Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
seine Seite und spähte mit ihm in den Sarkophag. Beide Männer zogen sich zurück, als das widerliche Parfüm des Todes von der Leiche aufstieg. Ihre Augen tränten, und ihre Mägen verkrampften sich.
    »Es tut mir leid«, sagte Sir Henry mit raspelnder Stimme. »Er verstarb in der Nacht.« Die Worte lösten einen weiteren Hustenanfall aus, der schlimmer war als der erste. »Die Schurken haben ihn dorthineingelegt ...« Er sog Luft in sich hinein und fuhr fort: »Schreckliche Sache. Ich werde ihm wohl bald folgen.«
    »Jetzt sind wir ja hier, Onkel«, versuchte Lady Fayth ihm Mut zuzusprechen. »Wir werden dir helfen.«
    »Nein, nein.« Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Kranken. »Hör mir zu«, bat er, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich muss dir noch viel erzählen.«
    Kit, der todtraurig und benommen vom Geruch war, taumelte vom Sarkophag zurück. Er bemühte sich, Ordnung in seine wirren Gedanken und Gefühle zu bringen, um zu lauschen, was Sir Henry zu berichten versuchte.
    »Bleibt nicht hier«, wisperte der Kranke. »Versucht mit allen Mitteln, wegzukommen ... Etwas in der Luft ...« Er hustete, und Lady Fayth half ihm, einen weiteren Schluck Wasser zu sich zu nehmen. Als das Husten nachließ, fuhr er fort: »Da ... an der Wand ...« Er zeigte auf ein bestimmtes Gemälde. »Genau vor Einbruch der Dunkelheit wird die Sonne durch den Eingang scheinen. Ihr müsst« - er rang nach Luft, schluckte und zwang sich, weiterzusprechen -, »müsst bereit sein.« Er begann wieder zu husten und weigerte sich diesmal, etwas zu trinken.
    Giles und Lady Fayth versuchten, seine Schmerzen zu lindern; sie legten seinen Oberkörper vorsichtig nieder und machten es ihm auf dem Boden bequemer, damit er sich ausruhen konnte.
    »Bereit sein wofür, Sir Henry?«, fragte Kit, der sich neben ihn gekniet hatte.
    »Um die Karte ... zu kopieren.«
    »Die Karte?«
    »Die Meisterkarte.« Der Adlige gestikulierte vage in Richtung des Bildes.
    Kit ging zu ihm, um es sich genauer anzusehen. Das Gemälde stellte einen kahlköpfigen Ägypter in einem zeremoniellen Schurz und mit kunstvoller, juwelenbesetzter Brustplatte dar. Er hielt ein seltsam geformtes, flaches Objekt in der einen Hand und zeigte mit der anderen zum Himmel. Der Gegenstand in der Hand des Ägypters sah ein bisschen wie ein Papyrusfragment aus, das man mit wahllos verstreuten Hieroglyphen geschmückt hatte. Kit ging näher heran und erkannte die winzigen Kringel und von Linien durchstochenen, spiralförmigen Zeichnungen wieder.
    »Kopiert die Symbole«, mahnte Sir Henry erneut. »Setzt sie ein, um die Suche voranzubringen.«
    »Wir werden sie kopieren, Onkel«, versprach Lady Fayth. »Aber jetzt musst du dich ausruhen. Sprich nicht weiter. Schone deine Kräfte.« Sie bot ihm erneut die Schale an.
    »Ah«, seufzte er, nachdem er getrunken hatte. »Hab Dank, mein Kind.« Es schien, als würde er noch weiter zusammenfallen unter seiner Krankheit, die ihn tötete.
    »Die Symbole auf der Karte, Sir Henry«, sagte Kit. »Wir wissen nicht, wie sie zu lesen sind. Könnt Ihr uns das mitteilen?«
    »Er ist friedlich gestorben«, berichtete Sir Henry traumverloren. »Er wusste, dass er die Fackel an Euch weitergereicht hatte. Er hat all seine Hoffnung in Euch gesetzt, Kit. Er war zufrieden.«
    »Die Symbole, Sir Henry?«, fragte Kit beharrlich. »Könnt Ihr uns erzählen, was sie bedeuten? Wir wissen nicht, wie sie zu gebrauchen sind.«
    Doch der Adlige hatte seine Augen geschlossen.
    »Sir Henry?«
    Es kam keine Antwort mehr.
    »Er schläft jetzt.« Lady Fayth drückte die Hand ihres Onkels und erhob sich. »Wir lassen ihn ruhen.«
    Kit drehte sich zum Kutscher. »Wir müssen irgendeine Möglichkeit finden, die Symbole zu kopieren. Wir können das grüne Buch nehmen und sie darin aufzeichnen, aber wir müssen etwas zum Schreiben finden.«
    Sie durchsuchten rasch die Kammer, doch sie fanden nicht einen einzigen Gegenstand, der dafür genutzt werden konnte. Mit großem Widerwillen wandten sich die beiden Männer schließlich dem Sarkophag zu.
    »Glaubt Ihr, dass er vielleicht irgendetwas bei sich hat, Sir?«, fragte Giles.
    »Vielleicht«, antwortete Kit skeptisch. »Ich nehme an, wir sollten nachschauen.«
    »Mit Eurer Erlaubnis, Sir«, sagte Giles und trat an den Sarg. Als Kit nickte, begann der Kutscher, Cosimos Taschen zu durchsuchen. Er beendete die Suche rasch und meldete, dass er nichts gefunden hatte.
    »Dann denke ich: Das war's.« Kit seufzte. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher