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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut
Autoren: Dean R. Koontz
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echte Papiere. Ich habe sie aus Kanälen, von denen das Network nichts weiß. Niemand wird diese Tarnung je durchschauen … oder sie damit aufspüren.«
    »Meine Karriere, die Tantiemen für meine Bücher …«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Karl. »Sie befinden sich auf einer neuen Entdeckungsreise zu unbekannten Welten.«
    »Und Sie haben auch einen neuen Namen?«
    »Ja.«
    »Der mich nichts angeht, hm?«
    »Genau.«
    Karl verließ sie am selben Nachmittag, eine Stunde vor Einbruch der Dämmerung.
    Als sie ihn zum Range Rover begleiteten, zog er einen Umschlag aus der Innentasche seiner Tweedjacke, gab ihn Paige und erklärte ihr, daß es sich um die Besitzurkunde für das Blockhaus und das Grundstück handelte, auf dem es stand.
    »Ich habe zwei sichere Häuser gekauft, an jedem Ende des Landes eines, damit ich auf diesen Tag vorbereitet sein würde. Beide gehörten mir unter falschen Namen, die nicht zu enttarnen sind. Dieses Haus hier habe ich Ann und John Gault überschrieben, da ich selbst nur für eines Verwendung habe.«
    Er schien verlegen zu sein, als Paige ihn umarmte.
    »Karl«, sagte Marty, »was wäre ohne Sie aus uns geworden? Wir verdanken Ihnen alles.«
    Der große Mann errötete tatsächlich. »Irgendwie hätten Sie es geschafft. Sie sind Überlebenstypen. Was ich für Sie getan habe, hätte jeder andere auch getan.«
    »Heutzutage nicht«, sagte Marty.
    »Auch heutzutage«, sagte Karl. »Es gibt mehr gute Menschen als böse. Das glaube ich wirklich. Ich muß.«
    Beim Range Rover gaben Charlotte und Emily ihm einen Abschiedskuß, weil sie alle wußten, ohne es auszusprechen, daß sie ihn nie Wiedersehen würden.
    Emily gab ihm Peepers. »Sie brauchen jemand«, sagte sie. »Sie sind ganz allein. Außerdem würde er sich nie daran gewöhnen, mich Suzie Lori zu nennen. Er ist jetzt Ihr Haustier.«
    »Danke, Emily. Ich werde gut auf ihn aufpassen.«
    Als Karl sich ans Steuer gesetzt und die Tür geschlossen hatte, beugte sich Marty zum offenen Fenster hinein. »Wenn wir das Network vernichten, glauben Sie, daß sie es wieder aufbauen werden?«
    »Das oder etwas ähnliches«, sagte Karl, ohne zu zögern.
    Marty sagte beunruhigt: »Ich glaube, wir werden es erfahren … wenn sie alle Wahlen abschaffen.«
    »Oh, Wahlen würden nie abgeschafft werden, jedenfalls nicht auf eine ersichtliche Weise«, sagte Karl, während er den Rover startete. »Sie würden weitermachen wie bisher, mit konkurrierenden politischen Parteien, Versammlungen, Debatten, erbitterten Wahlkämpfen, dem ganzen Drum und Dran. Aber jeder einzelne Kandidat würde aus treuen Anhängern des Network rekrutiert werden. Wenn sie jemals die Macht übernehmen, John, dann werden nur sie es wissen.« Marty fror plötzlich so sehr wie Dienstag nacht in dem Schneesturm.
    Karl hob eine Hand zu dem Gruß mit gespreizten Fingern, den Marty aus Raumschiff Enterprise kannte. »Lebt lang und gehabt euch wohl«, sagte er und fuhr los.
    Marty stand auf der Schottereinfahrt und sah dem Rover nach, bis er die Landstraße erreichte, nach links abbog und verschwand.

59
    Diesen Dezember und das ganze darauffolgende Jahr, als alle Schlagzeilen den Network-Skandal, Hochverrat, politische Verschwörung, Attentate und eine Weltkrise nach der anderen anprangerten, schenkten John und Ann Gault den Zeitungen und Fernsehnachrichten nicht so viel Aufmerksamkeit, wie sie gedacht hatten. Sie mußten sich ein neues Leben aufbauen, was keine leichte Aufgabe war.
    Ann ließ sich das blonde Haar kurzschneiden und färbte es braun. Bevor sie den Nachbarn, die in den verstreuten Blockhäusern und Ranches der ländlichen Gegend lebten, einen Besuch abstatteten, ließ sich John einen Bart wachsen; es überraschte ihn nicht, daß der mehr als zur Hälfte grau war, und auch auf seinem Kopf wuchsen immer mehr graue Haare.
    Eine Tönung veränderte Rebeccas Haarfarbe von Blond zu Kastanie, und Suzie Lori wurde mit einem neuen, kürzeren Haarschnitt hinreichend verändert. Beide Mädchen wuchsen schnell. Die Zeit würde bald alle Gemeinsamkeiten zwischen ihnen und den Mädchen beseitigen, die sie einmal gewesen waren.
    Im Vergleich zu der Aufgabe, sich eine einfache, aber glaubwürdige falsche Vergangenheit einzuprägen, war es einfach, sich an die neuen Namen zu gewöhnen. Sie machten ein Spiel daraus, etwa so wie »Paß auf wer der Affe ist«.
    Die Alpträume blieben beharrlich. Obwohl der Gegner, mit dem sie es zu tun gehabt hatten, sich bei Tage genauso sicher fühlte wie nachts,
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