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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen
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hinein.
    »Tom?«
    Neville rollte sich so schnell von Margaret herunter, dass sie aufschrie und die Decke hochzog, um ihre Blöße zu bedecken.
    »Tom? Margaret? Komme ich ungelegen?«
    Neville setzte sich im Bett auf, zog sich ebenfalls die Decke über den nackten Leib und verfluchte Bolingbroke im Stillen. »Ja«, sagte er.
    Bolingbroke lächelte nicht einmal. Er hatte das Gemach betreten, ohne dass Tom und Margaret es bemerkt hatten, doch nun schlug er die Tür hinter sich zu und kam zu ihnen herüber.
    »Dann möchte ich mich bei euch entschuldigen«, sagte Bolingbroke, »aber diese Neuigkeiten sind wichtiger als eure morgendliche Tändelei.«
    Margaret errötete und senkte den Blick, doch Neville vergaß seine Verärgerung angesichts von Bolingbrokes ernster Miene sofort. »Es gibt Neuigkeiten?«, fragte er.
    »Ja.« Bolingbroke setzte sich neben Neville auf die Bettkante. »Aus Frankreich sind Nachrichten eingetroffen. Von Hotspur.«
    »Und?«
    »Hotspur hat die Situation in Limoges in der Weise ›geklärt‹, die er für richtig hielt.«
    Bolingbroke hielt inne, und weder Neville noch Margaret, die ihn gebannt anstarrten, sagten etwas.
    »Er hat die Stadt niedergebrannt«, sagte Bolingbroke und sein Blick zuckte zu Margaret hinüber. »Und sämtliche Männer, Frauen und Kinder in ihren Mauern niedergemetzelt.«
    »Ach, Hal!«, rief Margaret. »Nein! Nicht die Kinder!«
    Sie waren alle so bestürzt, dass Neville nicht einmal auffiel, dass Margaret Bolingbroke mit seinem Vornamen angesprochen hatte. »Warum?«, fragte Neville. »Ein solch grausames Vorgehen wäre doch sicher nicht nötig gewesen?«
    »Für Hotspur war es nötig!«, sagte Bolingbroke und ballte wütend die Hand auf seinem Schenkel. »Hotspur wollte Richard beeindrucken. Er musste für ihn einen Sieg erringen, also«, Bolingbroke sprach langsam und wog jedes seiner Worte sorgfältig ab, »hat er jeden einzelnen Mann, jede Frau und jedes unschuldige Kind in Limoges ermordet.«
    Margaret hatte die Hände vor den Mund geschlagen und begann zu weinen. »Die Kinder…«, flüsterte sie fassungslos. »Aber warum denn die Kinder?«
    »Habe ich euch nicht gerade den Grund genannt?«, schrie Bolingbroke, und Margaret zuckte erschrocken zusammen.
    »Hal…«, sagte Neville, doch weiter kam er nicht.
    »Bei den Heiligen«, sagte Bolingbroke. »Verzeiht mir, Margaret. Es gab keinen Grund, Euch so anzuschreien. Es ist nur…«
    »Das ist alles so furchtbar«, sagte sie und nahm seine Entschuldigung an, denn sie konnte sich vorstellen, wie sehr diese Nachricht ihn mitgenommen haben musste. Männer wussten, was sie in den Kriegen erwartete, die sie viel zu oft führten, und in gewissem Maße mussten auch ihre Frauen darunter leiden. Aber Kinder… Kinder waren so unschuldig! Sie herzlos niederzumetzeln…
    »Wann wird das endlich ein Ende haben?«, fragte Bolingbroke leise. »Was können wir nur dagegen tun?«
    »Wo befindet sich Hotspur jetzt?«, fragte Neville.
    »Er marschiert gen Norden, um noch mehr« – Bolingbrokes Stimme klang bitter – »ruhmreiche Taten zu begehen.«
    Er hielt inne. »Er marschiert auf Orléans zu. Er will die Stadt für Richard einnehmen.«
    Nachdem Bolingbroke gegangen war, erhob sich Neville aus dem Bett und zog sich eilig seine Kleider an.
    Margaret blieb noch liegen und beobachtete Neville mit besorgtem Blick.
    »Kann Bolingbroke nicht irgendetwas unternehmen?«, fragte sie.
    Neville setzte sich und zog seine Stiefel an – Verflucht! Wo war Courtenay, wenn er ihn brauchte? Er hatte sich einen schönen Morgen zum Verschlafen ausgesucht!
    »Was denn?«, fragte er und fluchte, als er mit dem Daumen in einer Stiefelschnalle hängen blieb.
    »Gegen Richard, meine ich«, sagte Margaret.
    Neville blickte sie an. »Was soll er denn tun?«, fragte er noch einmal ärgerlich und seufzte dann. »Ach, meine Liebe, heute Morgen wirst du von allen Männer nur angeschrien, nicht wahr? Verzeih mir bitte meine schlechte Laune.«
    »Ich dachte, Bolingbroke und Lancaster…« Margaret verstummte, denn sie wollte die verräterischen Worte nicht laut aussprechen. Neville hatte ihr erzählt, was Lancaster nach Gloucesters und Arundels Ermordung geschworen hatte, doch seither hatte er darüber fast kein Wort mehr verloren.
    Neville hörte auf, an seinen Stiefeln herumzufummeln, und drehte sich zu seiner Gemahlin um. »Das braucht Zeit, Margaret. Nicht einmal gemeinsam sind Hal und Lancaster stark genug, um… nun ja, um Richard herauszufordern.
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