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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer
Autoren: Ralf Isau
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Insel? Meine Eltern waren dort Gärtner und meine Schwester lebt immer noch auf Jâr’en«, staunte sie. Sofort streckte sie ihm die Rechte hin. »Ich bin übrigens Ischáh, die Tochter Surimans. Darf ich Euren Namen erfahren, Herr?«
    »Wie kommt es, dass eine Ganesin hier als Küchenmagd arbeitet?«, wich er ihrer Frage aus und vertiefte sich wieder ins Putzen der Sandalenriemen. Er wollte sie nicht belügen, seine wahre Identität aber auch nicht verraten. Der dagonisische Spion, dessen Schuppe er gefunden hatte, mochte noch irgendwo in der Nähe herumschleichen.
    Sie schlug die Augen nieder. »Offensichtlich hat jeder von uns seine Geheimnisse.«
    Taramis erhob sich und gab ihr den Lumpen zurück. »Danke. Im Goldenen Salamander verkehren doch viele Fremde. Habt Ihr zufällig von einem Reiter gehört, der Barnea bald verlässt?«
    »Ihr scheint nicht oft in der Stadt zu sein, wenn Ihr eine solche Frage stellt. Hier treffen täglich Schwaller aus aller Herren Länder ein – und andere verlassen die Insel.«
    »Meine … äh, meine Börse ist mir abhandengekommen.«
    Sie musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle. »Das glaube ich Euch aufs Wort. Ihr müsst also irgendwo anheuern, um hier wegzukommen. Habt Ihr etwas … verbrochen?«
    »Nein.«
    »Ist der Ippohengst vielleicht gestohlen?«
    »Fragt ihn, wenn Ihr mir nicht glaubt.«
    Furchtlos trat sie an den Rappen heran. Dem Vögelchen auf ihrer Schulter war der stattliche Allesfresser wohl nicht recht geheuer, denn es flatterte davon. Die Magd rief ihm ein Lebewohl hinterher und wandte sich wieder dem geflügelten Schatten zu. Sanft legte sie die Hand an die Wurzel seines großen Horns. Allon ließ es – trotz der anderslautenden Anweisungen seines Herrn – klaglos geschehen. Bei einer Ganesin war das auch nicht anders zu erwarten. Keiner kannte sich besser mit Lebewesen jeglicher Art aus als das Gartenvolk. Ischáhs Blick wanderte zu Ez, den Taramis im Futteral auf dem Rücken trug. »Ihr habt mit dem Schwarzen gerungen und ihn trotzdem nicht bezwungen.«
    Er nickte. »Wie ich bereits sagte: Wir haben einander gefunden.«
    Sie ließ das Ippohorn los, musterte nochmals verstohlen den Feuerstab und zog sich dann zu den Stufen zurück. »In der Schankstube hängt ein Stegontenschädel an der Wand. Am Tisch darunter sitzt ein Reiter namens Kulkan. Ihm gehört eine Drachenkröte am See. Er lungert schon seit Tagen bei uns herum. Fragt ihn, ob er Euch helfen kann.«
    Ohne eine weitere Erklärung drehte sie sich um und verschwand im Haus.
    Taramis betrat den Goldenen Salamander durch den Vordereingang. Der Schankraum war zu verwinkelt, um ihn von der Tür aus überblicken zu können – man hatte vor Jahren mehrere Gebäude zu einem großen Gasthaus zusammengelegt. Viele Tische waren bereits besetzt, obwohl das Mittagessen erst in ungefähr einer halben Stunde serviert wurde. Der von Ischáh erwähnte Schädel des Dreihorns zierte die rückwärtige Wand gegenüber dem Schanktisch. Am Kopfende der darunter aufgestellten Tafel saß ein hagerer, bärtiger Mann mit Adlernase und halblangem, schwarzem Haar. Er trug Hosen und darüber eine langärmlige Tunika aus dunkelbraunem Wildleder sowie einen breiten Gürtel. Seine dunklen Augen erforschten das Innere eines großen Tonkruges. An der linken Hüfte des Fremden glitzerte etwas.
    Vermutlich ein Schwertknauf, dachte Taramis. Wegen der Piraten waren die meisten Reiter bewaffnet. Er näherte sich dem Mann bis auf wenige Schritte. »Friede. Ist hier noch frei?«
    »Friede«, grüßte auch der Hagere, sah den Fragenden belustigt an und deutete dann auf das gute Dutzend leerer Stühle. »Ihr habt die Wahl.«
    Taramis setzte sich ans andere Ende der Tafel – je weiter von dem Fremden entfernt, desto besser. Den Feuerstab lehnte er zu seiner Rechten an die Tischkante.
    Eine Weile lang schwiegen beide. Ab und zu musterte Taramis verstohlen sein Gegenüber. Kulkans Haare – so es denn der Drachenkrötenreiter war – hingen ihm ins Gesicht. Leidenschaftslos starrte er wieder in den großen Bierkrug vor seiner Nase. Taramis zwang sich zu einem Lächeln.
    »Seid Ihr ein Reiter?«
    Der Fremde nickte. »Meine Drachenkröte liegt am See. Und Ihr?«
    »Mein Name ist Adámas. Ich warte auf jemanden.«
    Die schmalen Lippen des Hageren kräuselten sich. »Ich heiße Kulkan. Mir geht’s ganz so wie Euch. Ein Händler vom anderen Ende der Insel hat mir eine Ladung Korn angeboten. Jetzt hänge ich schon drei Tage hier rum und er lässt
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