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Die Zeitreisenden in Callahans Saloon

Titel: Die Zeitreisenden in Callahans Saloon
Autoren: Spider Robinson
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BEAST« (unter vielen anderen) vergißt. Alle sind Hauptgestalten, und keine paßt in den DreiStadien-Rahmen. (In den übrigens auch Heinlein nicht paßt – er hat mit dreißig Jahren bereits die Weisheit und die Einsicht des dritten Stadiums besessen.)

    Wenn alle Männergestalten Heinleins, die in diese drei Kategorien gezwängt werden können, nur leicht verkleideter Heinlein sind, warum fällt es mir dann überhaupt nicht schwer, zum Beispiel Juan Rico von Thorby, Rufo von Dak Broadbent, Waldo von Andy Libby, Jubal Harshaw von Johann Smith zu unterscheiden? Wenn Heinleins Charakterisierungen monoton sind, warum bringe ich dann nicht Oberst Dubios, Oberst Baslim und Oberst Manning durcheinander? Welcher der vielen Helden in »THE NUMBER OF THE BEAST«   ist der wirkliche Heinlein, und woher wollen Sie es wissen?
    Natürlich kann man die meisten von Heinleins Helden verallgemeinern – ihn fasziniert zum Beispiel Tüchtigkeit, während Autoren wie Pohl und Sheckley von Unfähigkeit fasziniert sind. Heißt das, daß alle drei Schriftsteller schlecht sind? Wenn die regelmäßige Verwendung eines bestimmten Typs eine literarische Sünde darstellt, dann sollten wir Alfred Bester, Kurt Vonnegut, Phil Dick, Larry Niven, Philip Roth, Raymond Chandler, P. G. Wodehouse, J. P. Donleavy und tausend andere mit der gleichen Elle messen.
    4. »Heinlein beschreibt nicht das Aussehen seiner Helden.« Wenn ich daraufhin aus dem Gedächtnis umfassende Beschreibungen von Lazarus, Dora und Minerva Long, Scar Gordon, Jubal Harshaw und Eunice Branca herunterrassele, fügen die Beschwerdeführer meist hinzu, »außer, der Aufbau der Geschichte erfordert es«. Daraufhin wechsle ich die Taktik und sehe darin einen Beweis von Heinleins Genialität. So kann sich nämlich die größtmögliche Zahl seiner Leser mit seinen Gestalten identifizieren.
    Worüber sich diese Typen für gewöhnlich beschweren, ist das Fehlen jeglicher dichterischer Beschreibung des Aussehens, Wendungen wie »Fragende Augen wie Zwerghaselnüsse glühten düster über einer kräftigen, doch vertrauenerweckenden Nase, von der zwei sanft geschwungene Kurven ausgingen, die einen bonbonrosa Mund umrahmten. Rot waren seine Wangen, und sein Haar hatte die Farbe der milden Abstraktion eines Wintermorgens in Antigonish.« Bei Heinlein ist ein Bild selten tausend Worte wert – am wenigsten ein Porträt.
    Aber ich muß zugeben, daß Alexej Panshin auf Seite 128 von »HEINLEIN IN DIMENSION« den Finger auf die Wunde gelegt hat: »... wenn dem Leser während der Lektüre nicht auffällt, daß die Beschreibungen fehlen, werden sich ihm die einzelnen Gestalten schwerlich einprägen.« Mit anderen Worten, wenn man der Phantasie des Lesers Spielraum läßt, kann einem die Hälfte der Kritiker nicht mehr folgen. Was natürlich eine gute Lösung ist.
    5. »Heinlein kann keine Handlung erfinden.« Eine meiner Lieblingsstellen in »HEINLEIN IN DIMENSION« ist der Abschnitt über die Handlung. Auf Seite 153 behauptet Panshin, daß Heinleins Frühwerke mangelhaft sind, weil »sie nicht flott erzählt werden. Sie entwickeln sich zwar von Anfang an auf das Ende zu und gelangen auch irgendwann dorthin, aber unterwegs schweifen sie ab.« Auf der nächsten Seite kritisiert Panshin Heinleins spätere Werke, weil sie nicht abirren, weil sie ausschließlich die Einzelheiten enthalten, die für den Inhalt wesentlich sind.
    »In »GULF« verbringt Heinlein zum Beispiel einen Tag in der Zeit und sechsunddreißig Seiten damit, einen Agenten anzuwerben. Dann verbringt Heinlein sechs Monate, die er in weiteren dreißig Seiten streift, mit der Ausbildung des Agenten. Und dann, nur um die Geschichte zu beenden, läßt er seinen Agenten bei einem Job sterben, für den er einen Tag gebraucht hat, und geht auf schlichten vier Seiten darüber hinweg. Es ist deutlich zu erkennen, daß er allmählich die Kontrolle verliert.«
    Vermutlich treten die interessanten und wichtigen Ereignisse in Panshins Leben in gleichbleibendem, durchschnittlichem Tempo ein. Oder aber er wollte, daß die langweiligen, unwichtigen Teile von Joes Leben beschrieben werden, um eine ima ginäre Waage im Gleichgewicht zu halten. (Ach ja, nur damit wir es richtigstellen, in »GULF« heißt es eindeutig, daß Joes letzte Mission mehrere Tage dauert.)
    Alle gedruckten Kritiken über Heinleins Buchinhalte laufen auf den gleichen empörten Einwand hinaus; wenn man einen Überblick über die Folge der Ereignisse in einer Erzählung von
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