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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geboren. Und doch, jetzt, da die Kinder erwachsen sind und ich sehe, daß sie ein Teil von Gabriel und mir sind, das uns überleben wird; jetzt, da es für mich zu spät wäre, meine Meinung zu ändern, bin ich froh darüber, daß die Gesetze meiner Kaste mich gezwungen haben, sie zu gebären, und nach all diesen Jahren habe ich mein Unglücklichsein vergessen – oder vergeben.«
Jaelle wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie das bewegte. Ihre Stimme klang heiser. »Dazu kann ich wieder nur sagen, daß du weißt, für ein Bedauern ist es zu spät, und deshalb redest du dir ein, du bedauertest es nicht.«
»Ich habe nicht gesagt, daß mich nie ein Bedauern angekommen ist, Jaelle«, erwiderte Rohana sehr leise, »nur, daß alles in dieser Welt seinen Preis hat, sogar die Seelenruhe, die ich nach vielen Jahren des Leidens gefunden habe.«
»Du glaubst im Ernst, daß du einen Preis bezahlt hast? Ich dachte, du habest mir eben auseinandergesetzt, daß du alles gehabt hast, was eine Frau sich nur wünschen kann!«
Rohana schlug die Augen nieder. Sie erinnerte sich an einen Tag, als sie in Kindras graue Augen geblickt und erkannt hatte, welchen Preis sie würde bezahlen müssen. Sie sagte: »Alles, bis auf die Freiheit, Jaelle. Ich glaube, sie wäre zu teuer erkauft gewesen. Aber sicher bin ich mir nicht.« Ihre Stimme brach. »Nichts auf dieser Welt ist sicher außer dem Tod und dem Schnee des nächsten Winters. Vielleicht will ich mir gar nicht sicher sein. Der Preis, den ich bezahlt habe, war meine Freiheit. Du besitzt Freiheit; dein Eid bindet dich, sie sogar jetzt festzuhalten, da du sie nicht mehr haben willst. Aber um welchen Preis, Jaelle?«
    17
    Magda erwachte in der Abenddämmerung und sah Jaelle am Fußende ihres Bettes sitzen. Sie war blaß, als habe sie geweint, aber sie war ruhig.
    »Schwester«, sagte sie, »ich weiß, daß du unsern Eid unfreiwillig geleistet hast; er ist dir aufgezwungen worden. Normalerweise würde das keine Rolle spie len. Aber du bist Terranerin, und du hast nicht gewußt, welche Folgen der Eid nach sich zieht. Möchtest du einen Antrag auf Entbindung von deinem Eid stellen, Margali? Wenn ja, werde ich vor den Gildenmüttern für dich sprechen.«
    Magda sagte sich, daß damit einige ihrer tiefen inneren Konflikte gelöst wären. Außerdem befreite es sie von der Angst vor terranischen Strafmaßnahmen, die sich nicht nur gegen sie, sondern auch gegen jene richten würden, die sie zur Verletzung ihrer Treuepflicht verleitet hatten. Sie dachte einen Augenblick darüber nach, doch dann wurde sie von Widerwillen gepackt. Zurückkehren zu ihrem Leben in der Terranischen Zone, in die enge, sterile Welt, zu den unwichtigen Aufgaben, die eine Frau hier übernehmen durfte? Jetzt wurde ihr klar, daß sie trotz ihrer Tränen und ihres Entsetzens bei der Eidesleistung eine wichtige Entscheidung über ihr Leben getroffen hatte, und zudem eine echte Entscheidung. Hier ist ein Weg, dem ich folgen kann. Das ist es, was ich will, welchen Preis ich dafür auch bezahlen muß.
    Ich bin nicht gezwungen worden, Peter dem Tod zu überlassen. Jaelle hat mich davor gerettet, daß ich diesen Preis zahlen mußte. Aber ich wußte, früher oder später kommt der Tag der Abrechnung, und ich werde mich ihr stellen.
    Sie benutzte die offizielle Anrede. »Eidesmutter, ich habe es dir gesagt: Aus freiem Willen habe ich mich entschlossen, meinen Eid zu halten, und ich werde ihn halten, bis der Tod mich wegrafft oder die Welt endet.«
    »Selbst wenn deine eigenen Leute sich gegen dich wenden, Margali?«
Sie gab Jaelle die gleiche Antwort wie Darrill auf der Reise: »Ich bin mir nicht so sicher, daß es noch meine eigenen Leute sind.« Ihre Stimme war nicht ganz fest. »Ich habe alle Verpflichtungen aufgekündigt – gegenüber Familie, Clan, Haushalt, Regent und Lehnsherr.«
Jaelle ergriff Magdas Hände. Plötzlich beugte sie sich vor und küßte sie, wie sie es getan hatte, als sie ihren Eid entgegennahm. »Treue um Treue, meine Schwester. Wir sind durch den Eid miteinander verbunden. Aber ich finde, du mußt – wir müssen gemeinsam der Tatsache ins Auge sehen, daß du dadurch in ernste Schwierigkeiten kommen kannst.«
»Das weiß ich.« Magda gelang es nicht, ein Erschauern zu unterdrücken. »Wäre Lady Rohana nicht gewesen, hätte Peter sicher darauf bestanden, mich ins Terranische Hauptquartier zu bringen, selbst wenn er hätte Gewalt anwenden und mich verhaften müssen.«
»Eine schöne Belohnung für
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