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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen
Autoren: Vampira VA
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Justus dem Strom der Zornigen und Aufgebrachten entgegenblickte.
    Was aber weder er noch ein anderer sehen oder ahnen konnte, war, daß dieser Gift und Galle speiende Mob von einem leibhaftigen Teufel angeführt wurde .
    *
    Matthäus Wenzel hob den Glaskolben mitsamt dem Sud, den das köchelnde Leichengewebe ergeben hatte, gegen das Kerzenlicht und versuchte der schleimigen Masse rein optisch etwas abzuringen, was als Hinweis auf die Todesursache hätte gedeutet werden können.
    Wie die Male davor scheiterte er auch jetzt.
    Der abscheulich riechende Extrakt bewahrte vorerst sein Geheimnis, aber Wenzel ließ sich nicht entmutigen, sondern bereitete sofort das nächste Experiment vor. An den ihn umgebenden Verwesungsgestank hatte er sich gewöhnt, ebenso an seine redefaulen Handlanger, von denen keine Inspiration zu erwarten war, um das Mysterium zu enträtseln. Wie üblich befolgten sie nur blind seine Weisungen.
    Die vier hageren Männer muteten wie Geschwister an, so frappierend war ihre Übereinstimmung nicht nur im Äußeren, sondern bis hin zur Körperhaltung. Natürlich waren sie nicht wirklich miteinander verwandt. Im Laufe der Jahre hatte sich einer nach dem anderen bei Wenzel als Assistent im weitesten Sinne beworben, und er hatte sie nach einer angemessenen Probezeit für sich angestellt. Sie verdienten nicht viel bei ihm - die Erfahrung aber, die sie sammeln konnten, war mit Geld nicht aufzuwiegen.
    Trotzdem war Wenzel nicht immer in der Stimmung, diese maus-gesichtigen Helfer zu ertragen. Auch heute strapazierten sie seine Geduld aufs Ärgste, was vielleicht aber auch in seinem und ihrem Schlafmangel begründet lag. Keiner hatte diese Nacht Ruhe gefunden, und auch jetzt machte Wenzel noch keine Anstalten, sie aus seinen Diensten zu entlassen, damit sie sich in ihren Kammern hätten aufs Ohr legen können.
    Mitten in diese ebenso unfruchtbare wie angespannte Atmosphäre hinein platzte ein aufgelöster Justus, der die Tür zu ihrem provisorischen Laboratorium aufstieß. Wenzel gelang es nicht einmal, danach zu fragen, woher sein Mündel denn überhaupt Kenntnis von seinem Aufenthaltsort erhalten hatte, denn über Justus' Lippen sprudelte bereits der atemlose Bericht, was sich über ihren Köpfen, im frühmittäglichen Sonnenlicht, zutrug.
    »So haben sie also den Bogen überspannt ...«, kommentierte Matthäus Wenzel das Gehörte. Es klang fast emotionslos, doch in seinem Herzen entzündete sich ehrliche Sorge um die Zukunft.
    »Meint Ihr, sie werden sich gewaltsam Zutritt zur Burg verschaffen?« fragte Justus bang.
    »Das kommt auf das diplomatische Geschick der Burgherren an«, gab Wenzel eine Antwort, die ihn selbst nicht zufriedenstellte. Sein Blick irrte unentschlossen zwischen den Apparaturen und seinen Helfern hin und her.
    Dann wandte er sich wieder an Justus und erkundigte sich: »Hast du einen der Grafen gesehen? Slavata oder Martinic? Was für Maßnahmen haben sie angeordnet? Wurde bereits alles zur Verteidigung in die Wege geleitet? - Allmächtiger, hier unten ist man vom Geschehen abgeschnitten, als läge man in einem tiefen Grab!«
    »Nein«, antwortete Justus dumpf. »Ich habe niemanden gesehen.«
    »Dann such nach ihnen! Halte dich am besten an Martinic! Er muß uns Sicherheit garantieren! Er kann nicht verlangen, daß wir die Hälse für seine Narretei hinhalten und mit ausbaden, daß er die Stände und den ihnen hörigen Pöbel bis aufs Blut reizt!«
    »Ihr kommt nicht mit ...?« Justus schnitt eine Grimasse, die seine Unbeholfenheit fast schon selbst karikierte.
    »Nein, ich unterbreche meine Arbeit nicht, bis ich wieder von dir höre. Geh jetzt ...«
    Und noch während sein Mündel unentschlossen von einem Fuß auf den anderen trat, wandte sich Wenzel bereits wieder den verstümmelten Toten auf den Tischen zu, denen die Gefangene zum Verhängnis geworden war .
    * Die Machthaber beratschlagten sich untereinander.
    Die wahren Machthaber. Jene Unsterblichen, die Blut brauchten, um zu überdauern - und denen ein Gefäß von unheiliger Kraft dereinst ein Leben von dunkler Magie eingeflößt hatte: der Lilienkelch. Der Gral, auf den alles vampirische Leben zurückging .
    »Sie werden gleich da sein - wie sollen wir sie empfangen?«
    Aufgereiht wie unnahbare Ikonen standen sie an den gemauerten Fensteröffnungen des höchsten Turms ihrer Festung. Hier gehörte ihnen alles - auch wenn Marionetten den steten Anschein erweckten, honoriger Adel würde die Geschicke der Stadt regieren und über die
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