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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Kim Kestner
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einen Francis Raymond, Robert?«
    »Hm … ein entfernter Verwandter, ich glaube, meine Schwester Rose hat ihn irgendwann mal besucht. Was ist mit ihm?«, fragt Dad, ohne die Zeitung zu senken.
    »Stell dir vor, eine Einladung für uns, zu seinem Geburtstag. Wie nett. Hier steht, er lebt irgendwo bei Carson City, Nevada. Was meinst du, sollen wir zusagen? Es wäre spaßig. Wir könnten Las Vegas besuchen …«
    »Mich zieht nichts in diese gottverdammte Einöde«, brummt Dad, legt die Zeitung zur Seite und zieht eine Augenbraue hoch, als ich das Besteck zu Jeremys Teller lege. »So früh Besuch?«
    »Der ist für Jeremy, Dad!«, antworte ich kopfschüttelnd und lasse mich auf den Stuhl fallen. »Wo ist er überhaupt?«
    Mum füllt uns allen Pancakes auf und übergießt sie mit großen Mengen Ahornsirup. »Du musst mir sagen, wenn Besuch zum Frühstück kommt, Hopp…«, sie beißt sich auf die Zunge, »Alison. Jetzt haben wir nicht genug Pancakes.«
    »Jeremy«, brummelt Dad. »Besucht ihr den gleichen Kurs? Ist er älter als du?« Eine steile Falte zeichnet sich auf seiner Stirn ab und ich muss mir das Lachen verkneifen, weil er tatsächlich verärgert aussieht.
    »Sehr witzig, Mops! Selber Kurs …« Jeremy kommt erst nächstes Jahr auf die Junior High und ich fürchte, dass er mir dann die ganze Zeit an den Fersen kleben wird. »Nein, im Ernst. Hat mein kleiner Bruder schon gefrühstückt?« Ich schiele nach dem letzten Pancake.
    »Wessen Bruder? Kennen wir seine Schwester? Was ist das für ein Typ?«, will Dad wissen.
    »Robert!«, fällt Mum ihm ins Wort und zupft an meinen fransigen Haarsträhnen herum. »Wenn es endlich jemanden gibt, der dir gefällt, Hoppi, solltest du dich ein wenig mehr zurechtmachen.«
    Wieder beschleicht mich das ungute Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmt, und es hat nichts mit meiner immer noch schmerzenden Handfläche zu tun, sondern mit Mum und Dad. Es sieht ihnen nicht ähnlich, Scherze auf Kosten ihrer Kinder zu machen.
    »Mum! Wo ist Jeremy?«, frage ich mit einem Kloß im Hals.
    »Ich weiß nicht, wann habt ihr euch denn verabredet? Er wird dich doch wohl nicht versetzt haben?« In dem Blick meiner Mutter liegt so viel aufrechtes Mitgefühl, dass ich fast glaube, sie weiß wirklich nicht, von wem ich spreche.
    Mein Herz macht sich wild pochend bemerkbar. »Wenn das hier ein Scherz sein soll, ist es ein verdammt schlechter!«, presse ich heraus. »Ich will jetzt sofort wissen, was mit Jeremy ist!«
    Dad lässt die Zeitung sinken, die er gerade wieder aufgenommen hatte, und starrt mich an. »Alison, ist alles in Ordnung?«
    »Nein! Nichts ist in Ordnung!«, blaffe ich, wütend darüber, dass meine Eltern konsequent ihr Schauspiel durchziehen. »Mein Bruder - Jeremy! Wo ist er?«
    Als beide nicht antworten, wird mir übel.
    Jeremy ist verletzt oder noch schlimmer: tot! Er ist von einem der irrsinnig hohen Bäume gefallen, in die er immer klettert, um den Eichhörnchen nachzujagen. Aber warum sagt mir niemand was?
    »Alison, du hast keinen Bruder«, sagt Mum und legt mir besorgt die Hand auf die Stirn. »Kein Fieber«, murmelt sie. »Was ist denn nur los mit dir?«
    »Was ist los mit euch? Selbstverständlich habe ich einen Bruder! Er heißt Jeremy, ist am siebzehnten Juni zehn Jahre alt geworden und euer kleiner Engel! Was ist ihm zugestoßen? Ich schreie das Haus zusammen, wenn ihr mir nicht sofort sagt, was passiert ist!« Meine Stimme überschlägt sich.
    »Du schreist ja schon das Haus zusammen. Beruhig dich, Kind. Du hast keinen Bruder!«, wiederholt Mum und schüttelt mich an den Schultern.
    Ich verstehe nicht, wie sie so etwas behaupten kann, und Wut wechselt sich mit Panik ab. Aber Mum bleibt so ernst, dass mir plötzlich der Gedanke kommt, ich könnte Jeremy tatsächlich herbeifantasiert haben. Vielleicht stimmt etwas mit mir nicht, mit meiner Wahrnehmung. Ich befreie mich aus Mums Griff und renne in mein Zimmer, um ein Foto von Jeremys letztem Geburtstag zu holen, auf dem wir alle Piratenhüte tragen. Die Tür steht einen Spalt offen, als ich sie ganz aufstoße, verliere ich das Gleichgewicht vor Schreck und muss mich am Treppengeländer festhalten. Auf dem grünen Teppich liegt ein großer, graumelierter Hund mit langem, zottigem Fell, der den Kopf hebt und mit seiner Rute klopft, als er mich sieht.
    »Was zum Teufel …? Raus! Verschwinde dahin, wo du hergekommen bist!«
    Der Hund trollt sich die Treppe runter. Ich brauche eine Sekunde, dann stürze ich zum
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