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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman
Autoren: Tracy Bloom
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Dienstag ausgehen«, meinte er ernst.
    »Wieso an einem Dienstag?«, wollte Katy wissen.
    »Weil kein Mensch je Sex an einem Dienstag hat.«
     
    Sie hatten sich an einem Dienstag zu einem Drink getroffen, dann am folgenden Donnerstag und dann am darauffolgenden Montag. Und schließlich hatten sie dann Sex an einem Samstag.
    »Dienstag ist ein Null-Komma-nichts-Tag. Sonntags hat man Wochenend-Endsex. Montags hat man Zum-Teufel-noch-mal-ich-brauche-was-um-mich-aufzuheitern- weil-es-immer-noch-Anfang-der-Woche-ist-Sex, also Wochenbeginnsex.
Am Mittwoch hat man vielleicht Neun-Tore-beim-Fußball-Sex oder Sex nach einem langweiligen Fernsehabend. Donnerstag ist der neue Freitag, also gehst du ins Pub und hast dann Ach-herrje-bin-ichnicht-wild-und-verrückt-und-für-einen-Wochentag-habe- ich-zu-viel-gesoffen-Sex. Freitag hast du Danke-dankelieber-Gott-dass-ich-eine-weitere-Woche-im-Job-über- lebt-habe-Sex. Und Samstag, na ja, Samstag dann Zum-Teufel-es-ist-Samstag-ich-sollte-Sex-haben-Sex.
    Aber Dienstag ist, wie du siehst, kompliziert. Welchen Grund sollte es um Himmels willen für Sex an einem Dienstag geben? Da kannst du jeden fragen. Ich wette, keiner kann sich daran erinnern, wann er zum letzten Mal Sex an einem Dienstag hatte.«
     
    Als sie sich nun die endlosen Krankenhauskorridore entlangschleppte und den kaum lesbaren, handgeschriebenen Schildern folgte, bemühte sie sich, einen guten Grund zu finden, warum man Sex an irgendeinem Tag in der Woche haben sollte. In der Tat hatte sich alles, was sie über Sex dachte, an jenem schicksalhaften Morgen vor sechs Monaten geändert, als sie den fünften Tag in Folge mit einem komischen Gefühl aufgewacht war. Anfangs hatte sie es für eine heftige und übertriebene Reaktion auf ein bewegtes Geschäftsessen gehalten. Aber schließlich hatte sie sich eingestehen müssen, dass sie nicht den üblichen Kater hatte. Sie erstarrte und zermarterte sich das Gehirn. Wann hatte sie zum letzten Mal ihre Tage gehabt? Sie konnte sich vage an die Weihnachtsparty im Büro erinnern; sie hatte sich Tampons in ihre hübsche kleine Paillettentasche gestopft, die sie sich extra passend zu ihrem abartig teuren kleinen Schwarzen gekauft hatte.

    Als sie in die Küche stürzte, um den Kalender zu prüfen, klopfte ihr Herz so laut, dass sie dachte, es würde Ben aufwecken, der bei ihr übernachtete. Sie blätterte zum Dezember zurück und hielt die Luft an, als sie die Wochen abzählte. Beim ersten Versuch kam sie auf sieben Wochen. Nein, das konnte nicht stimmen. Sie überprüfte das Ergebnis wieder und wieder, aber es war immer dasselbe: sieben Wochen. Mist, Mist, Mist. Das durfte nicht wahr sein! Sie nahm die Pille. Man wird nicht schwanger mit der Pille. Deshalb nahm man sie ja. Sie konnte kein Baby bekommen. Sie amüsierte sich mit Ben. Er war nicht bereit, Vater zu werden. Er war acht Jahre jünger als sie. Herrgott noch mal, er war in den Achtzigern geboren – er war praktisch selbst noch ein Kind.
    Sie sank auf den Fußboden – auf ihren wunderbaren Boden mit den marokkanischen Fliesen in ihrer wunderbaren Designerwohnung – und vergrub den Kopf in den Händen. Die Folgen überfluteten unkontrolliert ihre Gedanken. Was war mit ihrer Karriere? Was war mit ihrem Leben? Was würden die anderen sagen? Was würde ihre Mutter sagen? Sie wusste, dass sie entsetzt wäre, schließlich erzählte sie ihr dauernd, dass sie nicht genau wie sie in die gleiche Falle tappen sollte. Ihre Mutter war absolut überzeugt, dass sie, wären ihr nicht Heirat und Kinder dazwischengekommen, jetzt ein Star in Vegas wäre. Die Tatsache, dass sie eine schreckliche Sängerin war, schien dabei völlig irrelevant. Nun holte sie die verlorene Zeit in ihrer Villa in Spanien nach, wo sie die meisten Abende mit ihren Freunden in Karaoke-Bars verbrachte.
    »Wer zum Teufel war es?«, würde ihre Mutter vermutlich als Erstes fragen. Sie hatten schon lange aufgehört, über ihre Beziehungen zu sprechen, weil sie so häufig
wechselten. Ihre Mutter hatte das Interesse verloren. Na, zumindest wusste sie, dass es nur von Ben sein konnte – in Anbetracht der Tatsache, dass sie nun seit gut ein paar Monaten gemeinsam »abhingen«, wie sie es bezeichneten. Eigentlich war sie überrascht gewesen, wie gut es lief. Sie versprachen sich nie, sich gegenseitig anzurufen – sie taten es einfach. Sie stellten einander ihren Freunden vor, leugneten eine Romanze aber hitzig ab; und auf gar keinen Fall würden sie den anderen je bitten,
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