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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut
Autoren: Dean R. Koontz
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ganzes Leben lang Abenteuer und Heldenmut, aber das schien das Schicksal nie für mich bereitzuhalten. Dann das hier. Ich dachte mir, wenn ich mitspielte, würde der Tag kommen, an dem ich die Möglichkeit haben würde, dem Network schweren Schaden zuzufügen, wenn ich es schon nicht schaffte, es zu atomisieren, paff, wie mit einer Plasmastrahlenwaffe.«
    »Danke«, sagte Marty, der spürte, wie er wieder das Bewußtsein verlor, aber seine Dankbarkeit ausdrücken wollte, solange er es noch konnte.
    »He, wir sind noch nicht über den Berg«, sagte Clocker.
    Als Marty wieder das Bewußtsein erlangte, schwitzte oder zitterte er nicht mehr, fühlte sich aber immer noch schwach.
    Sie befanden sich in einem Auto, auf einem einsamen Highway bei Sonnenuntergang. Paige fuhr, er war auf dem Beifahrersitz festgeschnallt.
    Sie sagte: »Wie geht es dir?«
    »Besser«, sagte er, und seine Stimme klang nicht mehr so unsicher wie beim letzten Mal. »Durstig.«
    »Auf dem Boden zwischen deinen Füßen steht Apfelsaft. Ich suche eine Stelle, wo ich rechts ranfahren kann.«
    »Nein, ich komme schon dran«, sagte er, obwohl er nicht sicher war, ob er es schaffte.
    Als er sich nach vorne beugte und mit der rechten Hand auf den Boden griff, stellte er fest, daß sein linker Arm in einer Schlinge steckte. Es gelang ihm, eine Dose zu ergreifen und aus dem Sechserpack zu ziehen, in dem sie steckte. Er klemmte sie zwischen die Knie, zog am Ringverschluß und öffnete sie.
    Der Saft war kaum gekühlt, aber nichts hatte je köstlicher geschmeckt – was teilweise daran lag, daß er ihn sich ohne fremde Hilfe hatte nehmen können. Er trank die ganze Dose mit drei großen Schlucken leer.
    Als er den Kopf drehte, sah er Charlotte und Emily, die auf dem Rücksitz schlafend in den Sicherheitsgurten hingen.
    »Sie haben in den vergangenen Nächten kaum Schlaf bekommen«, sagte Paige. »Alpträume. Und Sorgen um dich. Aber ich glaube, solange wir unterwegs sind, fühlen sie sich sicher, und die Bewegung des Autos hilft ihnen.«
    »Nächten? Plural?« Er wußte, sie waren Dienstag nacht aus Mammoth Lakes geflohen. Er vermutete, daß es Mittwoch war. »Was ist heute für ein Tag?«
    »Freitag«, sagte sie.
    Er war fast drei Tage weggetreten gewesen.
    Er ließ den Blick über die weiten Ebenen schweifen, über denen langsam die Nacht anbrach. »Wo sind wir?«
    »Nevada. Route 31 südlich von Walker Lane. Wir fahren auf den Highway 95 und weiter Richtung Norden, nach Fallon. Dort übernachten wir in einem Motel.«
    »Morgen?«
    »Wyoming, wenn du dich kräftig genug fühlst.«
    »Ich fühle mich kräftig genug. Ich vermute, es gibt einen Grund für Wyoming?«
    »Karl kennt einen Ort, wo wir bleiben können.« Als er sie nach dem Auto fragte, das er noch nie gesehen hatte, sagte sie:
    »Auch Karl. Wie der Schwefelpuder und das Penizillin, mit dem ich dich behandelt habe. Er scheint zu wissen, wo man alles bekommt, was man braucht. Das ist vielleicht eine Type.«
    »Ich kenne ihn eigentlich gar nicht«, sagte Marty, der sich eine neue Dose Apfelsaft holte, »aber ich liebe ihn wie einen Bruder.«
    Er machte die Dose auf und trank mindestens ein Drittel davon. Er sagte: »Und sein Hut gefällt mir auch.«
    Paige lachte übertrieben für den kläglichen Humor der Bemerkung, aber Marty lachte mit ihr.
    »O Gott«, sagte sie und fuhr weiter durch das graue unbevölkerte Land nach Norden, »ich liebe dich, Marty. Wenn du gestorben wärst, hätte ich dir das nie verziehen.«
    In dieser Nacht nahmen sie zwei Zimmer in einem Hotel in Fallon, wo sie einen falschen Namen angaben und im voraus bar bezahlten. Zum Abendessen nahmen sie Pizza und Pepsi im Motel zu sich. Marty war ausgehungert, aber nach zwei Stücken Pizza war er satt.
    Beim Essen spielten sie »Paß auf wer der Affe ist«, bei dem es darum ging, möglichst viele Worte für Nahrungsmittel zu finden, die mit dem Buchstaben P anfingen. Die Mädchen waren nicht in Hochform. Tatsächlich wirkten sie so verschlossen, daß Marty sich Sorgen um sie machte.
    Vielleicht waren sie nur müde. Nach dem Essen schliefen Charlotte und Emily trotz des Nickerchens im Auto, kaum daß sie die Köpfe aufs Kissen gelegt hatten.
    Sie ließen die Tür zwischen den benachbarten Zimmern offen. Karl Clocker hatte Paige eine Uzi-Maschinenpistole gegeben, die verbotenerweise für vollautomatisches Feuer eingerichtet worden war. Sie ließen sie in Reichweite auf dem Nachttisch liegen.
    Paige und Marty legten sich in ein Bett. Sie
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