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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)
Autoren: Peter Conrad
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Gegenleistung, ohne dass du dein Leben über das eines anderen gestellt hättest? Wärst du wie Samael über deinen Schatten gesprungen und hättest diesen Zusammenhang erkannt, wärst du schon längst nicht mehr hier in der Hölle!“
    Asrael gab ein knurrendes Geräusch von sich. „Hohle Worte!“, fauchte er. „Gib uns dieses Menschenweib Lilith. Dann lassen wir dich ziehen. Wir wollen einem der unseren nichts Böses. Aber weigerst du dich, werden wir sie uns einfach nehmen! Auch gegen deinen Willen!“
    Raphael hob die Hand, um etwas Zeit zu erbitten. Asrael nickte ungeduldig und so wandte er sich zu Lilith und William um. Beide sahen verängstigt zu ihm auf.
    „Du darfst mich nicht schützen“, wimmerte Lilith mit Tränen in den Augen. „Wenn du es tust, werden sie auch dich töten.“
    „Ich werde dich ihnen nicht ausliefern“, widersprach Raphael entschlossen. „Ich gebe dich nicht her, ganz gleich, wie viele es auch sein mögen…“
    Dann wandte er sich an William.
    „William Foltridge. Ich danke dir aufrichtig für deine Freundschaft zu Eleanor. Ich danke dir dafür, dass du für sie da warst, als ich es nicht sein konnte.“
    William erwiderte seinen Blick stumm. Dann begann er zu verstehen und nickte.
    „Ich verstehe“, krächzte er. „Es scheint, als wäre meine Zeit gekommen und ich muss mich von Lady Eleanor trennen. Es war gut, meine Schuld bei ihr beglichen zu haben.“
    „Ihr hattet nie eine Schuld, William“, erwiderte Raphael mit einem Lächeln. „Wahre Freundschaft kennt ebenso wenig Schuld wie Sühne. Euch ist schon lange vergeben worden und jetzt ist der Augenblick für euch gekommen, diese Vergebung auch anzunehmen.“
    Ein glückseliges Lächeln zog sich bei diesen Worten über Williams Gesicht.
    „Sagt Lady Eleanor, dass ich stolz darauf war, an ihrer Seite durch die Hölle gehen zu dürfen!“, flüsterte er dankbar.
    Raphael nickte. Dann streckte er die Hand nach ihm aus und verbrannte ihn. Und in diesem Augenblick war sich Raphael vollkommen sicher, dass dies gut und richtig war. Denn Williams Seele würde dadurch nicht in den Himmel zurückkehren um erneut losgesandt zu werden. Ihm war schon vergeben worden als Eleanor damals nach ihrem Besuch der Burgruine von Crowstone für ihn gebetet hatte. Jetzt würde er vor seinen Schöpfer treten können und dort bleiben dürfen.
     
    „Bist du bereit?“, fragte Raphael Lilith.
    Sie sah ihn an und lächelte. Dann nickte sie stumm. Raphael wandte sich um und erkannte, dass Gabriel mit Eleanor verschwunden war.
    „Was machen wir jetzt?“, fragte Lilith leise. „Wie kommen wir aus dieser Falle wieder heraus?“
    Ein Lächeln zog sich über Raphaels Lippen. „Zurück können wir nicht“, sagte er. „Aber wir können nach vorn. An den Ort, an den wir nicht gehen dürfen!“
    Dann ergriff er Liliths Hand und zog sie mit sich. Hinab in das gigantische schwarze Loch, das zu ihren Füßen brüllend rotierte und tobte.

Das Zentrum
     
    Als Gabriels Füße den Boden berührten, öffnete Eleanor endlich wieder die Augen. Nie hätte sie einen Anblick für so furchteinflößend gehalten, wie ihren Fall durch das schwarze Loch. Während Raphael noch mit Asraels Engeln gekämpft hatte, war Gabriel vollkommen unbemerkt auf das schwarze Loch zugeflogen, bis dessen gewaltige Gravitationskräfte ihn unwiderruflich anzogen. Dann hatte er sich mit Eleanor in den Armen einfach fallen lassen, während um sie herum das Kreischen und Schreien der sterbenden Seelen zu einem ohrenbetäubenden Orkan angeschwollen war. Das Zentrum des Schwarzen Loches mochte tatsächlich vollkommen lichtlos sein, doch die riesige Lichtscheibe, die es umgab, bestand aus Myriaden leuchtender Seelen, die wie in einem gigantischen Strudel zu seiner Mitte gezogen wurden, wo sie im Nichts verschwanden. Eleanor sah in dem ungeheuren Lärm und Toben um sich herum schmerverzerrte Gesichter, die ihre Angst und den Schmerz aus sich herausschrien. So fürchterlich waren all die leuchtenden Gesichter um sie herum, dass sie schließlich die Augen schloss, um ihren Fall in das schwarze Loch nicht sehen zu müssen.
    Und dann war es auf einmal schlagartig ruhig geworden. Von einem Augenblick auf den anderen waren die Schreie verstummt und es war zugleich unfassbar kalt geworden. Als Eleanor das leise Knirschen von Gabriels Füßen auf dem Boden hören konnte, hatte sie die Augen geöffnet.
    Die Welt um sie schien nur aus Eis zu bestehen und ein trübes Zwielicht beleuchtete nur
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