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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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desHimmels, dann würden wir wenigstens für das Sterben, was wir gelebt haben. Damals, vor dem Untergang des Tempels, war das, was wir getan haben, von Bedeutung. Wir haben einem höheren Zweck gedient, nicht nur dem bloßen Gelderwerb.«
    »Für den Fall, dass es dir nicht aufgefallen ist, Triss, die Göttin ist tot, ermordet von ihren himmlischen Kollegen, und die meisten ihrer Diener sind ihr ins Jenseits gefolgt. Der Sohn des Himmels hat unseren ganzen Orden geächtet. Nichts , was wir tun, hat noch irgendeine Bedeutung, und daran wird sich auch nichts ändern. Die verfickten Götter persönlich haben es über ihr menschliches Sprachrohr offiziell so verfügt.«
    »Möge er von innen verfaulen«, geiferte Triss.
    Ich warf die Hände in die Luft. »Es gibt keinen höheren Zweck mehr, es gibt nur noch dich und mich und unsere Bezahlung. Und darum sollten wir uns besser auf unsere Professionalität besinnen, denn etwas anderes haben wir verdammt noch mal nicht mehr. Und aus eben diesem Grunde möchte ich nicht wegen solcher Fehler, derer sich ein jämmerlicher Dilettant schuldig machen würde, zu Tode kommen.«
    Triss ließ die Schwingen sacken. »Tot ist tot, Aral. Wie ist dabei kaum von Bedeutung.« Ehe ich etwas dazu sagen konnte, schrumpfte Triss kurz zusammen – seine Version eines Schulterzuckens. »Aber es tut mir leid, dass ich so hektisch war. Ich wollte nicht, dass das so offensichtlich passiert. Es ist nur, dass diese Maylien mehr ist, als sie zu sein vorgibt, vielleicht sogar viel mehr. Das hat mich neugierig gemacht.«
    Seufzend nahm ich sein Friedensangebot an. »Mir tut es auch leid, Triss. Ich weiß, für dich ist das schwerer; du musst dich in meinem Schatten verstecken und so tun, als gäbe es dich gar nicht.« Mit Triss zu streiten war mir zuwider, denn er bedeutete mir viel mehr als die Arbeit und war das, was mir geblieben war. Seine Freundschaft und seine Zuneigung sorgten dafür, dass ich mich immer wieder aufraffte und weitermachte, auch wenn ichkeinen Sinn mehr darin erkennen konnte. »Wenn du willst, dass ich den Auftrag übernehme, dann tue ich das.«
    »Danke.«
    »Dann gehe ich jetzt und sage es Maylien.« Ich griff nach dem Dolch, mit dem ich die Tür verkeilt hatte.
    »Es ist nicht richtig«, sagte Triss mit einer Stimme, die kaum mehr war als ein Flüstern. »Was die Götter mit uns gemacht haben, mit dem ganzen Orden. Ihre Ächtung ist so falsch wie der Sohn des Himmels, auch wenn er der Führer der großen Kirche der elf Königreiche ist. Es sollte uns freistehen, uns wieder den Pflichten zu widmen, die uns die Göttin auferlegt hat. Ich werde das nie anders sehen. Warum dann du?«
    Ich wandte mich ab von einer Gewissheit, die ich nicht länger ertragen konnte. »Weil sich das starre Auge der Gerechtigkeit geschlossen hat, Triss. Die Göttin ist in ihr Grab gefahren, und der Rest des Himmels und all seine Priester sind gegen uns.«
    »Wenn die Götter die Taten des Sohns des Himmels wirklich gutheißen, dann handeln auch sie falsch. Du hast nichts getan, was solch eine Ächtung rechtfertigen würde. Ich habe nichts getan, was solch eine Ächtung rechtfertigen würde. Keine der Klingen und keiner der Finsterlinge, die sie begleitet haben, hat irgendetwas getan, was nicht notwendig und angemessen gewesen wäre.«
    »Das ändert nichts an der Tatsache, dass über jedem von uns ein religiöses Todesurteil hängt. Dass wir Freiwild für jeden sind, der es vollziehen will. Oder daran, dass der Herrscher des Himmels selbst derjenige war, der unsere Göttin niedergestreckt hat.«
    Triss faltete traurig die Flügel zusammen. »Wenn dir dein Leben so viel wert wäre, dann hättest du nicht angefangen, so zu trinken, wie du es tust.«
    Ich wollte widersprechen, aber was immer ich auch gesagt hätte, es würde seine Worte nicht weniger richtig erscheinen lassen. In diesem Moment krachte von außen etwas gegen die Tür.
    Im nächsten Moment rappelte der Griff. »Was zur Hölle ist mit dieser Tür los?«, lallte eine Stimme.
    »Nichts«, antwortete ich. »Bin gleich fertig.«
    Triss verwandelte sich wieder in einen meinem Schatten ähnliche Form, und einen Augenblick später trat ich in die Nacht hinaus und tat so, als müsste ich noch die Knöpfe meiner Hose verschließen. Im Grunde war ich froh über die Störung und auch darüber, nun einen Grund zu haben, in den Gastraum zurückzukehren. Sollte Maylien noch nicht gegangen sein, so war sie inzwischen sicher schon ungeduldig über mein
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