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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung
Autoren: Jude Deveraux
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nicht anvertraute, war ihr der Tod gewiß. Falls sie sich ihr anvertraute, bestand die Möglichkeit, daß sie und Rogan am Leben blieben.
    Als Jeanne an diesem Abend zu ihr kam, litt Liana entsetzlich unter dem Zwiespalt, wie sie sich nun entscheiden sollte.
    »Ich habe etwas arrangiert«, sagte Jeanne. »Es ist das Beste, was ich unter den herrschenden Umständen bewerkstelligen konnte; aber ich weiß nicht, ob es gelingen wird. Ich habe nicht gewagt, mich einem der Männer meines Gatten anzuvertrauen. Ich fürchte, daß eine meiner Kammerfrauen meinem Gatten alles berichtet, was ich unternehme. Kommt jetzt mit mir. Es ist keine Zeit mehr zu verlieren.«
    »Rogan ist hier«, platzte da Liana heraus.
    »Hier? In diesem Keller?« Jeannes Stimme klang ängstlich.
    »Nein. Er befindet sich im Obdachlosenasyl der Burg. Er kam zu mir ins Turmzimmer. Er sagte, er habe einen Plan, und er wollte mich in jener Nacht von hier fortbringen, als Ihr mich in diesem Keller untergebracht habt.«
    »Wo ist er? Rasch! Leute warten draußen, um Euch zu helfen, und wir brauchen dringend die Unterstützung Eures Gatten.«
    Liana grub ihre Fingernägel in Jeannes Arm. »Wenn
    Ihr uns verratet, dann schwöre ich vor Gott, daß mein Geist Euch bis ans Ende Eures Lebens verfolgen wird.«
    Jeanne bekreuzigte sich. »Wenn Ihr ergriffen werdet, dann nur, weil Ihr kostbare Zeit damit verschwendet habt, mir zu drohen. Wo ist er?«
    Liana beschrieb Jeanne die Verkleidung von Rogan.
    »Ich habe ihn gesehen. Er muß wirklich etwas für Euch empfinden, wenn er es riskierte, allein hierherzukommen. Wartet — ich werde Euch hier abholen.«
    Liana ließ sich auf einen Getreidesack fallen. Nun würde sie bald wissen, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. War sie falsch, war sie schon jetzt so gut wie tot.

Kapitel neunzehn
    Jeanne stürmte in die Große Halle, zwei in Seide gekleidete Kammerfrauen hinter ihr, und blickte aufgebracht um sich. Der Boden war mit Strohmatratzen bedeckt, auf denen Männer und Hunde schliefen. Ein paar Leute saßen in einer Ecke zusammen und würfelten. Einer schäkerte mit einer Magd.
    »Die Abläufe in meiner Latrine sind verstopft«, verkündete Jeanne. »Ich brauche jemand, der sie saubermacht. Sofort.«
    Jene, die noch wach waren, beeilten sich, beim Anblick der erlauchten Burgherrin aufzuspringen und eine respektvolle Haltung einzunehmen; doch niemand wollte sich für diese unangenehme Aufgabe freiwillig melden.
    »Ich werde Euch jemanden schicken . . .« begann einer der Ritter.
    Jeanne sah Rogan in seinen schmutzigen Kleidern an einer Wand hocken. Sie konnte seinen Blick spüren. »Der dort wird mir genügen. Komm mit.« Sie drehte sich um und hoffte, daß er ihr aus der Halle folgen würde. Er tat es, und sie wartete, bis sie sich im tiefen Schatten eines Gebäudes befanden, gab ihren Frauen einen Wink, daß sie weitergehen sollten, und drehte sich dann zu Rogan um.
    Ehe er vor ihr zurückweichen konnte, griff sie nach seiner Augenklappe und zog sie kurz in die Höhe. »Du bist es«, flüsterte sie. »Ich wollte es nicht glauben, als Liana es mir erzählte. Ich mochte nicht glauben, daß ein Peregrine einen Gedanken daran verschwendet, ob eine Frau am Leben bleibt oder nicht.«
    Rogans Hand umfing ihr Handgelenk und drückte es so fest zusammen, daß es schmerzte. »Wo ist sie, du Schlampe? Wenn ihr ein Leid geschehen ist, werde ich mit dir machen, was ich schon vor vielen Jahren hätte tun sollen.«
    »Laß mich los, oder du wirst sie niemals mehr Wiedersehen.«
    Rogan blieb keine andere Wahl, als Jeanne wieder loszulassen. »Was hast du mit ihr gemacht, daß sie dir von mir erzählte? Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu töten, falls . . .«
    »Du kannst dir deine süßen Worte für später aufsparen«, schnaubte Jeanne. »Sie ist im Augenblick versteckt und ich gedenke, sie aus der Burg herauszuschaffen; aber dafür brauche ich Hilfe. Sie kann nicht schwimmen, also muß sie mit einem Boot die beiden Gräben der Burg überqueren. Du mußt die Ruder bedienen. Gehe nun zur Mauer an dieser Seite des Nordostturms. Dort hängt ein Seil an der Mauer. Überquere den äußeren Mauerbereich in Richtung Nordwesten. Dort hängt ein zweites Seil an der Mauer, und darunter wird sich ein Boot befinden. Warte in dem Boot auf sie. Ich werde ihr bis zur äußeren Mauer helfen, und dann ist es deine Sache, sie über den Graben zu bringen und den äußeren Wasserring.«
    »Ich soll dir glauben? Dort erwarten mich
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