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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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auch etwas Weisheit. Da mir nun die Geduld ausging und meine Weisheit mir riet, ihn nicht zu erschlagen, suchte ich Abstand zwischen mich und sein Geplärre zu bringen.
    Meine Atemfahne stand vor mir in der Luft, als ich die Tür zum Hof öffnete. In den Schnee waren Gänge gegraben worden, die zum Brunnen in der Mitte des Hofes, zur Schmiede und zu den Stallungen führten. Und zu dem eingeschneiten Tor, genauer gesagt, zu einer Mannpforte darin.
    Wer die Geschichte des Hammerkopfs nicht kannte, mochte sich vielleicht ein wenig über den wehrhaften Charakter des Gasthofs wundern. Aber er war nicht immer ein bloßer Gasthof gewesen, sondern ein Depot für eine ganze Armee: die Armee des Alten Reiches im Nordwesten, die ausgezogen war, um dieses Land von den Barbaren zu befreien.
    Fast tausendzweihundert Männer waren zu Zeiten unserer Ahnen von hier aus losmarschiert, um das Land zu befrieden, und nicht einer kehrte je in seine Heimat zurück.
    Ohne darüber nachzudenken, lenkte ich meine Schritte hinüber zu der Mannpforte. Jenseits des Tores führte der Gang im Schnee zu einem kleinen Hügel. Dort hatten wir nach dem Sturm die Toten begraben, mit ihnen auch neun Soldaten jenes Alten Reiches, deren Leichen wir tief unter dem Gasthaus gefunden hatten.
    Es war nicht meine Absicht zu lauschen. Es ging ein leichter Wind, und dieser trug Eiskristalle über den in den Schnee gegrabenen Gang, sodass ein ständiges Knistern und Rascheln meine Schritte übertönte. Dennoch waren die Worte deutlich zu verstehen.
    »Ihr habt leicht reden, Meister Kennard. Für Euch ist das dunkle Imperium, das verfluchte Thalak, nicht mehr als ein Fleck auf einer Landkarte. Für mich hingegen ist es ein unerbittlicher Feind, und mein Plan war es, Hilfe zu finden. Hilfe von jenem, der unsere Vorfahren einst hierher schickte, um seine eigene Macht zu festigen.«
    »Es tut mir leid, Maestra, aber ich sagte Euch schon, Askannon gab seinen Thron schon vor Jahrhunderten auf. Das Reich Askir existiert nicht mehr, es ist zerfallen in sieben Königreiche, die sich kaum mehr ein Imperium nennen können.«
    Leandra lachte bitter. »Seht Ihr nicht die Ironie, Meister Kennard? Dieser verfluchte Knotenpunkt der Magie unter unseren Füßen ist der Grund, warum unser Land besiedelt wurde! Um ihn zu schützen, brachte dieser machthungrige Magier Askannon unsere Vorfahren ins Land. Zugleich ist dieser Ort aber auch die Saat unserer Vernichtung, denn Thalak will nichts anderes als die Macht, die zu unseren Füßen schlummert.«
    »Ich weiß das wohl, Sera«, entgegnete ihr die ruhige Stimme Kennards, des Mannes, der sich den Unwillen Holgars zugezogen hatte. Es war die Stimme eines Geschichtenerzählers, klar und weich, eine Stimme wie ein guter Wein. Man konnte sie endlos lange genießen. Vielleicht hatte auch er seine Stimme als einen Dank der Feen erhalten. Wie Sieglinde.
    Sieglinde, die älteste Tochter des Wirts, war wohl die Person, die sich durch die Geschehnisse der letzten Wochen am meisten verändert hatte. Nicht nur, dass in ihr das Erbe der Feen erwacht war, sie trug auch den Geist eines jener Soldaten aus längst vergangener Zeit in sich. Zwar sagte Sieglinde, dass dieser sie schon fast verlassen habe, wie es versprochen war, doch hatte er Dinge zurückgelassen: Wissen, Reife und Selbstsicherheit. Täglich übte sie nun mit Janos, einem anderen Überlebenden, den Schwertkampf und wurde von Tag zu Tag besser darin. Was nicht verwunderlich war, wenn man bedachte, dass sie vom Anführer der Truppe das Bannschwert Eiswehr geerbt hatte. Vor vielen Jahrhunderten hatte der Sergeant das erste Mal versucht, die Macht des Eiswolfs zu brechen. Auch damals hatte ein magischer Eissturm dieses Land heimgesucht.
    »Aber es ist noch kein Grund, alle Hoffnung fahren zu lassen«, fuhr Kennard fort und riss mich aus meinen Gedanken.
    »Ach? Ist es nicht?« Leandras Stimme klang hart. So hart, wie ich sie noch nie vernommen hatte.
    »Ihr seid eine Maestra. Warum nutzt Ihr nicht die Macht der Magie dort unten?« Die Frage weckte erst recht meine Aufmerksamkeit. Es lag eine seltsame Spannung in den Worten.
    Leandra lachte bitter. »Ihr solltet es besser wissen. Diese schlafende Macht würde mich verhöhnen. Sie verspricht Rettung für unser Land, aber würde ich auch nur wagen, sie zu berühren, würde sie mich verbrennen, noch schneller als Balthasar brannte! Und selbst wenn ich es könnte, ich würde es dennoch nicht wagen, denn eine solche Macht ist nicht für mich
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