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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman
Autoren: Tracy Bloom
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verstand, dass alle seine Klienten jemanden hatten, der ihnen schier die Eier auspresste, um höheren Profit zu machen; aber ihn sollten sie in Ruhe lassen – und abzischen und einfach mehr Geld verdienen. Es war eigentlich ganz einfach.
    Matthew stellte sein Handy schließlich auf stumm und entschied, dass ein schlechter Handyempfang auf der M1 eine plausible Ausrede war, um an diesem Morgen nicht nach jedermanns Pfeife zu tanzen. Davon abgesehen war der Luxus, an einem Wochentag Radio 5 Live zu hören und dabei seine Gedanken weg vom privaten Stress und hin zu den Möglichkeiten der Transferfenster dieser Fußballsaison
schweifen zu lassen, einfach eine zu gute Gelegenheit, um sie verstreichen zu lassen.
    Er dachte gerade darüber nach, welche Möglichkeiten Leeds United hatte, neue Spieler einzukaufen, als Alisons Name hartnäckig auf dem Display seines Telefons aufblinkte. Zu seiner Bestürzung stellte er fest, dass er zögerte, bevor er den Anruf entgegennahm – vor lauter Angst, dass er wieder das Falsche sagen könnte. Sie war in Tränen aufgelöst gewesen, als er an diesem Morgen das Haus verlassen hatte. Die Anspannung, eine weitere künstliche Befruchtung über sich ergehen lassen zu müssen, veranlasste sie, bei der kleinsten Bemerkung durchzudrehen. Er konnte sehen, dass jeder Funken ihrer Energie darauf konzentriert war, den Erfolg diesmal mit aller Macht zu erzwingen. Jedes Ablenkungsmanöver, das er vergeblich unternahm, um sie zu beruhigen, stieß auf völlige Verachtung und brachte ihm bloß einen vernichtenden Blick ein. Sie konnte nicht verstehen, wie um alle Welt er über etwas anderes als ihre angestrebte Schwangerschaft sprechen konnte, ganz zu schweigen, wie er ihr etwas so Triviales vorschlagen konnte, wie ihn nach Leeds zu begleiten, um sich mit ihm am Samstag das Fußballspiel anzusehen.
    Er erinnerte sich flüchtig an die Zeit, als sein Herz noch einen Sprung gemacht hatte, wenn er Alisons Name auf dem Handydisplay aufleuchten sah. Aber jene Alison war eine andere Alison. Jene Alison hatte ihn fasziniert. Jene Alison, so kühl und ruhig und elegant, interessierte ihn noch immer. Jene Alison, deretwegen er sich wie der König auf Erden gefühlt hatte, sobald sie nur ihre perfekt manikürte Hand auf seinen Arm legte. Jene Alison, deren Zielstrebigkeit, etwas im Leben zu erreichen, langsam seinen chaotischen Ansatz verändert hatte, wie man mit dem
Geschäft des Lebens umging. Jene Alison, die ihn immer sanft ermutigt hatte, eine Karriere anzustreben und nicht von einem Job zum nächsten zu tändeln, in eine Immobilie zu investieren, anstatt mit seinen Kumpels ein Dach über dem Kopf zu mieten, zum Abendessen auszugehen anstatt ins Pub, Wein aus dem obersten Regal zu kaufen anstatt aus dem untersten, hochwertige Zeitungen zu lesen anstatt Revolverblätter – all die Dinge, die richtige Erwachsene eben so tun.
    Doch nun zu dieser Alison. Diese Alison hatte sich ihre gelassene, coole Erhabenheit gnadenlos selbst entzogen und sich stattdessen mit Angst, Zweifel und einem absolut lähmenden Gefühl des Scheiterns vollgepumpt. Jene Alison hatte kein Scheitern toleriert. Diese Alison hatte die Erkenntnis, dass sie auf natürlichem Weg kein Kind empfangen konnte, wie ein Schwamm in sich aufgesogen und war schier durchdrungen von negativen Gefühlen, die sie nun mit ihrem Wissen in Verbindung brachte, dass ihr Körper unvollkommen war. Sie war jetzt nervös, gereizt und besessen.
    Die Entscheidung, es mit künstlicher Befruchtung zu versuchen, hatte kurzzeitig die alte Alison zu neuem Leben erweckt, weil sie ansatzweise gespürt hatte, wieder alles unter Kontrolle zu haben. Sie war die ganze Sache wie einen Ganztagsjob angegangen. Die Erleichterung, tatsächlich irgendetwas tun zu können, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie hatte Bestätigung aus der Tatsache gezogen, dass niemand dieses Thema gründlicher recherchiert haben konnte als sie, niemand seinen Körper besser darauf vorbereitet haben konnte als sie, niemand sorgfältiger bei der Durchführung der Behandlung sein konnte als sie. Dennoch war langsam, aber sicher die Erleichterung
aus ihrem Gesicht gewichen. Sie wurde anfangs vertrieben durch einen Anflug von Ungläubigkeit, dem eine schwarze Wolke aus schlichter, einfacher Angst folgte, als sich ihr Körper wieder und wieder geweigert hatte zu tun, was sie sich so verzweifelt von ihm wünschte.
    Daher wappnete Matthew sich nun, bevor er die Taste mit dem grünen Hörer drückte, für
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