldigung. »Oli, Lauren, wie wunderbar du aussiehst. Ich freue mich so für
dich. So sehr.«Sie umarmte Lauren, ungeachtet der Gefahr für ihr Hochzeitskleid
- und für ihren eigenen, zunehmend sichtbaren Schwangerschaftsbauch.
    Lauren erwiderte
die Umarmung. »Ich hab dich lieb, Lily«, flüsterte sie.
    »Nun, das glaube
ich«, erwiderte Lily vollkommen unerschrocken. »Wäre ich nicht gewesen, wäre
dies nicht dein Hochzeitstag, richtig?«
    Man konnte darauf
wetten, dass Lily immer alles aussprach.
    Und dann war
Neville an der Reihe. Er sagte nichts, genau wie Tante Clara - nicht
einmal ihren Namen. Aber er nahm sie fest in die Arme und drückte sie an sich.
Sie schlang die Arme um ihn und schloss die Augen.
    Neville. Ihr innig
geliebter Neville. Der liebste, liebste Bruder, den eine Frau jemals gehabt
hatte. Sie wusste genau - obwohl sie nicht darüber gesprochen hatten -
wie viel der heutige Tag ihm bedeutete. Es war der Tag, an dem er ihr Glück
letztendlich vollendet sähe, der Tag, an dem er endlich von seinen
schrecklichen Schuldgefühlen würde lassen können.
    »Werde glücklich«,
sagte er, ließ sie schließlich los und lächelte ihr zu. »Versprochen?«
    »ich verspreche
es.« Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich liebe ihn, weißt du.«
    »Wenn wir nicht
augenblicklich aufbrechen, Neville«, schaltete sich Tante Clara ein, »wird die
Braut vor uns bei der Kirche sein. Welche Schande das wäre.«
    Alle lachten, und
Tante Clara warf einen letzten langen Blick auf Lauren, als sie mit Neville und
Lily ging.
    Lauren blieb mit
Gwen allein zurück. Sie wandte sich um, sah sie an, und ihr Lächeln schwand.
    »Vielleicht«, sagte
sie, »hätte ich doch Alvesley für die Hochzeit vorschlagen sollen.«
    Gwen verstand. Wie
auch nicht? Sie waren schon seit dreiundzwanzig Jahren Schwestern und beste
Freundinnen.
    »Nein«, sagte sie.
»Deine Würde und dein Mut haben dich seit eineinhalb Jahren nicht im Stich gelassen,
Lauren. Sie werden dich auch jetzt nicht im Stich lassen.«
    Dann klopfte
Laurens Zofe an die Tür und streckte den Kopf herein. Sie war noch immer
verweint. Sie verkündete, Baron Galton erwarte Miss Lauren Edgeworth und Lady
Muir unten in der Eingangshalle.
    Alles war so
erinnerungsträchtig …
    Beim letzten Mal
war es Frühling gewesen - März. Dieses' Mal war es Ende Oktober. Das
Wetter war ebenso schön kühl, aber sonnig. Die Bäume rund um das Witwenhaus und
jene, die den kurzen Fahrweg säumten, bevor die Kutsche die Parktore erreichte
und zum Dorf und zur Kirche hinausfuhr, trugen all die prächtigen Farben des
Herbstes. Der Weg war schon mit dem ersten Laub bedeckt.
    Der Dorfanger war
von Dorfbewohnern bevölkert. Eine dichte Menschenmenge hatte sich auch um die
Tore des Kirchhofs versammelt. Der um den Anger führende Weg war von leeren Kutschen
aller Arten gesäumt. Ihre Kutscher standen müßig da und stierten stumm auf die
ganze Aufregung, wobei ihre farbenfrohen Livreen sie von den Dorfbewohnern
abhoben.
    Ah ja, unheimlich
erinnerungsträchtig.
    Als sie einige
Minuten später im Kirchenportal stand, während Gwen sich herabbeugte, um ihren
Saum und ihre Schleppe zu richten, konnte sie die Menschen in der Kirche
unmittelbar jenseits ihres Sichtfeldes spüren. Der Vikar würde am Altargeländer
warten. Ebenso Kit und Sydnam. Sie konnte sich vorstellen, wie all die Menschen
draußen darauf warteten, dass das Läuten der Kirchenglocken die Vollendung der
Hochzeitszeremonie verkündete, und darauf warteten, einen Blick auf Braut und
Bräutigam zu erhaschen, wenn sie, frisch verheiratet, aus der Kirche traten.
    Und sie konnte eine
kleine, schäbig gekleidete Frau fast spüren, die den Kirchhofweg herauf und an
Lauren vorbei durchs Portal in die Kirche strebte, um die Welt einstürzen
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