Die Zeugin: Thriller (German Edition)

dröhnte ein Sattelschlepper vorbei, nach Norden, Richtung Reno oder Montana. Die Sonne zeichnete Schatten in Seths Gesicht.
    »Ich dachte, du bist tot«, sagte sie.
    »Ich dachte, du bist tot«, antwortete er.
    Rorys Handy piepte. Sie schaute nicht sofort aufs Display. Es war eine SMS , die jeden Tag um diese Zeit eintraf. Erneut piepte es.
    »Trotzdem haben wir beide überlebt. Und was wird jetzt aus uns?«
    »Du bist auf Achse.«
    »Aber nicht auf der Flucht. Und nicht allein.«
    Der Wind hob ihr das Haar vom Hals, und auf einmal streckte sie die Hand aus.
    Er schlug ein. Sein Lächeln war nicht herausfordernd, sondern ein helles Strahlen. Dann drückte er sie an sich, und sie hielt ihn fest umarmt.
    Als das Telefon erneut zirpte, zog sie es aus der Tasche. Keine Anruferkennung. Obwohl sie ihre Telefonnummer bereits einmal gewechselt hatte, traf immer wieder eine SMS ein, offensichtlich von verschiedenen Handys verschickt. Die Nachricht war stets die gleiche.
    Ich finde dich.
    Rory löschte sie. Und dachte: Da hast du dich geschnitten, Riss.
    »Was schätzt du, wie weit wirst du heute kommen?«, fragte Seth.
    »Vielleicht bis Lone Pine.«
    »Ich folge dir.«
    Sie lächelte. »Das wäre das erste Mal.«
    Dann stieg sie ins Auto und fuhr los. Kurz spähte sie in den Rückspiegel. Seths Pick-up hielt einen Abstand von hundert Metern. Rory streckte die Hand durchs Fenster und spürte, wie ihr die Morgenluft durch die Finger wehte. Im Spiegel sah sie, dass er es genauso machte.
    Willkommen zu Hause.