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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone
Autoren: Robert Jordan
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daß die Nachricht nicht eingetroffen war, bevor Galina fortging. Wenn Gabelwurz bei Männern genauso gut wirkte wie anscheinend bei Frauen, hätte es ihre Aufgabe erheblich erleichtert.
    Alviarins Unbehagen hielt nur einen kurzen Moment an, dann gewann sie ihre Selbstbeherrschung zurück und wurde erneut so unnachgiebig wie eine Eismauer. »Wie Ihr wünscht, Mutter. Sicherlich werden sie sofort gehorchen, wie es gewiß auch sein sollte.«
    Jäher Zorn ergriff Elaida wie Feuer eine trockene Weide. Das Schicksal der Welt lag in ihren Händen, aber ständig gerieten ihr unwichtige Stolpersteine in den Weg. Schlimm genug, daß sie sich um Aufrührer und widerspenstige Herrscher kümmern mußte, aber zudem brüteten und murrten zu viele Sitzende hinter ihrem Rücken, was den anderen Frauen eine gute Grundlage bot. Sie hatte nur sechs Sitzende fest unter Kontrolle, und sie vermutete, daß mindestens ebenso viele Alviarin genau zuhörten, bevor sie abstimmten. Sicherlich wurde vom Saal nichts Wesentliches genehmigt, wenn Alviarin nicht zustimmte. Es ging nicht um offen gezeigte Zustimmung, die bestätigt hätte, daß Alviarin mehr Einfluß oder Macht besaß, als sie eine Behüterin der Chronik besitzen sollte, aber wenn Alviarin gegen etwas war... Zumindest waren sie nicht soweit gegangen, etwas zurückzuweisen, was Elaida ihnen sandte. Sie verzögerten Dinge einfach nur und ließen ihre Wünsche zu oft verkümmern. Sie mußte eigentlich noch dankbar sein. Einige Amyrlins waren zu kaum mehr als Marionetten geworden, wenn der Saal erst Geschmack daran gefunden hatte zu verwerfen, was jene vorantrieben.
    Sie rang die Hände, und der Papierstreifen knisterte leise.
    Der Ring wurde dem Bullen durch die Nase gezogen.
    Alviarin wirkte so gefaßt wie eine Marmorstatue, aber es kümmerte Elaida nicht mehr. Der Schafhirte war auf dem Weg zu ihr. Die Aufrührer würden zerschlagen, der Saal eingeschüchtert, Alviarin auf die Knie gezwungen und jeder einzelne widerspenstige Regent zur Räson gebracht werden - von Tenobia von Saldaea, die sich vor ihrer Abordnung verbarg, bis zu Mattin Stepaneos von Illian, der sich erneut nicht festlegen wollte, sondern mit ihr und den Weißmänteln und, soweit sie wußte, auch mit al'Thor übereinzustimmen versuchte. Elayne würde auf den Thron in Caemlyn gebracht werden, ohne daß ihr dabei ihr Bruder in den Weg geriet, und sie wäre sich vollkommen bewußt, wer sie dorthin gebracht hatte. Ein wenig erneut in der Burg verbrachte Zeit würde sie zu Wachs in Elaidas Händen werden lassen.
    »Ich will, daß jene Männer vernichtet werden, Alviarin.« Es war nicht nötig zu sagen, wen sie meinte.
    Die halbe Burg sprach von nichts anderem als von jenen Männern in der Schwarzen Burg, und die andere Hälfte flüsterte heimlich über sie.
    »Es gibt beunruhigende Berichte, Mutter.« Alviarin sah ihre Papiere noch einmal durch, aber Elaida glaubte, daß es nur ihre Unruhe verbergen sollte. Sie zog keine weiteren Blätter hervor, und wenn die Frau auch nichts lange beunruhigte - dieser unselige Misthaufen außerhalb Caemlyns mußte es tun.
    »Noch mehr Gerüchte? Glaubt ihr die Geschichten über angeblich Tausende, die als Antwort auf jenen garstigen Straferlaß in Caemlyn zusammenströmen?« Es war nicht al'Thors geringste Tat, aber kaum ein Grund zur Besorgnis. Nur ein Haufen Schmutz, der beseitigt werden mußte, bevor Elayne in Caemlyn gekrönt wurde.
    »Natürlich nicht, Mutter, aber...«
    »Toveine soll anführen. Für diese Aufgabe sind die Roten zuständig.« Toveine Gazal war fünfzehn Jahre von der Burg fortgewesen, bis Elaida sie zurückberief. Die beiden anderen Roten Sitzenden, die verzichtet und sich gleichzeitig ›freiwillig‹ zurückgezogen hatten, waren nervöse Frauen, aber anders als Lirene und Tsutama war Toveine in ihrem einsamen Exil nur härter geworden. »Sie soll fünfzig Schwestern zur Verfügung gestellt bekommen.« Elaida hegte keinen Zweifel, daß sich höchstens zwei oder drei Männer in dieser Schwarzen Burg befanden, die tatsächlich die Macht lenken konnten. Fünfzig Schwestern sollten sie leicht überwältigen. Und doch könnten noch andere dort sein, mit denen sie sich beschäftigen müßten. Nachläufer, Zivilisten, die der Truppe nachzogen, Toren voller sinnloser Hoffnungen und unvernünftigem Ehrgeiz. »Und sie soll hundert -nein, zweihundert - Angehörige der Wache mitnehmen.«
    »Seid Ihr sicher, daß das klug ist? Die Gerüchte über Tausende sind verrückt, aber
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