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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone
Autoren: Robert Jordan
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ihm sterben. Und wenn die Aufrührer unter Kontrolle waren, konnte die Sanche-Frau dazu gebracht werden, der Amyrlin den Zugang zu den Augen-und-Ohren zu nennen. Und die Namen der Verräter, die ihr zur Flucht verhelfen hatten. Es war töricht zu hoffen, daß Alviarins Name darunter wäre. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß das al'Meara-Mädchen nach Ebou Dar läuft und eine Aes Sedai zu sein behauptet. Und bei Elayne kann ich es mir noch weniger vorstellen.«
    »Ihr habt befohlen, daß Elayne gefunden werden soll, Mutter. Ihr sagtet, es sei genauso wichtig, wie al'Thor unter Kontrolle zu bringen. Als sie sich in Salidar unter dreihundert Aufrührern befand, konnte nichts getan werden, aber sie wird im Tarasin-Palast nicht so gut geschützt sein.«
    »Ich habe keine Zeit für Geschwätz und Gerüchte.« Elaida stieß jedes einzelne Wort verächtlich aus. Wußte Alviarin mehr, als sie wissen sollte, da sie al'Thor und die Tatsache erwähnte, daß er unter Kontrolle gebracht werden sollte? »Ich schlage vor, daß Ihr Tarnas Bericht erneut lest und Euch dann fragt, ob selbst Aufrührer zulassen würden, daß eine Aufgenommene die Stola zu besitzen behauptet.«
    Alviarin wartete mit sichtlicher Geduld, daß sie zum Ende käme, überprüfte dann erneut ihr Bündel Papiere und zog vier weitere Blätter daraus hervor. »Der Vertreter der Grauen hat Skizzen gesandt«, sagte sie sanft, während sie die Seiten darbot. »Er ist kein Künstler, aber Elayne und Nynaeve sind wiederzuerkennen.« Kurz darauf, als Elaida die Zeichnungen nicht entgegennahm, steckte sie die Blätter unter den Stapel Papiere.
    Elaida spürte sich vor Zorn und Verlegenheit erröten. Alviarin hatte sie bewußt soweit gebracht, indem sie die Skizzen nicht sofort gezeigt hatte. Sie sagte nichts dazu - alles andere wäre noch beschämender gewesen -, aber ihre Stimme wurde kalt. »Sie sollen gefangengenommen und zu mir gebracht werden.«
    Der Mangel an Neugier auf Alviarins Gesicht ließ Elaida sich erneut fragen, wieviel die Frau von dem wußte, was sie nicht wissen sollte. Das al'Meara-Mädchen könnte sich sehr wohl als Handhabe gegen al'Thor erweisen, da beide aus demselben Dorf stammten. Alle Schwestern wußten das, genauso wie sie wußten, daß Elayne die Tochter-Erbin Andors und ihre Mutter tot war. Die vagen Gerüchte, die Morgase mit den Weißmänteln in Verbindung brachten, waren vollkommener Unsinn, da sie die Kinder des Lichts niemals um Hilfe gebeten hätte. Sie war tot, ohne daß auch nur ein Leichnam zurückgeblieben war, und Elayne würde Königin sein - wenn man sie von den Aufrührern losreißen konnte, bevor die andoranischen Häuser statt dessen Dyelin auf den Löwenthron brachten. Es war keineswegs allgemein bekannt, was Elayne größere Wichtigkeit als anderen Adligen mit einem starken Anspruch auf den Thron verlieh. Natürlich zusätzlich zu der Tatsache, daß sie eines Tages eine Aes Sedai wäre.
    Elaida besaß manchmal die Gabe des Vorhersagens, ein Talent, das viele vor ihr verloren glaubten, und sie hatte vor langer Zeit vorhergesagt, daß das Königliche Haus von Andor die Lösung zum Sieg in der Letzten Schlacht in Händen hielt. Fünfundzwanzig Jahre und mehr waren vergangen, und sobald deutlich wurde, daß Morgase Trakand den Thron in der Erbfolge einnehmen würde, hatte Elaida sich an die Fersen des Mädchens geheftet, das sie damals noch war. Elaida wußte nicht, wie entscheidend Elayne in dieser Sache war, aber das Vorhersagen entsprach niemals der Unwahrheit. Manchmal haßte sie dieses Talent beinahe. Sie haßte Dinge, die sie nicht kontrollieren konnte.
    »Ich will sie alle vier, Alviarin.« Die anderen beiden waren gewiß unwichtig, aber sie würde kein Risiko eingehen. »Überbringt Teslyn auf der Stelle meinen Befehl. Sagt ihr - und Joline -, daß sie sich wünschen werden, niemals geboren worden zu sein, wenn sie von jetzt an nicht regelmäßig Bericht erstatten. Und gebt auch die Nachricht von der Macura-Frau an sie weiter.« Sie verzog bei diesen letzten Worten den Mund.
    Der Name ließ auch Alviarin sich unbehaglich regen, was nicht verwunderlich war. Ronde Macuras böser kleiner Aufguß könnte jeder Schwester Unbehagen bereiten. Gabelwurz war nicht tödlich - zumindest wachte man wieder auf, wenn man nur eine Dosis zum Einschlafen genommen hatte -, aber wenn man eine Dosis einsetzte, die die Fähigkeit einer Frau, die Macht zu lenken, schwächte, schien dies unmittelbar gegen Aes Sedai gerichtet. Bedauerlich,
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