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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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Gerichtssaal. Hinter ihr das Fenster – sie waren im zweiten Stock, aber wenn sie es aufbekam, konnte sie vielleicht über den Sims fliehen. Sie warf einen Blick über die Schulter.
    »Stillhalten, verdammte Scheiße.«
    Sie wandte sich wieder nach vorn. Der erste Maskierte hatte sich vor dem Geschworenenstand aufgebaut. Sie rührte sich nicht mehr. Genauso wenig wie der Gewehrlauf, der direkt auf ihr Gesicht zielte.
    E inen endlosen Moment lang blieb der Mann vor ihr stehen, als würde er nur darauf warten, dass sie sich bewegte. Leere Augen spähten durch die Schlitze seiner schwarzen Balaklava.
    Das Gewehr konnte mit Schrot oder Kugeln geladen sein. Das machte keinen Unterschied. Er war nur drei Meter ent fernt. Kurz stellte sie sich vor, wie der Gerichtssaal von Krimi naltechnikern abgesucht wurde, worauf ein anderer Mordprozess folgte – die Opfer waren die Menschen, die sich um sie herum drängten wie Eier in einer Schachtel. Beweisstück A, ein Diorama mit roten Fäden, die sich vom Ausgangspunkt fächerförmig ausbreiteten und an den Sitzen, den Fenstern und der Wand endeten. Abgegebene Schüsse. Sie kämpfte gegen ihren Brechreiz an.
    Dann hob er den Lauf und trat zurück. Über die Schulter rief er seinem Partner zu: »Reagan, nimm ihnen ihre Sachen ab.«
    Der zappelige zweite Maskierte kam nach vorn gelaufen. »Alle leeren ihre Taschen aus.« Er zog eine Plastikeinkaufs tüte aus der Jacke. »Handys abliefern. Schnell.«
    Frankies Keuchen wurde stärker. Seine Augen waren groß, und er sah aus wie ein Zwölfjähriger.
    »Her mit den Handys. Sofort.« Mit der offenen Supermarkt tüte stakste Reagan durch den Gang zwischen den Stuhlreihen. »Keiner spielt den Helden. Keiner ruft die Polizei. Wer es versucht, stirbt.«
    Die Leute reichten ihm ihre Telefone oder warfen sie einfach neben ihm auf den Boden. Eine Frau brach in lautes Schluchzen aus.
    Zitternd erhob sich ein junger Mann. »Ich bin Reporter. Ich hab mit der Sache nichts zu tun.«
    »Was bist du?« Aus Reagans Balaklava drang ein Schnauben. Er wandte sich zu seinem Partner um. »Nixon, hör dir diesen Clown an.«
    Nixon. Reagan. Nicht gerade fantasievoll, die Wahl der Tarnnamen, fand Rory. Tricky Dick richtete die Pumpgun auf die Brust des Reporters.
    »Wenn du so weitermachst, hast du gleich wirklich nichts mehr damit zu tun.« Sein Zeigefinger schwebte vor dem Abzug.
    Schlotternd setzte sich der Reporter wieder hin.
    Nixon wandte sich an die Allgemeinheit. »Handtaschen, Rucksäcke, Mappen, werft alles hier in den mittleren Gang.«
    Zögernd sahen ihn die Leute an.
    »Sofort.«
    Erneut zuckte Rory zusammen. Und der halbe Saal mit ihr. Helen Ellis stieß einen erstickten Schrei aus.
    Frankie zog die Schultern immer weiter nach oben. Er rang nach Atem. Hektisch grub er in seiner Sweatshirttasche.
    Rory fasste nach seinem Unterarm. »Vorsicht.«
    Er schien kurz vor der Panik. »Krieg keine Luft.«
    Rory hielt seinen Arm fest. »Es könnte aussehen, als ob du nach einer Waffe greifst.«
    Mit angestrengtem Nicken zog er ein Asthmaspray heraus. Helen Ellis wiederholte ununterbrochen: »O Gott, o Gott, o mein Gott, steh uns bei.«
    Vor der Richterbank stand mit erhobenen Händen Judge Wieland. »Dazu haben Sie kein Recht.« Seine Stimme bebte leicht, trotzdem klang sie kraftvoll.
    Nixon und Reagan ignorierten ihn.
    »Das ist ein Strafgerichtshof, und das sind Einwohner des Staates Kalifornien. Lassen Sie sie frei.«
    Rory schnürte es die Kehle zu. Wieland hatte nicht die Beherrschung verloren. Wie der Kapitän eines Schiffs hielt er das Steuer fest und versuchte, die Menschen in Rettungsboote zu bekommen, während haushohe Brecher aufs Deck stürzten.
    Sie musste an den Überfall auf das Gericht von Marin County in den Siebzigerjahren denken. Schwarzweißfotos: der Richter mit einer an den Hals geklebten abgesägten Schrotflinte. Er wurde als Geisel genommen von Radikalen, die die Soledad Brothers aus dem Gefängnis befreien wollten. Ein kurzes Aufflackern »revolutionärer« Gewalt, beängstigend und sinnlos. Der Richter verlor sein Leben.
    »Mach den Mund zu«, knurrte Nixon jetzt in seine Richtung. »Und lass ihn zu.«
    Was wollten diese Kerle?
    Nixon nickte Frankie zu. »Wirf das Ding her. Hände hoch.«
    Frankie schüttelte den Kopf und umklammerte das Spray. »Ich kann nicht …«
    Nixon stürmte auf ihn los. Leute schrien und kletterten übereinander, um aus der Schusslinie zu kommen. Frankie wich zurück und hob die Hände, aber ohne das
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