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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Landschaften. In den Anfangstagen des Fotografierens reiste er zu Pferde herum und schoss mit seiner Kamera Bilder: blubbernde Moore, in Nebel gehüllte Berge und ähnliche Motive. Das half ihm gewaltig bei seiner Entdeckung.« Der alte Mann biss ein Stück Käse ab und fuhr dann fort: »Er machte eine detaillierte Untersuchung über Ley-Linien und veröffentlichte ein Buch darüber.«
    »Ich verstehe«, meinte Kit. »Aber wie dem auch sei - ich kann nicht erkennen, was all das mit mir zu tun hat.«
    »Ach ja, darauf wollte ich gleich kommen, junger Cosimo.«
    »Und das ist noch so eine Sache«, beschwerte sich der junge Mann. »Schon einige Male hast du mich Cosimo genannt.«
    »Cosimo Christopher Livingstone - ist das nicht dein Name?«
    »Zufällig ja. Aber ich ziehe es vor, Kit genannt zu werden.«
    »Die Kurzform von Christopher. Ich verstehe.«
    »Ich weiß zwar nicht, wie es bei dir war, aber wo ich zur Schule gegangen bin, hat ein jeder, der mit einem Namen wie Cosimo herumgelaufen ist, quasi darum gebeten, ihm den Kopf in eine Kloschüssel zu stecken.«
    »Schade!«, schnaubte der alte Gentleman. »Wirklich traurig. Namen sind schließlich sehr wichtig.«
    »Es ist sicher nur eine Frage des Geschmacks.«
    »Das ist es keineswegs«, erwiderte der ältere Cosimo. »Die Leute benennen einfach sämtliche Arten von Dingen, ohne viel darüber nachzudenken - das gebe ich zu. Eine aktuelle Laune, pure Unwissenheit oder eine plötzliche Eingebung, all das mag dabei eine Rolle spielen. Aber wenn irgendjemand ahnen würde, von welcher gewaltigen Bedeutung die Namengebung einst gewesen war, nähme man diesen Vorgang sehr viel ernster. Hast du gewusst, dass es Stämme im Dschungel von Borneo gibt, die sich weigern, einem Kind einen Namen zu geben, bevor es vier Jahre alt geworden ist? Verstehst du? Ein Kind muss sich weit genug entwickelt haben, um die Eigenschaften zu zeigen, durch die es sich auch als Erwachsener auszeichnen wird. Dann wird das Kind nach diesen Merkmalen benannt. Das ist eine Methode, um wünschenswerte Charaktereigenschaften zu verstärken und sicherzustellen, dass sie im Stamm nicht verloren gehen.«
    »Aber ... Cosimo?«
    »Ein schöner Name. Daran ist nichts verkehrt.« Der alte Mann musterte seinen jungen Verwandten mit ernstem Blick. »Nun, ich nehme an, dass du nicht ganz unrecht hast.«
    »Wirklich?«
    »Schließlich können wir nicht beide Cosimo genannt werden. Da wir zwei von nun an sehr viel Zeit miteinander verbringen werden, würde es alles viel zu mühsam und verwirrend machen.« Er klopfte mit den Fingerspitzen auf den Tisch. »Also gut dann - bleiben wir bei Kit.«
    Obgleich er den Grund dafür nicht zu nennen vermochte, fühlte Kit sich ein wenig erleichtert, dass er in diesem Punkt die Oberhand behalten hatte. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, was all das mit mir zu tun hat.«
    »Man könnte sagen, es handelt sich um eine Familienangelegenheit. Hier bin ich - dein lieber Ur-Opa.« Der alte Mann blinzelte Kit zu und lächelte entwaffnend. »Und ich brauche deine Hilfe bei einem Projekt, an dem ich bereits seit längerer Zeit arbeite. Du bist das Einzige an Familie, was mir geblieben ist.«
    Kit dachte darüber nach. Trotz allem konnte er immer noch kaum glauben, dass es auch nur eine rudimentäre familiäre Verbindung zwischen ihm und diesem Relikt aus der Vergangenheit gab, das ihm am Tisch gegenübersaß. Sein Gesichtsausdruck verriet seinen Zweifel.
    Der alte Mann beugte sich nach vorne und umfasste Kits Hände.
    »Du musst eines begreifen, junger Cosimo ...«, flüsterte er mit ernster Stimme, die heiser und eindringlich klang. »Entschuldigung ... Kit. Es wird das Abenteuer deines Lebens sein - ein Abenteuer für mehr als ein Leben. Und es wird dich für immer verändern.« Der alte Gentleman schwieg kurz; immer noch hielt er die Hände des Jüngeren und starrte ihn mit fiebrigem Blick an. »Ich brauche dich, mein Junge. Und ich habe mir sehr viel Mühe gemacht, um dich zu finden. Nun, was sagst du dazu?«
    »Nein.« Kit schüttelte den Kopf, als ob er gerade aus einem Traum erwachen würde. Er befreite seine Hände aus der Umklammerung, fuhr sich mit ihnen durch die Haare und packte seinen Krug. »Das ist verrückt. Es muss sich um irgendeine Art von Halluzination handeln - ja, genau das ist es. Bring mich zurück. Ich will nach Hause.«
    Der ältere Cosimo seufzte. »Also gut - wenn es das ist, was du wünschst.«
    Kit atmete erleichtert auf. »Du meinst es wirklich
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