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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut
Autoren: Dean R. Koontz
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versuchte sich aufzurichten. Konnte es nicht.
    »Liebling?«
    Kaum genug Kraft, um den Kopf zu drehen.
    Paige. Auf einem Stuhl. Neben dem Bett.
    Neben ihr noch ein Bett. Umrisse unter Decken. Die Mädchen. Schlafend.
    Vorhänge vor den Fenstern. Jenseits der Vorhänge Nacht. Sie lächelte. »Bist du wach, Baby?«
    Er versuchte, sich die Lippen zu lecken. Sie waren rissig. Seine Zunge trocken und pelzig.
    Sie holte eine Dose Apfelsaft aus dem Plastikeisbehälter, in dem sie ihn kühlte, hob seinen Kopf vom Kissen und führte ihm den Strohhalm zwischen die Lippen.
    Als er getrunken hatte, brachte er heraus: »Wo?«
    »In einem Motel in Bishop.«
    »Weit genug?«
    »Im Augenblick muß es genügen«, sagte sie.
    »Er?«
    »Clocker? Der kommt wieder.«
    Er starb vor Durst. Sie gab ihm noch mehr Saft.
    »Besorgt«, flüsterte er.
    »Nein. Keine Sorge. Jetzt ist alles gut.«
    »Wegen ihm.«
    »Clocker?« fragte sie.
    Er nickte.
    »Wir können ihm vertrauen«, sagte sie.
    Er hoffte, daß sie recht hatte.
    Selbst das Trinken erschöpfte ihn. Er ließ den Kopf wieder auf das Kissen sinken.
    Ihr Gesicht war wie das eines Engels. Es verblaßte.
    Er entkommt aus dem Spiegelkabinett in einen langen, schwarzen Tunnel. Licht am fernen Ende, auf das er zuläuft, Schritte hinter ihm, eine Legion, die ihn verfolgt, ihn einholt, die Männer aus den Spiegeln. Das Licht bedeutet die Rettung, die Flucht aus dem Spiegelkabinett. Er platzt aus dem Tunnel heraus in die Helligkeit, die sich als das verschneite Feld vor der verlassenen Kirche entpuppt, wo er mit Paige und den Mädchen zur Tür läuft, der Andere auf ihren Fersen, dann ertönt ein Schuß, eine Lanze aus Eis durchbohrt seine Schulter, das Eis wird zu Feuer, das Feuer …
    Die Schmerzen waren unerträglich.
    Tränen verschleierten seinen Blick. Er blinzelte und wollte mit aller Verzweiflung wissen, wo er sich befand.
    Dasselbe Bett, dasselbe Zimmer.
    Die Decke war zur Seite gezogen worden.
    Er war bis zur Taille nackt. Der Verband war fort.
    Eine weitere Explosion von Schmerzen in der Schulter entlockte ihm einen Aufschrei. Aber er war nicht kräftig genug zu schreien, daher kam nur ein leises »Ahhhhhh« heraus.
    Er blinzelte mehr Tränen weg.
    Die Vorhänge waren immer noch zugezogen. Die Nacht dahinter war Tageslicht gewichen.
    Clocker ragte über ihm auf. Machte sich an seiner Schulter zu schaffen.
    Zuerst dachte er wegen der unerträglichen Schmerzen, Clocker versuche, ihn umzubringen. Dann sah er Paige neben Clocker und wußte, sie würde nicht zulassen, daß ihm etwas zuleide getan wurde.
    Sie versuchte, ihm etwas zu erklären, aber er verstand nur hier und da ein Wort: »Schwefelpuder … Antibiotika … Penizillin …«
    Sie verbanden seine Schulter wieder.
    Clocker gab ihm eine Spritze in den unverletzten Arm. Er sah zu. Bei all den anderen Schmerzen konnte er den Stich der Nadel gar nicht spüren.
    Eine Weile befand er sich wieder in dem Spiegelkabinett.
    Als er wieder in dem Motelzimmer erwachte, drehte er den Kopf und sah Charlotte auf der Kante des anderen Betts sitzen, wo sie ihn beobachtete. Emily hielt Peepers in der Hand, den Stein, auf den sie zwei Augen gemalt hatte, ihr Haustier.
    Beide Mädchen sahen schrecklich ernst aus.
    Es gelang ihm, ihnen zuzulächeln.
    Charlotte stand vom Bett auf, kam zu ihm und küßte sein verschwitztes Gesicht.
    Emily küßte ihn auch und drückte ihm Peepers in die unverletzte rechte Hand. Es gelang ihm, die Finger darum zu schließen.
    Als er später aus einem traumlosen Schlaf erwachte, hörte er, wie Clocker und Paige sich unterhielten:
    »… glaube nicht, daß es sicher ist, ihn wegzubringen«, sagte Paige.
    »Sie müssen«, sagte Clocker. »Wir sind nicht weit genug von Mammoth Lakes entfernt, und es gibt nur eine begrenzte Zahl von Straßen, die wir genommen haben können.«
    »Sie wissen nicht, ob jemand nach uns sucht.«
    »Da haben Sie recht, das weiß ich nicht. Aber man kann davon ausgehen. Früher oder später wird uns jemand suchen – wahrscheinlich für den Rest unseres Lebens.«
    Er schlief ein und wachte wieder auf, schlief ein und wachte wieder auf, und als er Clocker wieder neben seinem Bett sah, sagte er: »Warum?«
    »Die ewige Frage«, sagte Clocker und lächelte. Marty erweiterte die ewige Frage und sagte: »Warum Sie?«
    Clocker nickte. »Das fragen Sie sich natürlich. Nun … ich war nie einer von ihnen. Sie haben den Fehler gemacht zu glauben, daß ich ein überzeugter Anhänger wäre. Ich wollte mein
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