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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen
Autoren: Vampira VA
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nicht der Tod anderer, sondern .«
    »Ja?«
    Ihr Kopf sank nach vorn auf die angezogenen Knie. »Nein! Es ist . Unsinn! Wo bin ich? Warum erscheint mir alles hier so . seltsam?«
    »Beantworte mir erst die Frage, woher du kommst«, sagte Wenzel. »Danach .«
    Sie drückte das Gesicht noch fester gegen die Knie. »Ich - weiß -es - nicht! Ich sagte es schon!«
    »Dein Starrsinn wird dir nichts helfen«, warnte er.
    »Nenn es, wie du willst, aber ich verstelle mich nicht: Ich erinnere mich wirklich nicht!«
    »An gar nichts?«
    »Nein!«
    »Das lügst du!«
    »Warum sollte ich?«
    »Vielleicht ... um dem Scheiterhaufen zu entgehen?«
    »Dem Scheiterhaufen?« Sie zuckte zusammen, hob das Haupt, dessen helles Haar Wenzel an feinste Fäden eines edlen und unglaublich biegsamen Metalls erinnerten.
    Alles an dieser Frau besaß diesen Ruch des Kostbaren - und zugleich des Verdorbenen. Aber vielleicht rührte letztere Impression einzig aus der Furcht, die sie gesät hatte und deren dämonischer Kraft auch Wenzel sich nicht zu entziehen vermochte.
    Eine Vampirin, soviel stand fest, war sie nicht. Auch daß sie einem der geheimen Zirkel angehörte, die sich durch abenteuerliches Gebräu die Lebenszeit verlängern oder Unglück über ihre Feinde bringen wollten, erschien ihm unwahrscheinlich.
    Wer aber war sie dann? Und warum hatte er von einem Geschöpf wie diesem noch nie auch nur gehört?
    »Du wirst brennen«, versicherte er jetzt. »Du hast so Schlimmes angerichtet, und an deiner Täterschaft gibt es so geringen Zweifel, daß sie dich, wenn sie wollten, auch ohne vorherigen Prozeß deinen Taten angemessen strafen könnten!«
    Sie blieb stumm. Lange starrte sie ihn an, als wäre er dieses Ungeheuer, das man sie beschuldigte zu sein.
    Schließlich fragte sie matt, beinahe schicksalergeben: »Und warum macht man sich die >Mühe    Wenzel antwortete offen: »Weil sie Angst haben. Angst vor einer Wiederholung deines Falles, mit der man dann, würde man dich gleich verbrennen, ebenso unerfahren umgehen müßte wie mit dir. Es scheint ihnen und mir klüger, dich erst zu studieren, dein Wesen zu ergründen, ehe man es auslöscht .«
    Vielleicht begriff sie ihre Lage erst jetzt in voller Konsequenz. Matthäus Wenzel jedenfalls wußte nicht, wie er ihre Blicke - beschattet von ähnlichem Entsetzen, wie sie es ihre Opfer gelehrt hatte - anders hätte deuten können .
    *
    Justus erwachte, als die Sonne bereits warm und freundlich durch die Fensterchen seines Turmzimmers hereinschien. Müde und zerschlagen, als hätte er kein Auge zugetan, richtete er sich auf.
    Der seltsame Traum schwang in ihm nach.
    Er hatte von der kopflosen Frauenleiche und dem Mädchen geträumt, denen er bei seiner Ankunft auf der Burg begegnet war. Besonders das rothaarige, weinende Mädchen hatte tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen.
    Das weite Hemd, das er vor dem Schlafengehen angelegt hatte, bezeugte dies, denn es klebte feucht an einer Stelle, die keinen Zweifel darüber ließ, welche Gefühle ihn im Traum bewegt hatten.
    Peinlich berührt und in Sorge, seinem Vormund könnte es gerade jetzt einfallen, ihn zu besuchen, raffte er das Nachthemd hoch, klemmte es zwischen Brust und Kinn und rieb sich mit einem Lappen, den er in die bereitstehende Karaffe getaucht hatte, über das noch halbsteife und über das Normale hinaus angeschwollene Glied sowie die umgebende Haut. Dabei wagte er kaum hinzusehen. Das Unvermögen, natürlich mit seinem Körper umzugehen, war in seiner Erziehung tief verwurzelt, nicht erst seit Wenzel sich um ihn kümmerte, auch schon davor.
    Er war noch ganz in die Waschung vertieft und in Gedanken mit dem Problem beschäftigt, wie er die verräterischen Flecke aus seinem Hemd entfernen könnte, als ihm plötzlich bewußt wurde, wovon der schon eine Weile anschwellende, zunächst aber noch ferne Lärm rührte.
    Ein Fest?
    Eine Versammlung?
    Die Neugierde nicht länger bezähmend, ließ er das Hemd wieder nach unten fallen und eilte zu einer der Luken, durch die ein Jüngling seiner Größe nur auf Zehenspitzen Ausschau halten konnte.
    Justus reckte den Hals lang und länger.
    Und dann begriff er, wie klein sein Problem gegenüber dem war, was sich von der Stadt her, ungefähr von dort, wo nach Wenzels flüchtigen Erklärungen der Sitz des Magistrats liegen mußte, schnurgerade auf den Weg zuwälzte, der zum Hradschin und zur Burg hinauf führte.
    Die erhobenen Waffen und Fäuste der Menge drohten genau in diese Richtung, aus der auch
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