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Die Zeitreisenden in Callahans Saloon

Titel: Die Zeitreisenden in Callahans Saloon
Autoren: Spider Robinson
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Predigten von jemandem hören, der mehr weiß als sie. Sind wir tatsächlich Heinlein vierzig Jahre lang nur deshalb gefolgt, weil er großartige Taschenspielertricks beherrscht? Nur deshalb?
    Die Verteidigung ist bereit einzuräumen, daß im Vergleich zum frühen Heinlein die erwähnten Werke viel Gerede und wenig Handlung aufweisen. (»TIME ENOUGH FOR LOVE« vielleicht am wenigsten.) Die Verteidigung möchte jedoch wissen, was daran so schlecht ist, und verweist in diesem Zusammenhang auf »VENUS PLUS X«, »TRITON«, »CAMP CONCENTRATION« und »THE THURB REVOLUTION«.
    In »I WILL FEAR NO EVIL« geht es um einen Mann, dessen Gehirn in den Körper einer gesunden, sinnlichen Frau verpflanzt wird; entsetzt stellt er fest, daß die ursprüngliche Persönlichkeit des Körpers, seine Seele, noch in dem Schädel vorhanden ist (oder, wie Heinlein sicherheitshalber nicht ausschließt, er leidet unter einer dauernden, komplizierten Halluzination). Sie lehrt ihn, weiblich zu sein, und lernt dabei, wie es ist, männlich zu sein. Gibt es eine Möglichkeit, dieses Thema ohne eine Reihe innerer Dialoge, viel Meinungs-und Erfahrungsaustausch und einem Minimum an rasch fortschreitender Handlung zu behandeln? Oder ist das Thema an sich in der SF unzulässig?
    »TIME ENOUGH FOR LOVE« betrifft den (weitaus) ältesten Mann der Galaxis, der so lange gelebt hat, daß er nicht mehr leben will. Aber seine Nachkommen (und aufgrund der Wahrscheinlichkeitsrechnung sind die meisten zu dieser Zeit lebenden Menschen seine Nachkommen) wollen ihn nicht sterben lassen und versuchen, seine Lebensfreude durch drei sehr vernünftige Maßnahmen wiederherzustellen: Sie reden ihm zu, von den alten Zeiten zu sprechen, sie finden eine neue Beschäftigung für ihn, und sie überhäufen ihn mit Liebe und Achtung. Das alles erfordert doch viele Gespräche, nicht wahr? Wie ich bereits erwähnt habe, besitzt dieses Buch eine Menge Handlung, wenn Lazarus sich endlich erinnert (und lügt); die Szene mit der versuchten Vergewaltigung ist zum Beispiel ein kleines Meisterwerk, beinahe Anschauungsunterricht darüber, wie man eine tätliche Auseinandersetzung beschreibt.
    Will jemand tatsächlich behaupten, daß Ideen nicht genauso unterhaltsam sind wie eine rasch fortschreitende Handlung?
    Bei »THE NUMBER OF THE BEAST« werden Sie feststellen, daß es mehr Handlung enthält, als die beiden letzten Bücher zusammen – und außerdem, da alle vier Hauptgestalten außergewöhnlich gebildete Menschen sind, die gern diskutieren – eine Anhäufung von lebhaftem, geistreichem Dialog. Ich möchte auch festhalten, daß seine grundlegende Voraussetzung vollkommen, entzückend absurd ist – und daß ich bezweifle, daß man sie widerlegen kann. (Vielleicht sind Heinlein und Phil Dick doch nicht so weit voneinander entfernt.) Es hat mich bis zur letzten Seite gefesselt, und seine Wirkung hält sogar jetzt noch an.
    Ich möchte noch ein paar Beweisstücke vorlegen:
    Erstens: Gemäß einer Presseaussendung waren 1980 drei der SF-Bestseller-Titel von Berkleys Publishing Company »STRANGER IN A STRANGE LAND«, »TIME ENOUGH FOR LOVE« und »I WILL FEAR NO EVIL« .
    Zweitens: In nur sechs Jahren, seit »TIME ENOUGH FOR LOVE« als Taschenbuch erschienen ist, hat es dreizehn Neuauflagen erlebt – eine Leistung, die sowohl »STRANGER IN A STRANGE LAND« als auch »THE MOON IS A HARSH MISTRESS« erst nach zehn Jahren geschafft haben.
    Drittens: Gregg Press, ein exklusiver Verlag, der schöne Hardcover-Ausgaben von den seiner Meinung nach besten Werken der SF druckt, hat bereits eine Auflage von »I WILL FEAR NO EVIL« herausgebracht, die selbst nach dem tausendmalsten Gelesenwerden noch nicht zerfällt.
    Viertens: »THE NOTEBOOKS OF LAZARUS LONG«, ein Auszug aus »TIME ENOUGH FOR LOVE«, der außer Meinungen keine Spur von Handlung, Erzählung oder Dramatik enthält, verkauft sich als Taschenbuch, das zum Teil von D. F. Vassallo handbetitelt ist, sehr gut. Ich kenne in der gesamten SF keine Parallele dazu (außer Sie halten Tolkien für SF).
    Fünftens: Heinleins Roman »THE NUMBER OF THE BEAST«, das von Verlegern erstanden wurde, die sehr gut wissen, wie sich Heinleins letzte Bücher verkauft haben, hat ihm ein bis dahin noch nie erreichtes Rekordhonorar von einer halben Million Dollar eingebracht.
    Der alte Mann hat seine schöpferische Kraft verloren, nicht wahr? Scharen von Lesern, die aufgebracht sind, weil es ihm nicht gelingt, sie zu unterhalten, versuchen, ihn in Dollars
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