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Die Zeitreisenden in Callahans Saloon

Titel: Die Zeitreisenden in Callahans Saloon
Autoren: Spider Robinson
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THE BEAST«   ist Heinlein sogar so autoritär, daß er feststellt, in einem Rettungsboot könne es immer nur einen Kapitän geben. Er schlägt auch vor, daß der Kapitän einstimmig gewählt wird.
    6. »Heinlein ist für Libertät.« Um Gottes willen, nein! Wie schrecklich. Ich bin ein Sklave. Ich weiß, daß es verrückt klingt, aber ich habe ein paarmal »Libertät« in abwertendem Sinn gehört.
    7. »Heinlein ist elitär. « Na ja. Wenn Sie damit meinen, daß er findet, manche Menschen sind für unsere Spezies wertvoller als andere, dann bin ich Ihrer und seiner Meinung. Wenn Sie meinen, daß er findet, die Meinung eines Gelehrten ist mehr wert als die eines Dummkopfs, dann stimme ich wieder zu. Wenn Sie mit »elitär« meinen, daß Heinlein findet, die Starken sollten über die Schwachen herrschen, dann bin ich absolut nicht Ihrer Ansicht (Erinnern Sie sich an den gebrechlichen Professor de la Paz und an Waldo und denken Sie daran, daß Heinlein 1934 als »auf Dauer vollkommen invalid« eingestuft wurde). Wenn Sie meinen, daß er findet, die Reichen sollten die Armen ausnützen, verweise ich Sie auf »THE MOON IS A HARSH MISTRESS« und »I WILL FEAR NO EVIL« . Wenn Sie meinen, daß er findet, die Weisen sollten die Dummen regieren und die Fähigen die Unfähigen, dann bekenne ich mich des gleichen Vergehens schuldig. Jemand muß schließlich am Lenkrad sitzen – sollte es nicht vernünftigerweise der beste Fahrer sein?
    Wie findet man den besten Fahrer? Heinlein hat uns eine Vielzahl interessanter, einander ausschließender Vorschläge unterbreitet; warum untersuchen wir sie eigentlich nicht?
    8. »Heinlein ist Militarist.« Abgesehen von der Tatsache, daß er gegen die Einberufung ist – darauf ist er wirklich stolz. Gibt es tatsächlich Menschen, die so naiv sind anzunehmen, daß sie ihren Lebensstil auch nur einen Monat beibehalten könnten, wenn die Streitkräfte ihres Landes durch Zauberei verschwinden? O doch, ich lerne sie immer wieder kennen.
    9. »Heinlein ist Patriot.« (Eigentlich sagen sie immer »Superpatriot«. Für sie gibt es keine andere Art von Patriotismus.) Jeder, der sich über Patriotismus lustig macht – und weiterhin in der Gesellschaft lebt, deren Mitglieder er verspottet – ist ein Parasit, ein Schwindler oder ein Idiot. Oft alles gleichzeitig.
    Patriotismus bedeutet nicht, daß man sein Land für vollkommen, für untadelig oder auch nur für besonders liebenswert hält; es bedeutet auch nicht, daß man ihm blind ergeben ist, sich dorthin begibt, wo es einen hinschickt und auf seinen Befehl hin den tötet, dessen Tod es anordnet. Es bedeutet, daß man verpflichtet ist, seinen Bestand zu sichern und es zur Blüte zu führen, daß man alles Notwendige unternimmt (auch sein Leben opfert), um es zu schützen, wenn man persönlich feststellt, daß ihm – militärisch oder auf andere Art – eine tödliche Gefahr droht. Und dieser Haltung sollte man sich schämen? Heinlein hat deutlich genug gezeigt, daß er bei einer hypothetischen Kraftprobe zwischen Patriotismus der Menschheit gegenüber und nationalem Patriotismus für den Vorgang des ersteren eintreten würde.
    10. »Heinlein ist Atheist« , oder »Agnostiker« , oder »Solipsist« oder »beschränkter Fundamentalist« oder »hedonistischer Calvinist« , oder ... Robert Heinlein hat sich beharrlich geweigert, über seine persönliche Einstellung zu sprechen; in einer seiner Erzählungen erklärt eine Gestalt überzeugend, daß dies unmöglich sinnvoll sein kann. Und doch kennen alle genau seinen Standort. Ich kenne ihn nicht. Bis jetzt hat man ihn noch nie als beschränkten Katholiken bezeichnet (ich würde es auch nie in Erwägung ziehen), aber in meiner neuen Anthologie »DIE BESTE ALLER MÖGLICHEN WELTEN« findet sich eine Geschichte, die Heinlein als eine seiner nie erreichten Lieblingserzählungen ausgewählt hat, eine tief religiöse Erzählung von Anatole France (der oft als Agnostiker bezeichnet wird), und die »DER GAUKLER UNSERER LIEBEN FRAU« heißt. Ich hörte sie zum ersten Mal in der Volksschule in der Bronx, vor so langer Zeit, daß ich sie vergessen hatte, bis Heinlein meinem Gedächtnis auf die Sprünge half.
    Aber auf keinen Fall geht seine Theologie jemanden etwas an. Gott weiß, daß sie kein Grund ist, sein Werk zu kritisieren.
    11. »Heinlein ist dogmatisch.« Ich kann zwar nicht für ihn sprechen, aber ich nehme an, daß er dieses Kompliment akzeptieren würde. Die Menschen, die es für eine Beleidigung
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