Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman
Autoren: Tracy Bloom
Vom Netzwerk:
das Minenfeld eines weiteren Gesprächs.
    »Hey«, sagte er und versuchte, so lebhaft und fröhlich wie möglich zu klingen in der Hoffnung, auf diese Weise zumindest dem Anfang des Gesprächs etwas positiven Auftrieb zu verleihen.
    »Hi. Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute nicht zur Arbeit gegangen bin«, sagte Alison.
    »Verstehe«, antwortete Matthew. »Geht es dir gut?«, erkundigte er sich zögernd.
    »Was glaubst du denn? Ich bin ein Nervenbündel, Matthew. Ich sitze wieder einmal hier, besessen von der Frage, ob ich bald darüber nachdenken kann, wie wir das Kinderzimmer einrichten werden, oder ob ich wieder am Boden zerstört sein werde, weil wir erneut gescheitert sind. Vielleicht könntest du ja doch heute Abend nach Hause kommen?«
    »Alison, es tut mir wirklich leid. Das würde ich ja gern, das weißt du, aber ich bin der Einzige aus unserer Unternehmensberatung, der morgen da ist, und irgendjemand muss ja im Büro sein und sich um die Kunden kümmern. Ian fällt aus, weil seine Tochter jetzt die Hauptrolle im Schulmusical bekommen hat. Sie war die Zweitbesetzung, aber das andere Mädchen ist nun in einen riesigen Skandal verwickelt, weil sie mit einem Lehrer geschlafen hat oder so was in dem Dreh, und jetzt darf sie nicht auftreten.
Der arme alte Ian muss nun zwei Stunden neben seiner Exfrau leiden und Kindern zuhören, die den Ton nicht treffen, wenn sie »Der Zauberer von Oz« trällern, anstatt beim Leeds-Spiel die gesammelten Freuden einer Firmenveranstaltung zu genießen. Er ist ziemlich sauer, das kann ich dir sagen.«
    Totenstille am anderen Ende der Leitung.
    »Alison, bist du noch dran?«
    Eine lange Pause, dann hörte er ein Schluchzen, und er wusste, dass sie weinte.
    »Wenigstens hat er eine Tochter, die er bei einem Schulmusical sehen kann. Ich würde das für eine Million doofer, dämlicher Firmenveranstaltungen eintauschen. Weiß er eigentlich, wie viel Glück er hat?«, stieß sie hervor.
    »Ach Alison, das weiß er bestimmt. Es ist einfach nur Murphys Gesetz, dass immer alles am selben Tag zusammenkommt. «
    »Murphys Gesetz, dass er eine Tochter hat und keine Lust, das Mädchen in einem Schulmusical zu sehen, während wir nichts haben.«
    »He, beruhige dich, diesmal wird es schon klappen.«
    »Aber was, wenn es nicht klappt? Ich darf nicht mal daran denken, wie ich damit fertig werden soll. Ich glaube einfach nicht, dass ich mich wieder zusammenreißen und zur Tagesordnung übergehen kann.«
    »Alison, es tut dir nicht gut, so darüber zu denken. Wir werden damit fertig werden, weil wir nämlich gar keine andere Möglichkeit haben, als damit fertig zu werden. Pass auf: Warum ruft du nicht Karen an und fragst sie, ob sie sich mit dir zum Mittagessen treffen will, dann bist du für einige Zeit abgelenkt?«
    Er hoffte, sie würde daraufhin auflegen. Er fühlte sich
schuldig, aber er wusste schon gar nicht mehr, wie oft sie bereits eine ähnliche Unterhaltung geführt hatten, und es zermürbte ihn. Ja, er wollte ein Kind, aber was dieser Wunsch ihnen beiden antat, war ihm verhasst. Vor dieser ganzen Sache war es Alison gewesen, die ihr Leben in der Spur gehalten hatte, weil sie irgendwie immer gewusst hatte, was zu tun das Richtige war. Aber jene Alison gehörte längst der Vergangenheit an, und nun war er es, der verzweifelt versuchte, das Leben für sie beide zusammenzuhalten. Und er fürchtete, er könnte kläglich scheitern.
    »O Gott, Matthew, du willst einfach nie darüber reden, oder? Warum kannst du nicht wie ein ganz normaler Erwachsener einfach mit mir darüber sprechen?«, schluchzte sie.
    Er schloss kurz die Augen. Es brachte ihn schier um, wenn sie solche Sachen sagte, denn so kamen all seine Unsicherheiten zutage. Dass er in Wirklichkeit nicht gut genug für sie war. Dass er sie mit seinem verzweifelten Versuch nicht beeindruckte, der Typ zu sein, von dem er glaubte, dass sie ihn haben wollte – mit seiner Karriere als Finanzberater, seinem Firmenwagen und seinem Spesenkonto. Dass er unter der Oberfläche noch immer der Windhund war, der er gewesen war, als sie sich kennengelernt hatten.
    »Ich versuche es ja, Alison, glaube mir, ich versuche es wirklich. Aber du musst diese Sache in der richtigen Perspektive sehen. Es ist ja nicht so, als ob jemand gestorben wäre, oder?«
    Sobald er es gesagt hatte, war ihm klar, dass das wohl das Idiotischste war, was er je von sich gegeben hatte.
    »Na, das sagt ja nun alles, oder? Du hast doch keinen blassen Schimmer!«

    Gespräch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher