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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer
Autoren: Stephen R. Lawhead
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trugen eines der Fußballtrikots der rivalisierenden Clubs.
    »Tut mir leid«, murmelte er, während er sich durch das Gewühl kämpfte. »Entschuldigen Sie bitte ... Tut mir echt schrecklich leid.«
    Er sauste auf die nächste Ticketverkaufsstelle zu. Nachdem er eine Hindernisstrecke aus Absperrungen und Gittern bewältigt hatte, stellte er fest, dass hinter dem Schalterfenster niemand war. Mehrfach klopfte er gegen die Scheibe, und als das erfolglos blieb, rannte er zum nächsten Fahrkartenschalter. Durch heftiges Trommeln gegen das Fenster gelang es ihm schließlich, einen Angestellten herbeizuscheuchen.
    »Meine Oyster card funktioniert nicht mehr«, erklärte Kit.
    »Da ist bestimmt kein Geld mehr drauf«, entgegnete der Mann.
    »Aber ich habe das Guthaben auf dem Ticket erst vor ein paar Tagen wieder aufgeladen. Können Sie das nicht überprüfen?«
    Der Angestellte nahm die Chipkarte und schaute sie sich an. Dann zog er sie durch ein Lesegerät, das neben dem Fenster stand. »Tut mir leid, Kumpel.« Er schob das Ticket durch den Schlitz im Fenster zurück. »Der Computer ist außer Betrieb.«
    »Okay, macht nichts«, lenkte Kit ein. Er begann, in seinen Taschen herumzuwühlen. »Ich lasse noch fünf Pfund auf die Karte laden.«
    »Das können Sie online machen«, teilte ihm der Angestellte mit.
    »Aber jetzt bin ich hier«, hob Kit hervor. »Höchstpersönlich.«
    »Online ist billiger.«
    »Das mag ja so sein«, stimmte Kit zu. »Aber ich muss jetzt fahren - heute noch.«
    »Sie können an einem Ticketautomaten bezahlen.«
    »Richtig«, sagte Kit, der hören konnte, wie auf dem Gleis unter ihm ein Zug in die U-Bahn-Station einfuhr. Sogleich eilte er zum nächsten Ticketautomaten. Doch auch nach mehreren Versuchen weigerte sich das Gerät, Kits Fünf-Pfund-Note anzunehmen: Jedes Mal spuckte es den zerknitterten Lappen wieder aus. Der Automat daneben war nur mit Kreditkarten benutzbar, und das letzte der drei Geräte war außer Betrieb.
    Kit rannte zum Fahrkartenschalter zurück. »Der Ticketautomat nimmt meinen Geldschein nicht an«, erklärte er und schob seinen Fünfer durch die Öffnung im Fenster. »Können Sie mir etwas Kleingeld geben? Oder ein anderes Ticket?«
    Der Angestellte betrachtete den zerknitterten Geldschein. »Tut mir leid.«
    »Was tut Ihnen leid?«
    »Der Computer ist außer Betrieb.«
    »Aber ich sehe doch, dass da drüben Kleingeld ist«, sagte Kit mit wachsender Frustration. Er zeigte durch die Scheibe auf ein Gerät mit einer Wechselgeldkassette voller Münzen, die nur darauf warteten, ausgeteilt zu werden. »Können Sie nicht einfach etwas Geld da herausnehmen?«
    »Es ist nicht erlaubt, einfach dort Geld herauszunehmen.«
    »Warum nicht?«
    »Hier läuft alles computergesteuert ab, und der Com -«
    »Ich weiß, ich weiß«, fiel Kit dem Mann ins Wort. »Der Computer ist außer Betrieb.«
    »Sie können es ja bei einem der anderen Fahrkartenschalter versuchen.«
    »Aber an den anderen Schaltern ist niemand.«
    Der Angestellte blickte ihn voller Mitleid an. »Es ist Sonntag.«
    »Ja, und?«
    »Eingeschränkter Service.«
    »Im Ernst!«, schrie Kit. »Warum machen Sie sich überhaupt die Mühe, zur Arbeit zu kommen?«
    Der Angestellte zuckte mit den Schultern. Er richtete seinen Blick auf einen Punkt hinter Kit und rief: »Der Nächste, bitte!« - obwohl sich niemand dorthingestellt hatte.
    Kit nahm seine vorübergehende Niederlage hin und stieg wieder zur Straße hoch. Es gab zahlreiche Läden, wo er seine Fünf-Pfund-Note hätte wechseln können. Allerdings bestand nach wie vor das Problem, dass heute Sonntag war, und alle Geschäfte hatten entweder mehrere Stunden oder gleich den ganzen Tag geschlossen.
    »Mal wieder typisch«, schnaubte Kit und gelangte zu der Entscheidung, dass es einfacher und zweifellos schneller sein würde, die rund drei Meilen bis zu Wilhelminas Wohnung zu Fuß zu gehen. Mit diesem Gedanken im Kopf marschierte er los, vorbei am Straßenverkehr und den morgendlichen Passanten. Er war der aufrichtigen Überzeugung, dass er immer noch rechtzeitig Minas Zuhause erreichen könnte. Während er die Pentonville Road entlangging, stellte er sich in seinem Geist eine Straßenkarte der Umgebung vor und dachte sich eine Wegstrecke zum Ziel aus. Doch kaum hatte er einige wenige Hundert Schritte zurückgelegt, sah er sich irritiert um: Er hatte sich irgendwie vertan - es musste ihm vorhin im Niemandsland von King's Cross passiert sein - und einen falschen Weg
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