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Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung
Autoren: Aufbau
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Frauen hatte sie bereits gehört, wusste aber nicht, was mit ihnen geschehen war. Es war wohl am besten, sie folgte ihrem Klang, bis sie die Frauen gefunden hatte und die Männer, die bei ihnen waren. Es hätte sie nicht gewundert, wenn die gerade dabei waren, ihre Opfer zu vergewaltigen.
    Zuerst ging sie aber zu den Jeeps, wo sie eine gefütterte Jacke fand, die ihr passte. Es war eine, wie sie alle Männer von Aehrenthals Truppe trugen. Sie hoffte, zusammen mit ihrem kurzgeschnittenen Haar würde sie eine gute Tarnung abgeben.
    Im Mondlicht fand sie rasch ihren Weg durch die Oaseund erblickte bald die Gruppe der gefangenen Frauen vor sich. Ihre Ahnung bestätigte sich, als sie sah, wie zwei Männer sich jeweils eine Frau gegriffen und sich über sie hergemacht hatten. Überall waren weinende Kinder, ja sogar Babys. Sie lief rasch näher und nahm sich zuerst den Mann zur Linken vor. Sie schlich sich an ihn heran, und als er fast seinen Orgasmus erreicht hatte, gab sie ihm einen harten Tritt in die Rippen, so dass er von seinem Opfer rollte. Er sprang auf die Füße und griff nach seiner Pistole, aber die steckte in einem Halfter in seiner Hose, die ihm auf die Knöchel gerutscht war. Sarah hob die Maschinenpistole und zielte auf ihn. Sie musste grinsen, als sie den Kerl so lächerlich vor sich stehen sah. Es hätte ihr nichts ausgemacht, ihn auf der Stelle zu erschießen. Die Frau schrie auf, weil sie glaubte, ein zweiter Mann sei gekommen und wolle ihr Gewalt antun. Sarah lächelte ihr zu und legte einen Finger auf die Lippen. Die Frau verstummte. Eine zweite Frau kroch zu ihr heran. Sie hatte ihre Ziege bei sich, jetzt aber nahm sie ihr den Strick aus Palmenfasern ab und machte eine Geste zu Sarah, die sofort nickte.
    Während die Tuareg-Frau dem Mann die Arme auf dem Rücken fesselte, holte Sarah die Pistole aus seinem Halfter. Es war eine Glock 19, klein und praktisch, mit zehn Schuss Munition im Magazin. Sie hatte mit einem anderen Modell trainiert, brauchte aber nur ein, zwei Minuten, um sich an dieses zu gewöhnen. Sie überzeugte sich, dass die Waffe gesichert war und schlich dann vorsichtig an den anderen Mann heran, der so beschäftigt war, dass er nicht mitbekommen hatte, welches Los seinen Kameraden ereilt hatte. Sie rammte ihm die Pistolenmündung in den Rücken und zwang ihn so auf die Knie. Zu Tode erschrocken, hob er dieHände über den Kopf. Sarah hatte ihn in ihrer Gewalt, aber sie besaß nichts, womit sie ihn fesseln konnte.
    Die Tuareg-Frau war inzwischen mit dem ersten Posten fertig und kam zu Sarah gelaufen. Sie erfasste die Situation mit einem Blick und wies dann auf das Schwert, das sich Sarah in den Gürtel gesteckt hatte. Sarah hinderte sie nicht daran, als die Frau das Schwert herauszog, es kurz in der Hand wog und es dann mit all ihrer Kraft dem Mann über dem Herzen in die Brust stieß. Er war sofort tot. Die Frau zog das Schwert heraus und steckte es wieder in die Scheide.
    Sarah überschlug, dass Aehrenthal ursprünglich mit acht Mann und dem Führer Mohamed unterwegs gewesen war. Einen hatte er selbst getötet, so dass es noch sieben waren. Nun hatte sie zwei gefesselt, und zwei weitere waren tot. Blieben noch drei und Aehrenthal selbst. Die Mehrheit gegen sie war immer noch groß, aber nicht unbezwingbar. Sie steckte die Pistole in die Hosentasche.
    Plötzlich hörte sie mehrere Salven aus einem Maschinengewehr. Sie nahm an, dass sie aus den Ruinen der alten Stadt kamen. Sie selbst sprach nicht Tamasheq, aber vielleicht verstand eine der Frauen Arabisch. Sie fragte sie, ob sie den Weg nach Wardabaha wüssten, doch sie zeigten keinerlei Reaktion. Sarahs Arabisch war nicht besonders gut, doch sie wusste, dass es viele Ähnlichkeiten mit dem Hebräischen aufwies. So probierte sie es mit ein paar Worten in dieser Sprache. Zu ihrer Überraschung antwortete ihr die junge Frau, die gerade den Posten getötet hatte.
    »Die
proseuchê
ist hier in der Nähe«, sagte die Frau in einem merkwürdigen Gemisch aus Griechisch, Hebräisch und Tamasheq, wie Sarah glaubte. Sie wusste, dass
proseuchê
auf Griechisch Synagoge hieß, aber was konnte dieses Wort für eine muslimische Tuareg-Frau bedeuten?
    Die zog sie am Ärmel. »Die Mörder sind in Wardabaha«, sagte sie. »Wir können alle fortlaufen. Komm mit uns. Bleib nicht hier.«
    Sarah schüttelte den Kopf.
    »Zeig mir erst die
proseuchê,
und bringe dann die Frauen an einen sicheren Ort.«
    Ihr war kaum bewusst, was sie da sagte. Dort drinnen
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