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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen
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Richard hat viele mächtige Verbündete. Und nun ist auch noch das Parlament auf seiner Seite.«
    Die Parlamentsmitglieder waren so entsetzt und verängstigt über Gloucesters Tod gewesen, dass sie Richards Kopfsteuer zugestimmt hatten. Neville hatte gehört, dass bereits Steuereintreiber in die Grafschaften geschickt worden waren, um von jedem Haushalt sechs Pennies zu erheben. Es war nicht viel – ein Tageslohn vielleicht –, doch es reichte aus, um im Volk für Unmut zu sorgen.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass ganz England von Richard in die Knie gezwungen wurde«, sagte Margaret.
    »Nein. Nicht ganz England. Es gibt viele, die der Meinung sind, dass man ihn in seine Schranken weisen sollte. Aber wir reden darüber, ein Bündnis gegen den Thron zu schließen, und das ist kein leichtes Unterfangen. Brave Männer zögern stets, sich gegen die hergebrachte Ordnung zu erheben. Richard ist schließlich ihr rechtmäßig gekrönter König, und es wird Wochen brauchen, vielleicht sogar Monate, um mit vereinter Kraft losschlagen zu können.«
    »Monate«, flüsterte Margaret, und Neville bemerkte, wie sie unter der Decke die Hand auf ihren Bauch legte.
    Er beugte sich über das Bett zu ihr hinüber und küsste sie. »Uns wird nichts passieren«, sagte er. »Hab keine Angst.«
    »›Uns wird nichts passieren‹«, wiederholte sie seine Worte. »Hast du das auch gesagt, als Gloucester und Arundel ermordet wurden, Tom?«
     
     
    Sie konnten nichts tun, außer den Gerüchten zu lauschen, die sich in ganz London über die Ereignisse in Frankreich verbreiteten. Im Allgemeinen hörte man nur Äußerungen des Stolzes: Hotspur hatte einen großartigen Sieg gegen Frankreich errungen und marschierte weiter gen Norden, um noch mehr Männer, Frauen und Kinder der verhassten Franzosen zu ermorden.
    Die Londoner hatten für ihre Nachbarn auf dem Festland nie viel übrig gehabt.
    Neville beriet sich etwa eine Stunde lang mit Bolingbroke und Lancaster und kehrte dann äußerst niedergeschlagen zu seinen Pflichten zurück. Die Arbeit eines Sekretärs hörte nie auf, und er musste noch die entsprechenden Briefe für Bolingbrokes fünf Günstlinge verfassen, bevor an Mariä Verkündigung die Gelder für ihre Ausbildung und ihren Unterhalt fällig wurden.
    Doch Neville hatte sich kaum an die Arbeit gemacht, als Courtenay die Tür der Amtsstube aufriss und ihn störte.
    »Mein Lord? Es tut mir leid, aber…«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment drängte sich ein Mann an ihm vorbei in das Gemach.
    Neville stand auf, und ehe er es verhindern konnte, verzog sich sein Mund zu einem Lächeln. »Meister Tusser!«
    Tusser verbeugte sich und richtete sich dann wieder auf. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck höchster Dringlichkeit; er konnte sich nicht vorstellen, dass es weltliche Dinge gab, die wichtiger waren als die Verwaltung von Nevilles Ländereien.
    »Ich bringe Euch die Haushaltsbücher!«, sagte Tusser und legte mehrere dicke Bände vor Neville auf den Tisch.
    Neville betrachtete sie, hob dann den Blick und bemerkte unglücklicherweise Courtenays Belustigung über Tussers wichtigtuerische Art, noch ehe er etwas erwidern konnte.
    Seine Lippen zuckten, und er brach in Gelächter aus, unterdrückte es jedoch sogleich wieder, als er Tussers verletzten Blick bemerkte.
    »Verzeiht mir, Meister Tusser«, sagte Neville und bedeutete Courtenay, sie allein zu lassen. »Es ist ein merkwürdiger Tag gewesen, und ich habe höchst unangemessen auf Eure Ankunft reagiert. Ich freue mich, dass Ihr hier seid. Neuigkeiten aus Halstow Hall sind mir höchst willkommen, nachdem ich nun so lange nur mit Londoner Hofintrigen zu tun hatte.«
    Ein wenig besänftigt zog sich Tusser einen Schemel an den Tisch heran, setzte sich und nahm den Kelch mit verdünntem Wein an, den Neville ihm reichte.
    »Ich habe eine lange Reise auf mich genommen, um Euch diese Bücher zu bringen«, sagte Tusser.
    »Ich weiß, Meister Tusser, und es tut mir sehr leid…«
    »Eigentlich müsste ich zu Hause sein und das Aussäen der Gerste überwachen, um sicherzustellen, dass die Männer sie gut unterpflügen. Denn wenn sie es nicht tun, werden die Krähen die Saatkörner fressen. Außerdem muss der Hopfen gepflanzt werden… Dabei müsste ich eigentlich auch zugegen sein… Und mit dem Veredeln muss begonnen werden… Aber nein, stattdessen sitze ich hier. ›Er wird froh sein, mich zu sehen‹, habe ich mir gedacht…«
    »Tusser…«
    »›… und sich darüber freuen,
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