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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman
Autoren: Tracy Bloom
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Beziehung suchte, die länger als bloß fünf Minuten dauerte. Sie hatten Hochzeit gefeiert – die Hochzeit, von der sie ihr Leben lang geträumt hatten.
    Katy hatte, ihrer Meinung nach, zwei Jahre lang psychische Qualen erlitten, als sich die cremefarbenen Einladungen erschreckend schnell auf ihrem Wohnzimmerregal gestapelt hatten. Jedes Mal, wenn sie wieder
einen der sorgsam ausgesuchten Briefumschläge in der Hand hielt – sie waren zweifellos deshalb gewählt worden, weil sie zum Strumpfband der Braut passten – und die von der künftigen Braut selbst gestaltete Einladung herausschüttelte, war ihr das Herz in die Hosen gerutscht. Verzweifelt hatte sie immer die Augen geschlossen, nachdem sie die Worte Miss Katy Chapman und Partner gelesen hatte. Warum nur, warum war es ein ehernes Gesetz, nur als Paar auf Hochzeiten geladen zu werden? Warum, warum nur konnte sie nicht einfach alleine kommen? Hatten die Leute denn solche Angst, dass Singles auf Hochzeiten dazu erkoren waren, mit der Braut beziehungsweise dem Bräutigam durchzubrennen, sobald sich die Gelegenheit bot? Zählte dies zu den Hochzeitsgelübden? Du sollst Freunde immer nur paarweise haben, um die Möglichkeit, auf Abwege zu geraten, auszuschließen …?
    Ihr graute vor den sogenannten glücklichen Ereignissen, weil sie gezwungen war, irgendeinen dahergelaufenen Typen zu finden, mit dem sie irgendwann einmal angetrunken herumgeknutscht hatte, und der im Austausch für ein kostenloses Essen und Alkohol dann den endlosen Strom wohlmeinender Verwandter aushalten musste, die sagten: »Und ihr seid dann also die Nächsten?«
    Schließlich hatte sie beschlossen, dass es genug war; sie wollte für alle starken und unabhängigen Frauen stehen und aufhören, dem Stereotyp nachzuhängen, dass ihr Glück von einem Mann abhing, der gewillt war, eine Frau mit einem Stück Metall um den Finger zu fesseln.
    Als sie das nächste Mal zu einer Hochzeit eingeladen wurde, war sie auf die geniale Idee gekommen, Daniel aus der Arbeit mitzunehmen. Es war eine Freude, den Blick auf dem Gesicht von Lauras Großtante zu sehen, die
während des Hochzeitsfrühstücks höflich Konversation machte. Daniel erzählte ihr leise, dass, ja, es durchaus sein könne, dass er der Nächste wäre, denn er würde seinen Freund Rob jetzt seit über sechs Monaten kennen, und keiner von ihnen beiden hätte je Sex mit einem anderen gehabt, es sei denn, man würde die Nacht einrechnen, in der er es mit Stanley, seinem Ex, getrieben hatte. Allerdings glaube er nicht, dass das zählte, denn damals sei er schwer betrunken gewesen, und, da es eine Kostümparty gewesen sei, wäre Stanley als Marineoffizier verkleidet gewesen. Und ehrlich, wer könne schon einem Mann in Uniform widerstehen? In diesem Moment war Daniel ihr neuer Partner für Hochzeitsfeiern geworden.
     
    Katy schreckte zusammen, als Ben ihre Hand nahm, während sie durch die Tür des Krankenhauses gingen.
    »Also, was meinst du?«, fragte Ben, spuckte auf die andere Hand, beugte sich vor und versuchte, während er neben ihr hertrottete, den Matsch von seinen Knien zu wischen.
    »Entschuldige, ich war meilenweit weg mit meinen Gedanken. Was hast du gesagt?«, fragte Katy.
    »Ich sagte, was meinst du, wie die anderen Leute im Kurs sein werden?«, wiederholte Ben.
    »Ach, sie werden jedes Buch gelesen haben, genau wissen, was sie tun, und intelligente Fragen stellen«, antwortete Katy, die spürte, wie die Panik wieder in ihr hochstieg. Katy war schmerzhaft bewusst, dass sie ihre Schwangerschaft bis zu diesem Moment resolut in der Mappe für »Wiedervorlage« abgelegt hatte, und ihr wurde klar, dass der Zeitpunkt für die »Wiedervorlage« nun definitiv gekommen war.

    »Hm«, sagte Ben, und griff auf, was Katy gerade gesagt hatte. »Dann glaubst du also, dass wir die Störenfriede aus der letzten Bank sein werden – im Gegensatz zu den Strebern, die in den Vorderreihen an den Lippen der Lehrkraft hängen?«
    »Wahrscheinlich«, seufzte Katy.
    Ben sah zu ihr hinüber.
    »In der letzten Reihe hat man immer mehr Spaß«, sagte er, stupste sie sanft an der Schulter und warf ihr einen aufmunternden Blick zu.
    Sie drehte sich um, sah in seine immer lachenden Augen und konnte nicht anders als zurückzugrinsen.
    »Da hast du recht«, antwortete sie und fühlte sich auch schon besser. Ben wusste genau, wie er sie dazu bringen konnte, das Leben nicht mehr so schwer zu nehmen. Das war es, was sie zu allererst zu ihm hingezogen hatte, als sie sich
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