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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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Verwandter namens Schmuggel brachten mir den größten Teil meiner Erträge ein. Schattenseite, aber keine tiefe Finsternis. Nur wenige Löhner konnten sich im Hinblick auf verschwiegene Botengänge eines besseren Rufes rühmen als ich, aber ich hatte ja auch Triss. Das war ein Vorzug, dessen sich nicht mehr als zwanzig Leute auf der ganzen Welt rühmen konnten.
    »Wie viel bietet Ihr mir?«, fragte ich.
    »Willst du nicht erst wissen, was du wo zu tun hast?« Zum ersten Mal, seit sie zur Tür hereingekommen war, schien meine Dame im roten Kleid ein wenig aus dem Tritt zu geraten.
    »Eigentlich nicht, jedenfalls nicht, bevor ich weiß, dass die Sache es wert ist, mir irgendwelche Geheimnisse zu Gemüte zu führen. Die bergen stets ihre eigenen Risiken.«
    Sie zog ein kleines, aber volles Seidentäschchen aus den Tiefen ihres Schnürleibs hervor und ließ es auf den Tisch fallen, wo es klappernd mit der Öffnung zu mir aufprallte. Ich ergriff es und machte es auf. Es war voller Zhani-Silberriels, noch warm vom Kontakt zu ihrer Haut, die einen schwachen Lavendelduft verströmten. Keine Unsumme, aber auch kein schlechtes Geld, wenn der Auftrag in Ordnung war.
    Ich legte den Beutel zurück auf den Tisch. »Ist das schon alles im Voraus oder nur die Hälfte, und die andere Hälfte gibt es später? Oder wollt Ihr mir damit nur zeigen, was ich erhalte, wenn ich Euch einen Beweis für die erfolgreiche Besorgung liefere?«
    »Das ist ein Drittel, den Rest bekommst du, sobald ich einen Beweis für die Auslieferung habe.«
    »Also ist es gefährlich?«, hakte ich nach.
    Das musste es wohl sein, wenn sie bereit war, so hoch zu gehen, ehe wir auch nur mit dem Feilschen begonnen hatten. Gefahr war mir nur recht. Je schlechter die Chancen standen, desto besser die Bezahlung und desto geringer der Arbeitsaufwand. Und sollte einen unterwegs jemand kaltmachen, nun, dann war man endgültig aus dem Geschaft raus. Von den Toten erwartete niemand mehr irgendetwas.
    Meiner Frage begegnete sie mit einem Achselzucken. Dann warf sie den nach vorn gerutschten Zopf über ihre Schulter. »Es wird nur gefährlich, wenn etwas schiefgeht.« Sie kniff die Augen zusammen. »Lehnst du es grundsätzlich ab, jemanden zu töten, oder stört es dich nur, wenn dies der Zweck des Auftrags ist?«
    »Ich versuche, wann immer es möglich ist, zu vermeiden, jemanden auszulöschen, aber ich habe der Möglichkeit nicht abgeschworen.« Mein Schatten setzte sich erneut in Bewegung, also folgte ich ihm notgedrungen, dieses Mal, indem ich mich zurücklehnte und dabei glücklicherweise nichts vom Tisch stieß.
    Verdammt, Triss, hör auf, hier herumzutänzeln. Er hatte sich nur ein wenig gerührt, aber auch ein halber Zoll war ein halber Zoll zu viel. Viel zu viele Leute wollten meinen Kopf an das Verrätertor genagelt oder in einem Glas Reiswein an den Sohn des Himmels geschickt wissen. Um von dem kleinen Paartanz mit meinem Schatten abzulenken, winkte ich der Frau zu, sie möge sich auf den freien Platz am Tisch setzen.
    »Ich würde Euch ja einen Trunk anbieten, aber ...« Bekümmert schüttelte ich die leere Flasche – Kyles Fünfzehnjähriger, ein vergleichsweise kostspieliger Aveni-Whiskey, den ich stets bevorzugte, wenn ich es mir leisten konnte. Die Flasche schepperte leer und verströmte einen Hauch von Torf und Honig. »Wenn Ihr also nicht selbst eine Runde spendieren wollt, bleibt Ihr wohl auf dem Trockenen, während Ihr mir erzählt, was ich für Euch tun soll, Madame ...?«
    Ich sprach sie mit dem Höflichkeitstitel der Hausdame einer Herzogin an in der Hoffnung, sie dazu zu verleiten, etwas mehr zu offenbaren, aber sie ignorierte den Köder und schüttelte nur ungeduldig den Kopf.
    »Nenn mich Maylien.« Noch immer wollte sie sich nicht setzen. »Du übernimmst den Auftrag also?« Sie lächelte ein selbstgefälliges kleines Lächeln.
    Das erweckte in mir den Wunsch, sie einfach platt abzuweisen. Dummerweise wäre meine Börse ebenso platt, würde ich sie ihrer Wege schicken. Wollte ich weiter das gute Zeug trinken, musste ich arbeiten. Und ich wollte weiter das gute Zeug trinken. Das war eines der wenigen verbliebenen Dinge in meinem Leben, die mir etwas Freude bereiteten.
    »Sagen wir, ich bin offen für den Gedanken«, entgegnete ich. »Der Lohn scheint angemessen für manches, unangemessen für anderes.«
    »Ohne eine Sicherheit kann ich nicht mehr offenbaren ... die Zusicherung deines Stillschweigens wäre das Mindeste.«
    Ich zog eine Braue hoch
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