Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman
Autoren: Tracy Bloom
Vom Netzwerk:
oder so in Brighton gekauft hatte, und fragte sich, ob er sich
jemals davon erholen würde, dass eines der Mädchen rittlings daraufhockte und ihm mit ihrem Schulrektorinnen-Schlagstock sechs kräftige Schläge verpasste.
    Nach dem obligaten Gruppenfoto, bei dem Katy darauf bestanden hatte, das Fotografieren zu übernehmen, um sicherzustellen, dass es auch keinerlei Beweise für ihre Teilnahme an diesem trostlosen Theaterstück gab, brachen sie auf. Katy hielt sich im Hintergrund und betete, dass keiner der Nachbarn ausgerechnet in diesem Moment seine Wohnung verließ.
    Die Fitness-Häschen drehten natürlich schier durch wegen der Aufmerksamkeit, die sie in jeder Bar erregten, ohne zu bemerken, dass die Qualität dieser Aufmerksamkeit eigentlich arg armselig war. Außer natürlich, eine stand auf pickelige, großmäulige Teenager oder mittelalterliche Männer, die so taten, als wären sie immer noch großmäulige Teenager.
    Um 23 Uhr waren sie im Club inmitten einer Menge wogender Körper auf der Tanzfläche. Langsam dämmerte es Katy, dass sie für ein derartiges Outing zu alt sein könnte, als Going Underground von The Jam gespielt wurde und Christy, die kesseste und lebhafteste der Fitness-Häschen, laut kundtat, was für ein totaler Mist diese Musik doch sei und wer zum Teufel überhaupt The Jam wären. Wie konnte sie mit jemandem ausgehen, der noch nie von The Jam gehört hatte?
    Katy blieb leicht schwankend stehen, dann drehte sie sich um und stürmte aus der Bar, völlig fassungslos, dass sie sich in so eine Situation gebracht hatte. Alt genug, es besser zu wissen, als blödes Schulmädchen verkleidet, mit sogenannten Freundinnen, die buchstäblich halb so alt waren wie sie selbst und zur Krönung des Ganzen
auch noch schlecht über ihr Idol redeten, dessen bürgerlicher Name Paul Weller war.
    Während sie sich durch die Menge kämpfte und sich dabei selbst verfluchte, sah sie den Typen, der sich mit drei Bierbechern aus Plastik, die er unsicher in seinen Händen balancierte, von der Bar auf den Weg zu seinen Freunden machte, erst, als sie bereits mit ihm zusammengestoßen war. Sie packte ihn am Arm, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden, was ihn seinen Griff um die Becher lockern ließ: Zwei krachten wie Steine auf den Boden, während der dritte einen schnellen Purzelbaum schlug, so dass sich der gesamte Inhalt über Katys weiße Bluse ergoss.
    Katy stand da und fragte sich eine Sekunde lang, ob es noch weiter bergab mit ihr gehen könnte, wobei sie spürte, wie die kalte Flüssigkeit erst durch ihre Bluse und dann durch ihren BH auf ihre Haut sickerte. Sie wagte nicht, auf die Katastrophe hinunterzuschauen, wohl wissend, dass ihre Bluse von nun an komplett durchsichtig und ihr Warenangebot somit für alle voll und ganz sichtbar war.
    »Warum zum Teufel passt du nicht auf, wo du hintrittst«, schrie Katy den Burschen an.
    »Bleib cool. Könnte schlimmer sein; es hätte Bitter sein können«, sagte der Typ.
    Ein Schlaumeier war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Jetzt hatte sie nur ein Bedürfnis: mal ordentlich vom Leder zu ziehen. Und so zog sie also vom Leder.
    »Du hast gerade für den Höhepunkt des grauenhaftesten Abends meines Lebens gesorgt. Nicht nur, dass ich Jahrzehnte zu alt bin, um wie ein blödes Schulmädchen herumzurennen; ich bin auch noch mit einer Gruppe von
bekloppten Barbie-Hohlköpfen ohne eine einzige Hirnzelle hier, die noch nicht einmal wissen, wer The Jam sind und diesen Song – Going Underground – zudem für Mist halten.«
    »Mein Abend ist schlimmer«, erwiderte er ruhig.
    »Bitte?«
    »Mein Abend ist schlimmer«, wiederholte er.
    »Pass auf, das hier ist kein Spiel. Mein Abend ist der absolute Flop, und da kann mich niemand vom Gegenteil überzeugen!«
    »Das kann ich locker«, forderte er sie heraus.
    »So ein Schwachsinn«, erwiderte sie scharf. »Habe ich erwähnt, dass ein schwitzendes Monster aus der Hölle mich gefragt hat, wie ich meine Eier zum Frühstück haben will?«
    »Eindeutig ein Notstand.« Er nickte.
    »Hey, danke, so alt bin ich nun auch wieder nicht«, sagte sie entsetzt.
    »Ich habe nicht dich gemeint«, gab er schnell zurück. »Ich meinte, er muss schon einen ziemlichen Notstand haben, dass er es mit so einer blöden Anmache versucht.«
    »Wirklich?«, fragte sie sarkastisch.
    »Aber ehrlich«, sagte er. »Ich mochte schon immer ältere Frauen. Mit denen kann man sich wenigstens richtig unterhalten, anstatt sich mit doofem Girlie-Kram zu Tode zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher