Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebin der Zeit

Diebin der Zeit

Titel: Diebin der Zeit
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
müssen.
    Wie von Sinnen wand er sich am Boden. Der Schmerz war überall, war schrecklich und hinderte ihn, auch nur einen einzigen Gedanken für Gegenwehr oder Flucht aufzubieten.
    Die Frau, die nicht Elisabeth MacKinsay heißen wollte, sah ungerührt zu, wie die Macht dieser Stätte, die sie selbst auch weiterhin nicht anfocht, ihren Feind verschlang.
    *
    Eucharius hielt inne. Zweierlei rührte ihn an. Zum einen das Flehen seines Opfers hier unten in dem finsteren Loch: »Aufhören, bitte ... Auf-hö-ren ...!« (Rührte es ihn wirklich, oder bildete er es sich nur ein?) Zum anderen das viel dringendere Gefühl, daß sein Herr und Meister in Bedrängnis geraten war - in tödliche Bedrängnis!
    Noch bevor wirkliche Sättigung eintrat, ließ Eucharius von dem Mädchen im Kellerloch ab. Im Zurückweichen sah er, wie der Blutfluß aus den Malen heraus, die seine Zähne hinterließen, gerann. Die beiden Wunden schlossen sich. Mehr als ein paar Tropfen des kostbaren Quells gingen nicht verloren. Der Diener würde das Gefäß bei seiner Rückkehr vorfinden, wie er es jetzt verließ. Falls er zurückkehrte.
    Behender, als ein Betrachter es erwartet hätte, kletterte Eucharius an die Oberfläche zurück. Und wie einem abgespulten Faden folgend fand er sicher seinen Weg dorthin, wo zwei ungleiche Gegner aufeinandergeprallt waren ...
    * Sein Handballen und die linke Wange brannten, als würde rotglühendes Eisen dagegengepreßt! Landru schrie gellend aus Racoons Mund.
    Racoons Körper schien wie Wachs zu zerlaufen. Zu schmelzen. Gleichzeitig war es, als ritzte eine unsichtbare Hand Stigmen hinein, zur Strafe dafür, daß ein Geschöpf der Nacht es überhaupt gewagt hatte, ein Haus wie dieses zu betreten!
    Die Qual, die in ihm tobte, hätte die Mauern zum Einsturz gebracht, wenn es ihm nur einen Moment gelungen wäre, sich seiner Hütermagie zu besinnen.
    Aber es gab keine Pause, keine Gelegenheit der Sammlung, unaufhörlich strömten die Ausdünstungen der Kirche wie giftige, ätzende Gase auf ihn ein!
    Woher schöpfte Beth MacKinsay solche Möglichkeiten? Wer hatte
    ihr die Kräfte verliehen, die sie als Trumpfkarten gegen ihn ausspielte?
    Wenn sie wirklich im Korridor der Zeit gestorben war .
    ... wer hatte sie wiedererweckt?
    Selbst diese Fragen waren nur Splitter. Sie stoben durch Racoons kaltes Gehirn und trugen zur völligen Irritation des Wesens bei, das Einlaß in ihn gefunden hatte.
    Landrus Bewegungen am Boden erlahmten. Die Kräfte verließen den Körper, dessen Eigentümer sich nicht einmal in dieser Situation, nicht einmal in den entlegensten Winkeln dieses Gehirns regte. Offenbar gab es ihn wirklich nicht mehr. Offenbar hatte die Seele des Hüters Racoon einfach ausradiert .
    Aber selbst als Verbündete hätten Racoon und Landru kaum dem imaginären Gewicht, das sie niederdrückte, zu trotzen vermocht.
    Stöhnend versuchte der Hüter den Kopf zu wenden und dorthin zu schauen, wo die durchscheinende Frau vielleicht immer noch stand.
    Vielleicht war sie aber auch schon längst gegangen. Zurück zu den Resten von Rößlins Wanderschau. Zurück zu Spielleuten, Akrobaten und Mißgeburten, die glaubten, sie sei eine von ihnen .
    Blitze.
    Splitter.
    Lautlose Entladungen.
    Landrus Geist zerstob im Hagel einer Magie, die auf reinem Glauben fußte. Einer Religion, die ein Vampir in jeder Epoche zu fürchten hatte.
    Sein Bewußtsein versank in der Marter, die kein Ende nehmen wollte. Erst wenn sie ihn ganz besiegt hatte, würde sie für immer verstummen.
    Und das würde bald sein.
    Sehr bald.
    Jetzt...?
    *
    Als Landru die Augen aufschlug, pochte der Schmerz noch wie ein fremder Herzschlag in ihm. Es war heller Tag, und er lag im Freien, im Staub der Straße, zwischen strohgedeckten Häusern, die mehr denn je den Käfigen absonderlicher Tiere ähnelten.
    »Endlich, Meister .«
    Die Stimme ließ ihn vollends zu sich finden. Neben ihm kniete Eucharius - noch entsetzlicher zugerichtet, als er ihn nach dem Wohnwagenbrand in Erinnerung hatte. An manchen Stellen seines teilverbrannten Körpers hatte sich das Fleisch nun völlig abgelöst. Blanke Knochen waren sichtbar. Der verwesende Kopf seines Zwillings war nun gänzlich verschwunden. Dort, wo er einmal auf der Schulter aufgesessen hatte, war nur ein schwarzer, schwärender Fleck zu erkennen, und ein zertrümmerter Nackenwirbel ragte heraus. Es schien, als hätte jemand einfach solange an dem unnütz gewordenen Schädel gedreht, bis er herabgefallen war.
    »Ich bin so froh,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher