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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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deine Loyalität!« rief Jaelle zornig. »Ohne dich läge er in diesem Augenblick tot in Sain Scarp!«
Magda fühlte sich verpflichtet, Peters Gesichtspunkt zu verteidigen. »Er ist terranischer Agent. Für ihn steht die Loyalität gegenüber dem Imperium höher als die gegenüber jeder Einzelperson.«
»Das ist nicht richtig«, stellte Jaelle beunruhigt fest.
Magda dachte: Es ist eine Einstellung, die kein Darkovaner verstehen kann. Deshalb ist Peter schlimmer dran als ich. Er ist in so vieler Beziehung Darkovaner, er wird innerhalb des Imperiums keinen Frieden finden. Andererseits ist er nicht imstande, sich von den Dingen zu lösen, die ihn daran hindern, auf Darkover völlig zu Hause zu sein… So wird er sich immer zerrissen, immer im Exil fühlen…
»Jaelle«, sagte sie, »du hast mir einmal erzählt, es sei den Freien Amazonen erlaubt, jede gesetzmäßige Arbeit anzunehmen. Wenn die terranischen Behörden mir Urlaub geben würden, so daß ich meiner Verpflichtung nachkommen und zur Ausbildung ins Gildenhaus gehen könnte – erhielte ich dann später die Erlaubnis, die Arbeit fortzusetzen, die ich für die Terraner getan habe?«
»Du willst bei uns spionieren?«
»Nein, natürlich nicht!« Magda fand die bloße Vorstellung abstoßend. »Ich würde versuchen, eine Brücke zwischen unseren Welten zu schlagen, ich würde meinem Volk helfen, eure Gesellschaft besser zu verstehen, eure Sprache, eure Gesetze und Sitten – auch wenn ich nicht mehr täte als meine alte Arbeit, bei der ich unsere Übersetzer davor bewahrt habe, unwissentlich gegen eure Bräuche zu verstoßen. Und ich glaube, daß ich mehr, viel, viel mehr tun könnte.«
»Das wäre keine Verletzung deines Eides«, antwortete Jaelle. »Nach unserer Charta darfst du überall je de gesetzmäßige Arbeit annehmen. Das bedeutet, du kannst als geschworene Amazone für die Terraner arbeiten…« Sie brach ab, als habe sie ein helles Licht erblickt, und setzte fast flüsternd hinzu: »Und ich auch.«
»Wie würde das arrangiert, Jaelle?«
»Wie du möchtest. Nach unseren Gesetzen müssen wir einen Teil unseres Verdienstes an die Gilde abführen. Wir entsagen Familie und Heim; unsere Familie und unser Heim ist die Gilde, die uns ihren Schutz gibt. Wenn du krank, schwanger, arbeitsunfähig oder in einer fremden Stadt bist, kannst du dich immer an das Gildenhaus und die Amazonen wenden und ein Zuhause finden, in dem für dich gesorgt wird. Dein Beitrag wird zur Unterhaltung der Gildenhäuser verwendet, du hast dort stets Schwestern und Freundinnen und Heimatrechte. Du brauchst nicht in einem Gildenhaus zu leben, wenn du es nicht möchtest, aber wenn du dich dafür entscheidest, erwartet man von dir, daß du bei der Haus- und Gartenarbeit und was sonst so anfällt, mithilfst. In jedem Fall ist das Gildenhaus unsere wahre Heimat, die wir aufsuchen wie andere ihre Familien, wohin wir sonst auch reisen mögen.«
Magda hatte seit dem Tod ihres Vaters kein Familienleben mehr gekannt; sie und Peter hatten nie ernsthaft versucht, ein Heim zu gründen. Die Vorstellung, ein echtes Zuhause, ein darkovanisches Zuhause, zu haben, in das sie nicht als Fremde oder als Gast kam, sondern wo sie Heimatrechte hatte, erfüllte sie mit einer Wärme, die sie seit Jahren nicht gespürt hatte.
Jaelle fuhr fort: »Wir können dort wohnen, wenn wir alt und arbeitsunfähig geworden sind, und wir können unsere Kinder dort erziehen lassen.«
»Dann bekommt ihr Kinder?«
»Nur, wenn wir es wünschen.« Bei der Erinnerung an Rohanas Worte überzog ein trauriger Ausdruck Jaelles Gesicht. »Hast du geglaubt, wir legten die Gelübde einer Bewahrerin ab? Unsere Töchter bleiben im Gildenhaus, bis sie erwachsen sind, und treffen dann die Wahl, ob sie der Gilde beitreten oder heiraten wollen. Unsere Söhne werden im allgemeinen nach der Entwöhnung dem Vater übergeben, aber wenn der Vater deines Kindes nicht bereit ist oder du ihn für unfähig hältst, dein Kind aufzuziehen, oder wenn du nicht weißt, wer dein Kind gezeugt hat – dann triffst du nach eigenem Ermessen Anordnungen für seine Unterbringung und Erziehung. Jungen über fünf dürfen nicht im Gildenhaus leben.« Jaelle hatte laut gedacht; plötzlich kehrte sie in die Gegenwart zurück. »Nun, das alles wirst du während deiner Ausbildung im Gildenhaus lernen, Schwester.«
Ließ es sich ermöglichen, daß Jaelle ihre beiden Welten teilte? Magda kam das fast zu schön vor, um wahr zu sein. Zögernd sagte sie: »Du weißt, daß Lorill
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