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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition)
Autoren: Theo Zwanziger
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schärfste Gegner der sogenannten Torlinien-Technologie war.
    Platini ist überzeugt, dass die Torlinien-Technologie nur der erste Schritt sein wird. Er befürchtet, dass der gesamte Spielablauf durch den Einfluss der Technik gestört wird. Dabei können wir doch eigentlich sicher sein, angesichts der konservativen Einstellung der Regelkommission IFAB , dass nur so viel Technik zugelassen wird, um die Frage Tor oder nicht Tor, die wichtigste Frage im Fußball, entscheiden zu können. Die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters soll Bestand haben; die Frage ist, worauf diese Tatsachenentscheidung gründet. Es kommt darauf an, dass der Schiedsrichter die notwendige Information bekommt, solange das Spiel unterbrochen ist.
    Der Mensch, auch der Schiedsrichter, ist kein Roboter, ihm unterlaufen Fehler. Hier kann heutzutage die Technik den Menschen unterstützen, damit gerechte Spielergebnisse zustande kommen. Im kommerziellen Betrieb des professionellen Fußballs bedeutet auch eine ungerechte Niederlage hohe finanzielle Verluste. Wir können im Fußball keine absolute Gerechtigkeit schaffen, aber wenn wir die Möglichkeit haben, ihr näher zu kommen, sollten wir die Chance nutzen. Deshalb war ich sehr erleichtert, als das IFAB nach der Euro grundsätzlich der Einführung technischer Hilfsmittel zugestimmt hat. Natürlich konnte das Gremium nicht alle Fragen beantworten, die damit zusammenhängen. Welche der angebotenen Technologien – Chip im Ball oder Torkamera – ist die bessere, wann soll sie eingeführt werden und vor allem, wer bezahlt es?
    Das sind Fragen, die jetzt die internationalen und nationalen Verbände beantworten müssen. Nach meiner Kenntnis haben beide Varianten bei den letzten Tests einwandfrei funktioniert, sodass die Bundesliga schon zur nächsten Saison 2013/14 damit loslegen könnte. Und komme mir keiner mit dem Kostenargument. Vor allem nach dem Abschluss des neuen Fernsehvertrags sollte eine sechsstellige Summe für die Installation und den Betrieb der Technik für jeden Profiklub in Deutschland bezahlbar sein.
    Ich persönlich kann mir auch weitergehende Einsatzmöglichkeiten für derartige Technologien vorstellen. Wenn ein fünfter Unparteiischer schon auf der Tribüne vor einem Bildschirm sitzt, warum soll er dann nicht ebenso auf krasse Fehlentscheidungen in Sachen Abseits hinweisen können? So wird die Fehlerquote der Schiedsrichter weiter reduziert, auch wenn wir sie nie auf null bringen können. Ich bilde mir nicht ein, dass es irgendwann keine Diskussionen um die Entscheidungen der Schiedsrichter mehr gibt. Aber die Freude an der Stammtischdiskussion über umstrittene Pfiffe kann nicht im Ernst als Argument gegen technische Hilfsmittel herhalten. Die Fütterung der Stammtische kann ja nicht das Ziel der Fußballverbände sein.
    Mein Uefa -Mandat wird im Sommer 2013 enden, ins Exekutivkomitee der Fifa bin ich bis Juni 2015 gewählt. Dann ist mit Sicherheit endgültig Schluss mit meiner Funktionärslaufbahn.

Abpfiff ↵
    Mehr als acht Monate sind seit meinem Ausscheiden aus dem Amt des DFB -Präsidenten vergangen. Der Reiz des Neuen hat mich längst erfasst. Der Termindruck ist weg. Endlich kann ich mich ausführlicher meinen inzwischen vier Enkelkindern widmen, auf die ich sehr stolz bin. Im Oktober 2010 habe ich die Theo-Zwanziger-Stiftung gegründet, die vor allem den Mädchenfußball in meiner Heimatregion unterstützt – sie verleiht einmal im Jahr einen Preis für sportliches, soziales und gesellschaftspolitisches Engagement. Dem DFB bin ich dankbar dafür, dass er mir den Vorsitz der DFB -Kulturstiftung übertragen hat und auch im Albert-Schweitzer-Werk werde ich mich engagieren. Über meine Verpflichtungen in den internationalen Gremien von Fifa und Uefa habe ich schon berichtet.
    Die Entwicklung des Unternehmens DFB werde ich natürlich auch in Zukunft aufmerksam verfolgen, aber mehr aus der Distanz und ohne mich einzumischen. Dabei wünsche ich mir, dass der Verband seiner Verantwortung für den Spitzenfußball und den Amateurfußball gleichermaßen gerecht wird. Natürlich sind die Nationalmannschaften und ihre sportlichen Erfolge für die öffentliche Wahrnehmung von überragender Bedeutung, aber kein bisschen weniger wert ist der Fußball auf dem Dorf und in den vielen Jugendmannschaften – vor allem für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.
    Nach dem Ende der Zwanziger-Ära, so war vielfach zu lesen, werde sich der DFB wieder verstärkt um sein »Kerngeschäft «
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