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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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verfehlten ihre Wirkung ebenso wie alle Versuche der Selbstkaste iung. Einzig der Schmerz, den er sich in seiner Verzweiflung selbst zufügte, brachte die Stimmen für kurze Zeit zum Verstummen, die er seither zu hören glaubte. Sie riefen nach ihm, und obwohl er um ihre verderbliche Natur wusste, war er nach wie vor außerstande, ihnen zu widerstehen.
    Allein die Unmöglichkeit, zu ihnen zu gelangen, bewahrte ihn vor dem Schlimmsten. Seine Situation glich der des an den Mast seines Schiffes gefesselten Odysseus, der allein den verlockenden Gesang der Sirenen zu hören vermochte, während die Ohren seiner Gefährten mit Wachs verschlossen waren ...
    Pater Benedict bis sich auf die Lippen, bis der Schmerz übermächtig wurde und er Blut schmeckte.
    »Heilige Mutter Gottes«, flüsterte er und barg sein Gesicht in den Händen. »Deprecationes ne despicias in necessitatibus; sed a periculis conctis libera nos semper ...«
     
    Keine zwei Stunden später erstatte Pater Theod orus Bericht. Dieses Mal waren sie nur zu dritt, und das hatte Gründe. Bruder Benedict würde das, was sie zu besprechen hatten, weder verstehen noch gutheißen, schon gar nicht in seiner momentanen Verfassung.  Ort der Unterredung war einmal mehr der abgeschirmte Besprechungsraum unweit des Lesesaales der Bibliothek, den Pater Federico seit ihrer damaligen Zusammenkunft nicht mehr verlassen hatte. Er sah blass und übernächtigt aus, vermutlich eine Folge durchwachter Nächte. Das Bettzeug auf der Behelfsliege, die in dieser Umgebung wie ein Fremdkörper wirkte, wirkte jedenfalls unberührt.
    Aber auch Abt Anselm erschien Theodorus ve rändert. Sein Lächeln wirkte aufgesetzt, und sein Blick huschte so unstet hin und her, als müsse er sich vergewissern, dass sie tatsächlich allein waren. Auf einen Wink des Abts hin schilderte Theodorus seinen Besuch bei Bruder Benedict und ließ am Ende durchblicken, dass der junge Pater wie ein gebrochener Mann auf ihn gewirkt hätte.
    »Das hatte ich befürchtet«, erwiderte der Abt mit gesenktem Blick. »Möge die Heilige Mutter sich seiner verwirrten Seele erbarmen.« Dann straffte sich seine Gestalt plötzlich, und seine Stimme klang kühl und beherrscht, als er sich Pater Federico z uwandte:
    »Da mir nichts anderes berichtet wurde, gehe ich davon aus, dass die Zentrale den Köder geschluckt hat und in der gewünschten Weise aktiv geworden ist?«
    »So ist es, Vater Abt«, bestätigte der Leiter der Societas Custodum. »Allerdings ist der Informationsfluss eher dünn, denn die Angelegenheit unterliegt strengster Geheimhaltung . Es scheint aber so, als seien die unbemannten Aufklärer fündig geworden.«
    »Wenn  sich das bestätigt, wäre das die beste Nachricht seit langem«, konstatierte der Abt zufri eden. Die beiden Patres hüteten sich zu widersprechen, auch wenn ihnen die Verunsicherung deutlich anzumerken war. Schließlich hatten die KIs der Exosphere nie etwas anderes behauptet ...
    »Und wie sollen wir uns nun weiter verhalten?«, wollte Pater Federico wissen.
    »Wie loyale Bürger der Föderation, selbstverständlich«, erwiderte der Abt mit sorgfältiger Betonung, »die angesichts der Dimension der Verschwörung auf ebenso rasches wie entschiedenes Handeln drängen.«
    Die Patres nickten und senkten ein wenig b eschämt ob der eigenen Begriffsstutzigkeit den Blick.
    »Vielleicht wäre es sogar hilfreich«, fuhr der Gen eralabt fort, »den Behörden weitere Informationen über die von den KIs geplante Kampagne zuzuspielen, um das Ganze zu beschleunigen.«
    »Das könnte ich übernehmen« erklärte Federicus beflissen, »wobei wir das Problem der Geheimha ltung nicht aus den Augen verlieren sollten. Wenn die KIs der Exosphere auch nur über einen Bruchteil der behaupteten Fähigkeiten verfügen, dürfte ein Überraschungsangriff schwer fallen.«
    »Das ist richtig, Pater Federicus«, räumte der Abt ein. »Aber die Sicherstellung der militärischen Op eration ist nun wirklich nicht unsere Aufgabe. Wir können nur dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich stattfindet. Bis dahin sollte allerdings keiner von uns diese Räumlichkeiten verlassen, auch wenn das einige Unbequemlichkeit mit sich bringt. Der Erhalt des Ordens und seiner Heimstatt sollte uns dieses bescheidene Opfer allerdings wert sein.«
    Die Patres nickten stumm zum Zeichen ihres Ei nverständnisses. Auch Pater Theodorus warf nur einen kurzen, sehnsuchtsvollen Blick in Richtung der einzigen Liegestätte und fügte sich dann in das
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