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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen
Autoren: Vampira VA
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einsamen Seele, die ihn durchirrte, schaudern mußte!
    Am Ende des Korridors, so weit entfernt, daß körperliche Augen es nicht hätten sehen können, war dagegen ein helles Licht - strahlend und rein und überhaupt nicht vergleichbar mit dem gräßlichen Abglanz, dessen Ursprung in einer Quelle lag, um deren Dämonie die fliehende Seele zumindest noch verschwommen wußte.
    Purpur war die Farbe des Bösen.
    Des Bösen, das auch sie umgebracht hatte .
    Da waren Türen zu allen Seiten des Korridors, der kein »oben« und kein »unten«, kein »links« und kein »rechts« zu kennen schien, sondern sich schnurgerade wie ein Lineal von einem Ankerpunkt des Nichts zum anderen zu ziehen schien.
    Keine der Türen stand offen. Was sie verbargen, kümmerte die Seele nicht.
    Nie wieder Türen oder Tore!, dachte sie voller Grauen.
    Hinter einem Tor war sie ermordet worden - feige und gemein, und der Gipfel der Niedertracht war, daß sie nicht einmal im Tode ihre Ruhe finden durfte ...!
    Also mied sie diese Ausgänge ins Unbekannte, floh weiter zielstrebig dem Ende des Tunnels entgegen, wo jenes warme Licht loderte, von dem sie sich Trost erhoffte.
    Und Hilfe.
    Ewigen Schlaf .
    ... oder einen Platz zum Sein, an dem sie nie mehr - von niemandem - gestört werden würde!
    Je länger diese sphärenhafte Reise nach dem eigenen Empfinden dauerte, desto selbstverständlicher wurde sie.
    Die Seele verschwendete keinen Gedanken mehr daran, welche Kraft sie eigentlich bewegte. Sie hatte es verdient, nicht einfach zu erlöschen wie eine von boshaftem, klirrendem Atem ausgeblasene Kerzenflamme.
    Verdient!
    Warum hat sie das getan?
    Immer wieder glomm die Frage nach dem Motiv ihrer Mörderin in ihr auf. Aber eine Antwort blieb ihr versagt.
    Hoffentlich brätst auch du in der Hölle!
    Hoffentlich gibt es eine Hölle NUR FÜR DICH!
    Haß überrollte sie wie eine alles verschlingende Woge, griff nach ihren Gedanken und vergiftete sie mit Purpur.
    Was war das?
    Im gleichen Maße, wie die Wut sie überkam, schien sich ihr Geist mühsamer auf das Licht zubewegen zu können. Als würden die zerstörerischen Gelüste, die sie selbst sich in dieser Intensität nicht erklären konnte, den Vorwärtsdrang hemmen, sie von dem Licht, der Wärme und Zuflucht fernhalten wollen.
    Sie hielt inne. Es ging ganz leicht: Die Gedanken, das Wollen und die Hoffnung waren mächtig an diesem Ort, und so drängte sich der Seele die Frage auf, warum sie sich nicht einfach zum Ende des Tunnels wünschte.
    DA GESCHAH ES.
    Noch ehe sie ihren Einfall erproben konnte, strömte der Purpur explosionsartig aus den umgebenden Wänden des Tunnels und hüllte alles in seinen monströsen Schein!
    Sie wußte es, ohne den Grund für dieses Wissen zu erfahren: Etwas war jenseits der Schwelle ihrer Wahrnehmung, am Ende der Zeit ERWACHT!
    Plötzlich waren da andere Seelen, die der einsamen entgegenrasten - von jenem immer noch fernen, immer noch erhaben strahlenden und von Purpur unberührten Punkt des Korridors!
    Diener-Seelen! (?)
    Geister von Toten, von denen einige der Ermordeten im Leben bekannt gewesen waren.
    Sogar ein Freund war darunter .
    Hat sie also auch dich geopfert? fragte die wohlbekannte Stimme. Hat sie auch dich im Stich gelassen und hintergangen - um ihrer »Bestim-mung« willen? Bleib! Sage mir ...
    Er war vorbei!
    Wie ein Blatt im Sturm war er mit all den anderen über sie hinweg oder an ihr vorbei gerast.
    Achtlos. Und .
    ... froh? Erlöst? Befreit?
    VON WEM?
    UND WARUM ERBARMT SICH NIEMAND MEINER ...?
    Erneut drängte sich Haß in ihre Gedanken, die sinnlose Wut auf ihre Mörderin, ihr vertanes, viel zu kurzes Leben, auf den Widerstand, den das Licht ihr entgegensetzte.
    Niemand antwortete der Seele.
    Doch als der Purpur erlosch und die Wände zu einer grauen Fläche degenerierten, die ihren Schrecken verlor, sah sie, daß sich wieder etwas geändert hatte: Alle Türen standen nun offen, als hätte der Zug der Geister sie im Vorbeijagen aufgerissen!
    Nein, keine Türen, keine Tore, nie wieder ...!
    Die Seele blieb sich treu. Sie widerstand der Verlockung dessen, was hinter all diesen Unterbrechungen des unendlich scheinenden Korridors wartete.
    Den Sog, der jäh aus einem dieser Löcher nach ihr griff, dem sie am nächsten war, kümmerte dies nicht. Er scherte sich nicht um ihr Wollen, er zwang sie in sich hinein, unwiderstehlich, als hätte sich nicht nur eine Tür, sondern ein Rachen geöffnet - ein hungriger Schlund, dem die erstbeste Beute gerade gelegen
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