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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition)
Autoren: Theo Zwanziger
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kümmern. Auch Vizepräsident Rainer Koch, der als bayerischer Sozialdemokrat meinen Vorstellungen vom gesellschaftlichen Engagement des Verbands eigentlich nahesteht, hat sich in einem Interview mit der »Süddeutschen Zeitung « in diesem Sinne geäußert: »Wir haben jetzt zwei Präsidentenperioden hinter uns, die einen starken Schwerpunkt auf die sozialen und gesellschaftlichen Aktivitäten des Fußballs hatten. Mit der Zuwendung zum Kerngeschäft, wie Niersbach es formuliert hat, wenden wir uns jetzt den Bereichen zu, die den Fußball in den nächsten Jahren vor große Aufgaben stellen: Das ist einerseits der demografische Wandel […] Auf der anderen Seite müssen wir darauf achten, dass wir die Attraktivität unseres Sports erhalten durch eine gute Leistungsspitze in den Profiklubs und den Nationalteams .«
    Aus diesen Worten könnte man schließen, dass in meiner Amtszeit durch die Hinwendung zu sozialen und gesellschaftlichen Themen das so oft zitierte Kerngeschäft vernachlässigt worden wäre. Tatsächlich ist in diesen zehn Jahren sehr viel für die Arbeit im Jugendbereich und vor allem auch beim Mädchen- und Frauenfußball getan worden. Das war nicht nur mein Verdienst, aber natürlich habe ich es so gewollt.
    Und gerade auch unsere Nationalmannschaften waren besonders erfolgreich, vor allem im Jugendbereich. Der Profifußball steht im fünfzigsten Jahr der Bundesliga glänzend da. Die DFL leistet eine ausgezeichnete Arbeit. Natürlich haben wir zu keiner Zeit den Amateurbereich vernachlässigt. Über das Programm der Bolzplätze und das DFB -Mobil habe ich schon berichtet. Die Arbeit der Landesfachverbände, die unverzichtbar für unsere Vereine ist, haben wir finanziell und technisch gestärkt, ihre Sportschulen modernisiert.
    Als ich die Idee von Neunermannschaften ins Spiel brachte, um nach einer Antwort für die demografische Entwicklung zu suchen, bin ich belächelt und kritisiert worden. Es mag sein, dass das noch keine optimale Idee war, aber es war der Versuch, sich heute schon Gedanken darüber zu machen, wie der Fußball auch morgen die Premiummarke unter den Sportangeboten für junge Menschen sein kann.
    Was will ich damit sagen? Kerngeschäft ist alles, was wir tun. Es beginnt mit den Nationalmannschaften, den Profiklubs und reicht bis zu der unendlich wichtigen Aufgabe, jungen Menschen, vor allem auch Mädchen, behinderten und nicht behinderten Menschen, Deutschen und Ausländern gleichermaßen den Weg zum Fußball zu ebnen. Der Fußball wird nicht alle Probleme dieser Welt lösen können, und doch glaube ich, dass er wie kaum ein anderer Lebensbereich Gutes tun kann. Deshalb dürfen wir das Kerngeschäft nie auf den Spitzenfußball oder den Amateur- und Jugendfußball allein reduzieren. Beides gehört zusammen.
    Was auch immer wir im Fußball bewegen wollen, wir werden dafür einerseits das Hauptamt und ein immer größer werdendes Stück Ehrenamt benötigen, denn die öffentlichen Kassen zur Finanzierung von Hauptamtlichkeit werden nicht größer. Ohne das Ehrenamt geht deshalb nichts. Die Zukunft des Sports wird ausschließlich davon abhängen, ob es uns gelingt, Menschen für das Sporttreiben zu begeistern und gleichzeitig für das Ehrenamt zu gewinnen.
    Es fehlt immer noch an Respekt und Anerkennung für die vielen Millionen Funktionsträger im Sport und auch in anderen Lebensbereichen. Denn deren Engagement ist die Grundlage unserer gesellschaftlichen Ordnung. Ehrenamt ist die nobelste Form menschlicher Anstrengung. In Geld ist das nicht aufzuwiegen und bezahlt werden wollen die Ehrenamtlichen in aller Regel auch nicht. Aber es darf auch nicht von Nachteil sein, beruflich oder gesellschaftlich, wenn man ehrenamtlich tätig ist.
    Ich denke an die vielen Jugendtrainer, die ihre Freizeit opfern, um unseren Kindern die Feinheiten des Fußballspiels beizubringen. An die Vereinsvorstände, die bis tief in die Nacht Akten wälzen und Wirtschaftspläne erstellen, damit ihr Verein anständig funktioniert. Aber auch an die freiwilligen Helfer, die nicht einmal ein Amt haben oder wollen, die aber immer zur Stelle sind, wenn es darum geht, den Fußballplatz abzukreiden, Würstchen und Bier zu verkaufen, junge Fußballer zum Auswärtsspiel zu kutschieren oder spätabends die Sporthalle abzuschließen.
    Es ärgert mich auch immer wieder, wenn Ehrenamtler durch respektlose Äußerungen herabgewürdigt werden. Gedankenlos sprechen wir oft von amateurhaftem Verhalten, wenn etwas nicht so
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