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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman
Autoren: Tracy Bloom
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beendet blinkte auf seinem Display.
    Er empfand nur eines: Erleichterung. Er wusste, dass er sie zurückrufen sollte, aber er wusste auch, dass er es wieder völlig falsch anfangen würde. Wo war das Handbuch, wie man mit einer Ehefrau umgehen sollte, die sich von dem Augenblick an, als sie sich damit abzuquälen begann, ein Kind zu bekommen, bis zur Unkenntlichkeit veränderte?
    Das Radio blendete sich wieder ein, und er hörte den Typen zu, die beim Sender anriefen und ihre Meinung äußerten, welcher Spieler in welcher Mannschaft spielen sollte. Er wünschte, er wäre so sorglos wie sie und hätte die Zeit, dem überregionalen Radiosender zu verklickern, dass sie die einzigen Menschen im Lande wären, die wirklich über die Sorgen und Nöte des britischen Fußballs Bescheid wüssten, und dass sie, wenn diese Leute nicht einen Brotberuf hätten, die besten Manager wären, die das Land je gesehen hätte.
     
    Er kam zu spät, als er schließlich zu seiner Besprechung im Büro in Leeds eintraf. Seine Kollegen, die zu diesem Standort gehörten, konnten nicht widerstehen, die üblichen Sticheleien vom Stapel zu lassen, mit denen sie alle aufzogen, die im Londoner Büro arbeiteten.
    »Hast du dich verfahren? Hast du vergessen, dass England auch außerhalb der M25 existiert?«, fragte Ian.
    »Sehr witzig«, antwortete Matthew.
    »Die Tatsache, dass ich in Yorkshire geboren und aufgewachsen bin und dass du ein Weichei aus dem Süden bist, das sich als harter Junge aus dem Norden verkleidet, scheint deinem Gedächtnis entfallen zu sein.«
    »Weichei aus dem Süden!«, rief Ian aus und schnappte
sich die abgelegte Krawatte vom Kleiderständer. »Dabei bin ich es, der den Kunden eifrig erzählt, dass du der aufsteigende Stern bist, der den ganzen weiten Weg aus der Großstadt London kommt, um sie mit seiner Power-Point-Präsentation zu beeindrucken.«
    »Hoffentlich hast du ihnen keine falschen Hoffnungen gemacht«, sagte Matthew und wurde langsam nervös.
    »Überhaupt nicht. Ich habe ihnen nur erzählt, dass deine Balkendiagramme bei Finanzdirektoren dieselbe Ehrfurcht auslösen wie Kunstliebhaber sie empfinden, die zum ersten Mal einen echten van Gogh sehen – und dass sie bei deinen Witzen über die Steuern auf Hedgefonds vor Lachen unter dem Tisch liegen werden.«
    »Danke, das weiß ich wirklich zu schätzen«, gab Matthew grimmig zurück.
    »Jederzeit gerne, mein Freund. Jederzeit. Noch Lust auf ein paar flotte Bierchen danach?«, fragte Ian. »Ich muss meinen Kummer ertränken, wenn ich daran denke, dass ich morgen nicht mit dir zu dem Spiel gehen kann.«
    »Auf jeden Fall, die kann ich auch vertragen«, antwortete Matthew.
     
    Ian redete wie ein Wasserfall weiter, aber Matthew hatte sich geistig ausgeklinkt. Das Bier hatte seinen Zweck erfüllt und die Welt freundlicher gestaltet. Er lächelte ein wenig, fühlte sich entspannt und fast sorglos – ein Gefühl, das ihm in letzter Zeit arg fremd geworden war. Er hatte Alison angerufen, nachdem er sein Hotelzimmer bezogen hatte. Das Gespräch war kurz und gespannt gewesen. Er hatte ihr versprochen, morgen gleich nach dem Spiel zurückzufahren, was der Sache mit dem Freibier, das er hätte trinken können, einen Dämpfer verpasst hatte.

    »Hörst du mir überhaupt zu, Kumpel? Mann, du warst meilenweit weg, während ich dir gerade erzählt habe, dass Chris die Firma verlässt und du dich für den Job bewerben solltest. Komm zurück in die Gegenwart.«
    »Entschuldige, ich habe dir schon zugehört. Na ja, vielleicht. Ich weiß nicht recht, ob Alison im Moment mit einem Umzug fertig werden würde. Außerdem ist es irgendwie komisch, dorthin zurückzukehren, wo ich groß geworden bin. Wie es der Zufall will, bin ich heute Abend zu einem Schülertreffen mit Ehemaligen eingeladen, aber ich wäre mir da irgendwie seltsam vorgekommen. Lauter Vollidioten, mit denen ich früher schon nicht geredet habe, die jedem erzählen, wie weit sie es gebracht haben.«
    »Schülertreffen? Hast du Schülertreffen gesagt? Willst du mir etwa erzählen, dass wir ausgegangen sind und ich die ganze Zeit versuche, ein Lächeln auf dein pathetisch betretenes Gesicht zu zaubern, während ich mich auf die leichte Beute dreißigjähriger Frauen hätte stürzen können, die gerade lange genug verheiratet sind, um festzustellen, dass das nicht so lustig ist?«
    Ian lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte die Hände hinter seinen Kopf und schloss die Augen.
    »Ich sehe die Szene direkt vor mir:
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