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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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pochte fest an die Eingangstür ihrer Eltern und öffnete. Addie saß auf ihrer Hüfte. Seit sie von Ambers Haus weggefahren waren, hatte das Mädchen kein Wort gesprochen. Sie wirkte ruhig, vielleicht auch stumm vor Angst. Doch als Rory in den Flur ihrer Eltern trat, schaute sie sich mit neugierig glänzenden Augen um. Im Haus war es warm und einladend. Rory roch backendes Maisbrot. Die Stereoanlage spielte Alison Krauss.
    »Wauwau hier?«, fragte Addie.
    »Nein, Schätzchen.« Rory hatte ihre Nachbarin Andi Garcia angerufen und sie gebeten, Chiba aus dem Auto zu holen.
    »Wauwau spielen?«
    »Bald.«
    Im Westen senkte sich die Herbstsonne bereits über die graubraunen Hügel.
    Rory steuerte aufs Wohnzimmer zu. »Mom?«
    Mit einem Pfannenheber in der Hand lugte Samantha aus der Küche. »Rory? Was …«
    Addie sah sie mit großen Augen an.
    Sams Gesichtsausdruck erstarrte wie ein trocknendes Keramikgefäß in einem Brennofen. Dann stürzte sie ins Wohnzimmer. »Mein Gott, Rory, du bist ja überall aufgerissen.«
    »Nicht so schlimm. Wo ist Dad? Wir müssen reden.«
    Sam streckte die Hand nach Rorys Schürfwunden aus. »Was ist denn passiert?«
    Rory wehrte sie ab. »Nicht jetzt. Wo ist Dad?«
    »Er ist hinten. Was …« Sie fasste sich wieder und lächelte Addie zu. »Hi. Ich bin Sam.«
    Addie vergrub das Gesicht an Rorys Schulter und winkte scheu.
    »Vielleicht kann Adalyn fernsehen und eine Kleinigkeit essen, solange wir uns unterhalten.« Inzwischen fühlte sich Rory so beklommen, dass sie die Worte kaum herausbrachte.
    Sam holte Addie ein Trinkpäckchen und setzte sie vor ein Disney-Video.
    Rory rief ihren Dad aus dem Garten herein.
    Als Will sie in der Küchentür bemerkte, hielt er inne, wie um sich zu sammeln. »Hallo, Liebling.«
    Rory kam sofort zur Sache. »Onkel Lee. Ich will die Wahr heit hören. Die ganze Wahrheit. Sofort.« Sie trat zurück in die Küche, von wo aus sie einen Blick auf Addie vor dem Fernseher im Wohnzimmer hatte. Die Kleine hatte sich auf den Boden gelegt, den Kopf auf einem Kissen und den Daumen im Mund.
    »Warum ist Addie hier?«, fragte Will.
    »Später«, entgegnete Rory. »Lee. Er ist nie nach Mexiko geflohen, stimmt’s?«
    Der Wind spielte mit den Glocken, die vom Dachvorsprung hingen. Wills Gesicht wurde zu einer müden Maske. In Sams Augen zuckte es nervös – ob kämpferisch oder fluchtbereit, konnte Rory nicht erkennen.
    »Amber ist sich sicher, dass er tot ist. Hat sie recht?«
    Will sträubte sich. Stumm flehte er sie an, nicht weiter in ihn zu dringen. Zögernd hob er die Hand, wie um ihr übers Haar zu streichen und sie an sich zu drücken. Als wollte er durch die Jahre zurückblättern und ihr ins Ohr flüstern wie damals der Fünfjährigen.
    Rory blieb unerbittlich. »Ich muss es wissen. Boone ist schwer verletzt. Er wurde angeschossen.«
    »O mein Gott«, rief Sam.
    »Er wollte Addie umbringen. Bei Seth hat er es fast geschafft. Und er hätte auch mich umgebracht, falls er die Chance gehabt hätte. Wenn er überlebt, wird er es wieder versuchen.«
    Sam presste die Hand vor den Mund.
    »Und Riss läuft noch immer frei rum. Sie wird es auch versuchen. Sie wird mir nachstellen, um an Lee ranzukommen. Sie will das Geld. Das gottverdammte Geld von dem Raub, das er gestohlen und in unser Haus gebracht hat. Das Ganze ist ein Teufelskreis, und ich kann nur ausbrechen, wenn ich die Wahrheit kenne. Ich habe ein Recht darauf. Soll ich das FBI verständigen? Einen Privatdetektiv engagieren? Lee im Fernsehen anflehen, sich zu melden? Genau das habe ich nämlich vor, außer ihr erklärt mir, dass es sinnlos ist.«
    »Will.« Sams Stimme hatte das Gewicht von tausend Jahren.
    Eine letzte Sekunde noch hielt ihr Vater stand. Dann brach der Damm. »Nein, er ist nicht …« Er räusperte sich.
    »Er ist also damals nicht nach Mexiko geflohen«, konstatierte Rory.
    Will schüttelte den Kopf.
    »Was ist passiert?«
    Sam trat zum Fenster und betrachtete den Sonnenuntergang, der tiefe Schatten in ihr Gesicht zeichnete. »Er ist gestorben.«
    Bamm. Wie ein Kanonenschuss. »Wie?« Rory konnte kaum noch sehen. »Wo? Wann?«
    »Bitte kein Kreuzverhör«, mahnte Will. »Wir stehen hier nicht vor Gericht.«
    »Nein, aber es geht um die Vergangenheit und die Zukunft unserer Familie. Um unser Überleben.«
    Sams Schultern sackten nach unten. »Rory, um Gottes willen, zwing uns nicht …«
    »Habt ihr gewusst, dass er tot ist? All die Jahre?«
    »Ja.« Wills Gesicht schien vor ihren Augen zu
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