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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Gesicht bekommen hatte. Wie ein Freizeitpark mit nachgestellten Szenerien, der alle anderen seiner Art in den Schatten stellte.
    »Wir sind da«, sagte der alte Mann. »Folge mir! Wir beide werden uns einen Drink genehmigen und uns gegenseitig besser kennenlernen.«
    Kit schaute sich um und stellte fest, dass sie vor dem Eingang eines echten Backsteinhauses standen, an dem ein bemaltes Holzschild mit der Aufschrift Old Ship Inn hing. Er ließ sich durch die Tür führen und betrat einen dunklen Raum mit niedriger Decke, einigen wenigen Tischen und Bänken sowie einer Bar mit Blechauflage. Ein paar Eingänge zu Nebenräumen waren zu erkennen. Der Pub wurde von einer stämmigen jungen Frau geleitet, die eine Haube aus schlichtem Leinen und eine lange weiße Schürze voller Bierflecken trug - eine wahrhaft überzeugende Kostümierung. Sie begrüßte die beiden Gäste mit einem Lächeln. In dem Raum befand sich sonst niemand.
    »Zwei Pints von deinem Besten, Molly!«, rief der alte Mann und führte seinen fügsamen Begleiter zu einem Stuhl in der Ecke. »Setz dich, mein Junge. Wir werden dir jetzt etwas Bier einflößen. Danach fängst du an, dich mehr wie du selbst zu fühlen.«
    »Kommst du öfters hierher?«, fragte Kit und zwang sich dabei, seine Stimme etwas unbeschwerter zu lassen. Oder versuchte es zumindest.
    »Wann immer ich hier in der Gegend bin ... sozusagen.«
    »Und diese Gegend hier ist wo? In Cornwall? Pembrokeshire?«
    »Sozusagen.«
    Die Bedienung erschien und trug zwei bis zum Rand gefüllte Zinnkrüge herbei, die sie auf den Tisch stellte.
    »Danke, Molly«, sagte der Alte. »Hast du etwas zu essen da? Vielleicht etwas Brot und Käse?«
    »Hinten bei uns gibt's noch Käse, un' ich kann wegen dem Brot zum Bäcker geh'n, wenn Ihr dat möchtet.«
    »Würdest du das bitte tun? Dann bekommst du auch einen Penny zusätzlich. Bist ein braves Mädchen.«
    Die junge Frau schlurfte davon.
    Der weißhaarige Gentleman hob seinen Krug und sprach: »Auf zwielichtige Abenteuer mit anrüchigen Verwandten!«
    Kit gelang es nicht, den Witz in diesem Trinkspruch zu erkennen, doch er freute sich über das Getränk. Er nahm einen kräftigen Schluck, füllte seinen Mund mit dem blumig-süßen Ale und ließ es die Kehle hinuntergleiten. Der Geschmack war auf beruhigende Weise vertraut, und nach einem weiteren Schluck fühlte es sich noch besser an.
    »Wir sollten mit dem Anfang beginnen, nicht wahr?«, sagte der alte Mann und setzte seinen Krug ab. »Nun denn.« Er zeichnete mit seinen Zeigefingern ein unsichtbares Viereck auf die Tischplatte: »Was weißt du über die alten Spuren, die sich schnurgerade durch das Land ziehen?«
    Kit hatte keine Ahnung, was der Alte meinte. »Na ja, so was ist wohl unübersehbar, oder?«, versuchte er Zeit zu gewinnen.
    »Gut«, befand sein Urgroßvater. »Vielleicht war ja deine Erziehung doch nicht völlig nutzlos.« Erneut zeichnete er das Viereck. »Diese Pfade sind wie Trassen und bilden etwas, das man Weichen zwischen den Welten nennen könnte, und als solche -«
    »Warte einen Moment!«, unterbrach ihn Kit. »Trassen und Weichen ... Sprechen wir vielleicht über Züge?«
    »Züge!« Der Alte richtete sich auf. »Auch, du gütiger Himmel! Es hat nichts mit diesen Rauch ausstoßenden Ungetümen zu tun.«
    »Oh.«
    »Ich spreche von dem Alten Geraden Pfad - von jungsteinzeitlichen Wegen. Kurz gesagt, ich spreche über Ley-Linien.« Er beobachtete genau den Gesichtsausdruck des jungen Mannes. »Darf ich annehmen, dass du noch nie etwas davon gehört hast?«
    »Äh ... nicht so genau«, erwiderte Kit ausweichend.
    »Noch kein einziges Mal«, widersprach der Alte.
    »Nein«, gestand Kit.
    »Ach du meine Güte! Du meine Güte!« Der alte Mann betrachtete ihn mit einem missfälligen Blick. »Du hättest dich wirklich deinen Studien widmen sollen, junger Cosimo.«
    Kit trank noch etwas mehr; mit jedem Schlückchen lebte er ein wenig mehr auf. »Also, was sind denn nun diese Leitlinien?«
    Der alte Mann zog in dem unsichtbaren Quadrat eine gerade diagonale Linie. »Eine Ley -Linie«, er redete nun ganz langsam, so wie man vielleicht zu einem Hund oder begriffsstutzigem Kind sprechen würde, »ist etwas, das auch als Kraftfeld oder als Spur tellurischer Energie bezeichnet werden könnte. Es gibt Hunderte von ihnen, vielleicht sogar Tausende, und zwar überall in Großbritannien. Schon seit der Steinzeit. Ich dachte, du könntest schon einmal auf so etwas gestoßen sein.«
    Kit schüttelte
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